World of X

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Engel zu Staub

von Eve

Kapitel 2

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Am Haus von Mrs. Norma Martin



„Ähm, Mrs Martin? Wir sind Agent Mulder und Scully vom FBI”, gab sich Mulder vor der völlig geschockten Frau zu erkennen. „Das FBI?“, fragte sie mit müder, trauriger Stimme. „Ma’am, es geht um ...... Wir möchten mit Ihnen über den Mord an Ihrer Tochter reden“, versuchte ihr Scully rücksichtsvoll klarzumachen. „Oh, kommen Sie doch herein.“



Mulder und Scully betraten die Wohnung der alten Dame. Es war eine ganz normale Einrichtung, wie es jedes ältere Ehepaar gestalten würde. Überall, auf den kleinen Tischchen, langen Spitzendecken. Die Holzregale standen voll mit dicken Büchern, in den Glasschränken waren Sammlungen von Porzellangeschirr. Die Agenten sahen Bilder von Kellie.

Kellie, wenn sie das erste mal Fahrrad fährt.
wenn sie das erste mal auf einem Pferd sitzt

wenn sie eine Zahnspange trägt

wenn sie 21 wird und eine große Party veranstaltet wird



Mulder und Scully warfen sich einen flüchtigen Blick zu und nahmen auf der alten knarrenden Couch platz. Norma auf dem gegenüberliegenden Sessel. Es war jedesmal schwierig mit den Angehörigen eines Mordopfers zu sprechen. Mulder fing an: „ Mrs. Martin, ...“ es schien so, als hätte er sie gerade aus ihren Gedanken gerissen. „... das, was passiert ist, tut uns aufrichtig leid. Wir versuchen alles in unserer Macht stehende, um diesen Kerl zu finden. Doch dazu benötigen wir Ihre Hilfe.“



Sie nickte und begann dann, etwas nervös, zu sprechen. „Ich glaube nicht, dass ich Ihnen weiterhelfen kann. Wissen Sie, Kellie und ich, wir haben uns kurz bevor ...“ sie schluckte krampfhaft, „... das passiert ist nicht sonderlich gut verstanden. Um genau zu sein, wir haben uns fürchterlich gestritten. Sie warf mir vor, dass ich sie nicht ihr Leben leben lassen würde, dass ich ihr ständig Vorwürfe machen würde, wie sie ihr Leben gestaltet. Dann ist sie gegangen und wir haben uns nicht mehr gesehen...“



Es herrschte kurze Zeit Stille in dem Zimmer, dann begann Scully: „Das tut uns leid, Mrs. Martin ...“ „Schon gut, Sie können ja nichts dafür“, unterbrach Norma und lächelte dabei traurig. „Ist Ihnen vielleicht irgendetwas Komisches aufgefallen in letzter Zeit?“, wollte Mulder wissen. „Nein, nichts. Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht weiter helfen. Wenn Sie wollen, dann gebe ich Ihnen die Adresse von ihrem Freund.. Warten Sie, ich müsste sie hier irgendwo haben. Da. Hier ist sie, vielleicht kann er Ihnen ja weiterhelfen.“ Dann verabschiedeten sich die Agenten von ihr.



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In einer Seitengasse von Washington, DC



Völlig am Ende schleppte er sich an der Wand einer weiteren dunklen Gasse vorwärts. Er murmelte irgendwelche unverständlichen Worte vor sich hin. Es war inzwischen stockdunkel und irgendwelches Bettlergesindel trieb sich mit ihm in den Gassen rum.



Plötzlich blieb er stehen und fing an zu heulen. Im Licht des Mondes konnte man sein dreckiges Gesicht erkennen, übersäht mit Schweiß und Tränen. Dunkelblonde Haarsträhnen hingen ihm schlapp ins Gesicht. Müde ließ er sich zu Boden sinken und schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. Nach einer langen Weile hob er seinen Kopf und lehnte ihn gegen die Wand.



Seine Augen waren geschlossen und der Mund offen. Der Speichel, der ihm aus dem Hals lief, ließ erahnen, dass er gerade in völliger Ekstase war. Hin und wieder stöhnte er anwidernd. Er schmeckte sie, er roch sie, tief atmete er ihren Duft ein. Fest hielt er ihren Hintern in seinen Händen, während er gerade dabei war ihre feuchte Mitte zu schmecken, zu erkunden, mit seiner Zunge zu massieren. Splitternackt kniete er vor ihr, sein Gesicht war tief in ihren warmen, wohlgeformten Schenkeln vergraben. Rings um ihnen war es düster und nur das Mondlicht ließ ihre Umrisse erkennen.



Ihre Hände wühlten verlangend in seinen Haaren. Ihr Körper war wunderbar, sanft kreiste sie mit ihren Hüften, ihre Haut war einzigartig und ihre wohlgeformten Brüste ließen ihn fast kommen. Ihr Kopf war nach oben geneigt und sie stöhnte in regelmäßigen Abständen unter seinen Liebkosungen. Nun ließ er von ihr ab und richtete sich auf. Sie sahen sich zärtlich in die Augen bevor sie sich so nackt wie sie war an ihn schmiegte und ihm einen umwerfenden Kuss gab. Er flüsterte in den Kuss hinein: „Sag’ meinen Namen! Mein Engel. Sag’ meinen Namen!“



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„Mulder?“,



Es erwischte ihn wie einen Schock. Unsanft wurde er aus einem weiteren Alptraum gerissen. ‚Gott! Was ist das? Was ist das nur?’

„Mulder, entschuldige, aber ich musste dich wecken. Wir sind da, bei deinem Apartment.“ Misstrauisch beobachtete Scully ihren Partner, der immer noch ein bisschen orientierungslos umher blickte. „Soll ich mit nach oben gehen?“ Mulder schüttelte den Kopf: „Nein, das brauchst du nicht. Ich bin ja schon wieder wach.“ Er lächelte sie noch einmal an und stieg dann aus. Scully sah im noch hinterher, bis er im Haus verschwand, dann machte sie sich auf den Weg zu sich nach Hause.



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Mulder kam völlig erschöpft in seinem Apartment an. Ihm war kalt, eiskalt. Seit zwei Wochen hatte er diese seltsamen Träume. Sie waren schrecklich grausam, er hatte Angst vor ihnen. Seit zwei Wochen hatte er nicht mehr richtig geschlafen, die Träume schlichen sich klammheimlich in seine Gedanken. Jeden Abend schlummerte er ein, mit der Hoffnung, einmal durchzuschlafen. Doch jedes mal wachte er schweißgebadet wieder auf und konnte sich nicht mehr beruhigen.

Seit zwei Wochen.



Und heute? Verdammt! Er ist im Auto neben Scully eingeschlafen. Er hat wieder geträumt. Er konnte nichts erkennen, das konnte er in keinem. Bis jetzt sah er nur verschwommene Silhouetten. Alles war schwarz. Pechschwarz wie die Nacht; gespenstisch, bedrohlich und alles verschluckend. Aber das war noch nicht alles, nein. Inmitten dieser Schwärze war es leuchtend hell. Dieses Licht versucht, das Dunkle zu bekämpfen, es zu vernichten und alles, jede Spalte, jede kleinste Ritze zu erhellen. Aber das schafft es nicht, das Licht ist zu schwach. Die Dunkelheit ist stärker als das Licht. Das Helle wird vom Dunklen besiegt und dann ist es endgültig schwarz. Alles ist schwarz. Pechschwarz wie die Nacht.



Das ist der Zeitpunkt, an dem er für gewöhnlich aufwacht. Doch diesmal war es anders gewesen. Er träumte, dass er in einer Seitengasse wäre. Die Straßenlaternen beleuchteten nur freizügig kleine Winkel, aber sonst war es schummrig dort. Er hörte jemanden stöhnen, ein lustvolles Stöhnen. Dann hörte er eine atemlose Stimme sagen: „Sag meinen Namen! Mein Engel. Sag meinen Namen!“



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Was ist nur los mit ihm? Seit zwei Wochen benimmt er sich nun schon so eigenartig. Als sie vorhin seinen Namen sagte, ist er wie ein scheues Reh aufgeschreckt. Sie hat gemerkt, dass er schlief, deshalb hatte sie auch besonders sanft damit angefangen ihn aufzuwecken. Zum einen, weil sie wusste, dass er schon nächtelang nicht mehr durchgeschlafen hat; das erkennt mittlerweile auch ein Außenstehender. Mulder ist blass im Gesicht, seine Augen strahlen nicht mehr wie früher, ja, sie sehen ausdruckslos aus und manchmal sogar etwas leer. Seine Hautfarbe ist etwas fahl und sein ganzes Erscheinungsbild zeigt, dass er ausgemergelt ist.



Sie spürte, dass ihn irgendetwas bedrückt, dass er Ängste hat, aber sie weiß nicht wovor. Sie macht sich Sorgen, große Sorgen. Was lässt ihn nicht schlafen? Was hält ihn davon ab? Warum sagt er es ihr nicht? Sie würde ihn doch aus diesem Teufelskreis heraus holen.



Das war der zweite Grund, warum sie ihn eigentlich gar nicht wecken wollte, er sah so friedlich aus. Er schlief so ruhig wie ein Baby. Sie beobachtete ihn eine Weile, aber nach ein paar Minuten wurde er unruhig. Er rutschte nervös umher und wimmerte leise. Zu diesem Zeitpunkt hielt sie es für besser, ihn zu wecken. Leise, ganz sanft und vorsichtig flüsterte sie seinen Namen. Bis er plötzlich aufschreckte. Man sah ihm an, dass er im ersten Moment nicht wusste, wo er sich befand, aber er schien sich dann doch einigermaßen zu beruhigen.



Sie bot ihm an, mit hoch zu gehen, aber er lehnte ab. Na gut, dachte sie, früher oder später wird er ihr sein Geheimnis anvertrauen. Früher oder später wird sie es erfahren. Er stieg aus dem Wagen und verschwand kurze Zeit später im Hauseingang. Mit einem Seufzer startete sie das Auto und machte sich selbst auf den Weg nach Hause.



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Wohnung von Ian Roberts,

Heather McAllisters Freund

21:14 Uhr



Ring!



„Meine Güte! Wer will denn um diese Uhrzeit noch etwas von mir?“ Erschrocken sprang er aus seinem Sessel. Er eilte zur Tür und öffnete sie hektisch. Aber das, was er sah, stockte ihm den Atem. Vor ihm stand ein Einweckglas mit einer hellgelben Flüssigkeit und einem blutroten Objekt. Da war noch etwas. Ein Zettel. Er nahm das Glas und das Stück Papier und trug die Sachen in seine Wohnung. Noch immer wusste er nicht, was genau dieser Gegenstand sein sollte. ‚Was kann das denn nur sein? Sieht komisch aus. So rot.’ Als er dann die Notiz las, wurde es ihm mit einer schrecklichen Gewissheit klar.

„Mein Gott!“ mehr brachte er nicht hervor, sein Gesicht war blass, kreidebleich.


„Hass kommt aus dem tiefsten Innern des Herzens.“

Kurze Zeit später traf das FBI bei ihm ein.



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ICH WILL



Er hatte ihr Herz. Er hatte wirklich ihr Herz.

Er war gerade dabei es zu braten, schön knusprig braun und goldgelb brutzelte

es in der Pfanne. Aber es war nicht das ganze Herz, nein, das war es nicht.



Er hatte den Teil der Liebe, der Unschuld, des Vertrauens, und der hoffnungslosen

Hingabe. Die andere Hälfte hatte er diesem Freund geschickt.



Er hatte ihm den Teil des Hasses gegeben, des Zornes.

Niemals mehr wird dieser Freund die Liebe von SEINEM ENGEL

bekommen.

Niemals!



Während das Herz in der Pfanne gebraten wurde,

saß er noch an der Nähmaschine.

Er nähte Stück für Stück aus der Haut der Frauen eine Puppe.

Eine lebensgroße Puppe.





DICH !



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Im Kellerbüro des John Edgar Hoover Gebäudes



„Hey, guten Morgen, Mulder!“. Begrüßte Scully ihren Partner. Ihr fiel sofort auf, dass er wahrscheinlich wieder die halbe Nacht nicht geschlafen hat. Die dunklen Ringe unter den Augen, der glasige Blick. Müde hob Mulder seinen Kopf: „Morgen, Partner.“ Zu mehr war er nicht in der Lage, dazu war der Bericht, der vor ihm lag zu fesselnd und zu grausam. „Was hast du da?“ neugierig geworden beugte sich Scully zu ihm.

„Den Kurzbericht von gestern Abend. Ian Roberts, Heather McAllisters Freund, hat die Hälfte eines Herzens bekommen. Mit dieser Notiz.“ Er reichte ihr den Zettel.



Sie betrachtet beide Sachen etwas länger als nötig, denn sie war so erschüttert über das, was sie in der Hand hielt. Wenn man sich nur mal vorstellte. Die Freundin, mit der man vielleicht vorhatte zu heiraten, eine Familie zu gründen und dann noch den Rest seines Lebens mit ihr zu verbringen, wird auf so grausame Weise aus dem Leben entrissen. Und dann, wenn man den Tod wenigstens ein bisschen akzeptiert hat, bekommt man so etwas.



Sie musste schwer schlucken.





„Wir müssen unsere Berichte schreiben. Heute Nachmittag ist eine weitere Sitzung.“



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Konferenzraum

18:15 Uhr



„......Und deshalb ist es bewiesen, dass diese Herzhälfte die von Heather McAllister ist.

Agent Smith, ich möchte, dass Sie Mr. Roberts ein weiteres mal verhören.

Agent John, Sie werden noch einmal die Nachbarn ausfragen.

Agent Mulder, von Ihnen werde ich Morgen das weiter erarbeitete Täterprofil auf dem Schreibtisch sehen. Und jetzt möchte ich, dass Sie alle nach Hause gehen. Wir brauchen Sie Morgen ausgeschlafen und topfit. Wir müssen diesen Kerl schnappen! Gute Nacht!“



Damit verabschiedete sich AD Skinner von seinen Agenten.



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“Mulder, komm. Ich lade dich zum Essen ein,“ bot Scully ihm an und fasste nach seinem Arm. „Ok, aber nichts Großes. Ja?“ sicherte Mulder freundlich zu.



Scully war sichtlich glücklich über seine positive Antwort und schenkte ihm ein freundliches Lächeln.



‚Der erste Teil wäre also schon mal getan.’



Sie stiegen in das Auto und fuhren davon.



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‚So, der letzte Brief und dann habe ich Feierabend. Ich freue mich schon auf ein heißes Bad.’



Eifrig fing Skinners Sekretärin an, den letzten Brief zu schreiben.



„Gute Nacht, Mrs. Highsmith. Bleiben Sie nicht mehr zu lange hier. Das können Sie doch auch Morgen machen.“



„Oh, danke Sir, aber das kann wirklich nicht mehr warten. Ich werde mich beeilen, und dann nach Hause gehen. Gute Nacht, und kommen Sie gut nach Hause.“



Skinner verließ mit einem höflichen Nicken den Raum.
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