World of X

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Ich hätte lieber eine Rose ...als das ewige Leben

von Franzi

Kapitel 2

... Sie müssen jetzt sehr stark sein ...



Die Worte hallen in meinem Kopf weiter. Was ist jetzt ? Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen vor Schuldgefühlen. Was soll ich denn jetzt tun ? Wie kann das sein ?

Aus einem anderen Winkel meines Kopfes hallte einfach eine ungeheure Leere , oder es war eher mein Herz



....Ihr Sohn, Timmy, ist vor 20 Minuten verstorben...

"Timmy ?"

Ich starre die Frau entgeistert an. Da sehe ich Skinner , wie er winkend an der Tür von Mulders Krankenzimmer steht.

Ich lasse die verdutzte Schwester stehen, spreche einen kurzen Segen für die wahre Mutter dieses Jungens und bin schon bei Skinner angelangt.

"Er ist wach."

Meine Augen fangen an zu strahlen, obwohl ich es nicht sehen kann, merke ich es an Skinners Reaktion. Er schiebt mich regelrecht in das Zimmer hinein. Dort sitzt Mulder, blass wie zuvor, dafür mit einem dicken Grinsen im Gesicht.

"Scully ! Ich hab meine Lieblingsärztin schon vermisst."

Ich lächle scheu zurück , ergreife sofort seine Hand und lasse mich auf seiner Bettkante nieder. Skinner steht grinsend daneben.

"Mulder" ich muss mich zusammenreißen, dass ich nicht schon wieder losheule, "Ich hab mir Sorgen gemacht." Er reagiert nur mit einem festeren Druck meiner Hand. Skinner macht sich mit einem "Na, ich muss dann mal los" aus dem Staub. Der Mann versteht sogar was von Taktgefühl.

Der Arzt kommt herein.

"Schön, dass Sie so schnell gekommen sind, Mrs. Mulder."

Mit einem Blick auf Mulder fügt er "Uns scheint es ja wieder besser zu gehen." Hinzu.

Sein Piepser geht los und er verabschiedet sich.

"Mrs. Mulder ? Haben wir denn endlich geheiratet ? Das wäre eine Erklärung für meine schlechten Herzwerte von denen der Arzt geredet hat... die Hochzeitsnacht war ... toll, eh ?

Froh darüber, dass der alte Mulder wieder da ist, tätschle ich seinen Kopf.

"Nein, aber sonst hätten sie mich nicht auf ihr Zimmer gelassen, Dummkopf."

"Ich bin aber kein Hund."

"Sie sollten jetzt lieber schlafen."

"Sie wollen mich einschläfern lassen?" Ich erlaube mir, dass was ich in der Arbeit total auf "aus" geschaltet habe, ein Grinsen.

"Ich komme morgen wieder, ja?"

Er nickt zufrieden.

"Und ich muss noch mit Ihrem Arzt reden. Hat er ihre Werte schon mit Ihnen diskutiert?"

Er schüttelt den Kopf.

Ich fahre ihm noch einmal liebevoll über sein volles Haar und gehe dann aus der Tür.



Diese Nacht bewältige ich, nachdem ich Mum versichert habe, dass alles in Ordnung ist, ohne irgendwelche Hilfsmittel.



Doch das Gespräch mit Mulders Arzt reißt mich aus allen Wolken.

Irgendwann drehe ich mich einfach um und renne aus dem Krankenhaus.

Ich hatte wahre Hoffnung für Mulder. Ich hatte nicht einmal gedacht, dass er so übel dran ist.

Ich gehe blind für meine Umgebung durch die Straßen, bis ich nicht mehr weiß wo ich bin.

Doch ich renne weiter, genauso wie sich meine Tränen den Weg über meine Wangen bahnen, so laufe ich orientierungslos durch Washingtons Straßen.

Irgendwann merke ich, dass meine Kleider nass sind, es muss angefangen haben zu Regnen. Ich habe es nicht einmal gemerkt.

Ich ignoriere alle Gesetze, beachte keine Ampeln, bis mich ein Mann am Arm packt. Ich will ihn anherrschen ,was das denn soll , da fragt er ob ich denn lebensmüde sei. Jetzt erst bemerke ich, dass ich in Begriff war auf die Fahrbahn zu laufen. Ich möchte ihm ein Wort des Dankes zukommen lassen, doch mein Wortschatz ist auf 0 geschrumpft, ich sehe die grüne Ampel und gehe einfach weiter.

Schließlich stehe ich an einer Straßenecke und ein kleines Mädchen starrt mich an.

"Mami, warum schaut den die Frau so seltsam aus?"

Ich sehe an mir hinab. Mein pitschnasser Mantel, zudem mein klatschnasses Haar und mein verwirrtes Gesicht müssen wirklich einen seltsamen Eindruck auf die Kleine zu machen.

Ich will gerade etwas erwidern, doch da zieht die Frau sie schon weiter.

Letztendlich stehe ich am anderen Ende der Stadt und versuche vergeblich ein Taxi herzubeordern.

Nachdem mir eine dieser Möchtegernmodels eins weggeschnappt hat und die anderen alle besetzt sind, kommt keines mehr und es beginnt wieder zu gießen.

Was soll ich jetzt tun? Jemanden anrufen... nur wen ?

Mum? Nein, ich hab ihr doch schon so viel angetan. Skinner ? Vielleicht. Ich lasse es läuten, einmal noch einmal , nach dem 15. Mal nehme ich an, dass er nicht mehr drangehen wird.

Und jetzt ? Ich weiß keinen mehr... außer ...



10 Minuten später steht Langly mit dem LoneGunmen – Volkswagenbus am Straßenrand und winkt mir aufmunternd zu. Als er erkennt, dass ich total nass bin und auch etwas von Geisteszustand murmelt , weigert er sich mich zu meinem Apartment zu fahren und setzt mich vor der Paranoia – zentrale ab.

Mit einem Arm um meine Taille und einer einladenden Geste führt er mich ins Reich der Spinner.

"Seht mal, wen ich am Straßenrand gefunden hab."

"Langly ! Nicht schon wieder die Nutte, die dir erzählt hat, dass sie Verbindungen in die Regierung hat." Tönt es aus dem Technikverhau von Frohike.

Doch als er mich erblickt wird er ganz kleinlaut. "Ich meine, was verschafft uns die Ehre, Agent Scully ?"

"Sie ist klatschnass, siehst du das denn nicht ?"

Langly greift nach einem Handtuch und reicht es mir , holt ein paar Klamotten aus einem Regal und schickt mich in ihren ... Raum, der in dem die Sessel stehen , wie immer sie es auch nennen.

Ein paar Minuten später, nachdem ich mir das Haar trocken gerubbelt habe , stehe ich vor den Drei in undefinierbaren Klamotten.

"Danke, aber die sind mir irgendwie fünf Nummern zu groß."

"Das liegt wahrscheinlich daran, dass es Mulders Sachen sind. Er hat sie mal hier liegen gelassen."

Bei dem Wort Mulder schalten meine Tränendrüsen ungewollt auf Durchlass.

Nun stehe ich hier, weinend ,vor den 3 Top- Paranoikern Amerikas.

Endlich fasst sich Byers ein Herz und meint:

"Na ,Scully. Was ist denn los?"

Nachdem ich ihnen das erzählt habe, was mir der Arzt gesagt hat, nämlich dass Mulder nur noch wenige Wochen bis zu seinem Ableben hat, schauen sie alle getrübt auf den Boden und Langly meint schließlich: "Vielleicht sollten sie ja mal mit Mulder darüber reden."

Da ich durch den starken Tränenverlust nicht mehr ganz da bin, willige ich wieder ein und wir fahren zu viert ins Krankenhaus.



Vor Mulders Krankenzimmer bleiben sie geschlossen stehen und lassen mich alleine hineingehen.

Mulder schlägt die Augen auf, als ich hineinkomme.

"Hallo Scully!"

Seine Gesicht scheint abgespannt, seine Stimme ist matt.

"Hallo."

"Was führt sie hierher?" fragt er und versucht sich mühsam in seinem unwiderstehlichem Lächeln.

"Mulder, wir müssen reden."

"Und worüber?"

"Über ihre Krankheit."

"Scully, ich habe jetzt wirklich nicht den Nerv mit Ihnen noch einmal alles durchzugehen. Der Arzt hat mir alles erklärt."

"Mir ebenso."

Er schnaubt verächtlich und blickt demonstrativ nicht in meine Richtung.

Ich atme tief durch.

"Mulder, er hat mir gesagt, dass Sie vielleicht nicht das nächste Jahr erleben werden."

Er reagiert nicht.

"Mulder, ... wir haben jetzt Mitte November.... Könnten sie mir vielleicht erklären, was Sie vorhaben zu tun ? Was ist mit unserer Zukunft ?"

"Jetzt hören Sie mal, Scully ! Ich hab keine Ahnung wovon Sie sprechen. Falls Sie sich erinnern, wir ... damit scheinen Sie sich zu meinen. Ich werde in ein paar Wochen tot sein. Ich habe keine Zukunft. Spooky Mulder wird endlich in die ewigen Jagdgründe der Außerirdischen eingehen. Seien Sie froh, Scully !

Jetzt kann Ihnen und Ihrer Kariere beim FBI bald keiner mehr im Weg stehen. Sie werden die X- Akten ganz einfach schließen, schon allein dafür wird man Ihnen eine Auszeichnung geben."

Er macht eine Pause, das Atmen fällt ihm sichtlich schwer.

"Mulder, ich will Ihnen doch nur helfen."

"Scully ! Verdammt noch mal. So naiv können Sie doch gar nicht sein." Weitere Tränen laufen meine Wangen hinab. "Das wird toll! Glauben Sie mir das. Der lästige Mulder ist weg. Dann können Sie tun und lassen was Sie wollen. Sie werden nicht mehr wegen mir entführt, können vielleicht wieder Kinder bekommen. Alles was Ihnen mit mir versagt war. Aber dann lassen Sie mich wenigstens in Ruhe !

Was ich vorhabe zu tun ? Scully, ich bin kein Reiseveranstalter. Vielleicht mach ich das, was ich schon immer tun wollte. Eine Kreuzfahrt, aber ohne eine Frau, die jahrelang meine Ideen zerstört und mich so oft für verrückt erklärt hat und jetzt auch noch ankommt und wissen will wie ich unsere Zukunft plane. Merken Sie denn nicht wie lächerlich Sie sind ? ...."

Er könnte noch lange weiterreden, es sind die schlimmsten Worte, die ich aus seinem ... überhaupt einem Mund irgendeines Menschen jemals gehört habe . Es tut mir weh und er merkt es nicht einmal.

Durch den angestiegenen Geräuschpegel ist die Schwester hereingekommen, mit ihr die einsamen Schützen.

"Sie sollten ihn nicht so aufregen." Sagt sie in meine Richtung.

Da springt Frohike ein: "Na hören Sie mal ! Sie haben ja keine Ahnung." Und schiebt die überraschte Schwester aus dem Zimmer. Dann wendet er sich Mulder zu: "Sag mal hast du wirklich einen Schaden am Kopf von deinem Sturz ? Du schreist dieses wunderschöne Geschöpf an" und er zeigt auf mich

"und du schämst dich nicht einmal ? Was hat sie dir denn getan ? Warum denkst du denn, dass du fast keine Freunde hast ? Ja, du hast der Frau viel angetan , aber das indem du auf ihren Gefühlen herumgetrampelt bist..."

Mehr höre ich nicht, da ich noch mehr Geschrei heute nicht mehr aushalte und ich gehe wieder in meine Wohnung. Mein erster Weg ist der in die Küche.

Aber, kein Tropfen mehr da.

Irgendwann schlafe ich dann.

Nur um am nächsten Morgen aufzuwachen und mich selbst ins Büro zu schleppen, in dem einige Leute auf mich warten, die eine Erklärung für die letzten Tage fordern.

Nach Stunden von Erklärungen und Bergen von Papierkram, als Bestrafung, so zu sagen, komme ich wieder an meiner kleinen Wohnung an.

Der Anrufbeantworter ist voll mit Nachrichten.

Bill, der wissen will, ob ich doch wieder einmal Zeit habe, Mum, die mich Weihnachten bei sich haben will und auf mich wartende Laborberichte.

Es klopft an der Tür.

Ich öffne und fahre erst einmal zusammen.

Dort draußen steht Mulder.

"Mulder ! Was machen Sie hier ? Warum sind Sie nicht im Krankenhaus ?"

"Ich hab es nicht länger ausgehalten. Frohike , der irre Clown … er hat mit tatsächlich die Augen geöffnet. Ich hab mich furchtbar benommen."

"Mulder ,... kommen Sie doch rein!"

Er schließt die Tür hinter sich und wir setzen uns an meinen Küchentisch.

"Ich weiß was Sie gerade durchmachen" ich gestikuliere mit meinen Armen " Ich habe das selbe durchgemacht, als ich Krebs hatte. Ich habe alle Menschen auf der ganzen Welt gehasst, die gesund waren und bei jedem habe ich mir gedacht: Warum nicht der ? Der hätte es verdient. Es sind furchtbare Gedanken, die man nicht aussprechen kann, aber man ist so voller Wut...."

"Scully. Warum haben Sie mir das damals nicht erzählt ?"

Ich muss schmunzeln.

"Wir sind eben verschieden. Sie kennen mich, ich wollte es mit mir allein aushandeln."

Er steht auf und nimmt mich liebevoll in den Arm , obwohl ich diesmal an der Reihe bin.

"Verzeihen Sie mir, Scully?"

Wir blicken uns in die Augen.

"Ich habe es nicht so gemeint. Ich musste es an jemandem auslassen. Sie hatten Recht."

"Natürlich, Mulder." Ich würde weinen, wenn ich heute nicht schon alle Tränenflüssigkeit verloren hätte.

Er schaut mich an und meint plötzlich: "Sie sollten schlafen gehen." Und er schaut mir in die rotgeweinten Augen und streicht über mein Haar.

"Ich will nicht von Ihnen getrennt werden."

Er tut so, als würde ich heute Nacht anstatt mein weiteres Leben meinen , er nimmt die Decke aus meinem Schlafzimmer und breitet sie auf der Couch aus. "Wenn wir uns schmal machen müsste es klappen."

Ich zögere, frage mich selbst ob ich das Thema noch einmal ansprechen soll.

"Na kommen Sie , Scully ! Ich werde auch ein braver Junge sein."

Wir liegen zusammen auf der Couch und ich kuschle mich an seine Brust. So gut wie heute bin ich schon lange nicht mehr eingeschlafen.

Am nächsten Morgen brauche ich einige Minuten, bis ich wieder meine Orientierung erlangt habe.

Mulder sitzt Beine baumelnd auf meiner Küchenplatte und kocht Kaffee.

"Guten Morgen, schöne Frau." Grinst er.

"Guten Morgen."

"Gehen Sie heute ins Büro ?"

"Ja, ich denke schon. Warum ?"

"Ich werde mitkommen."

Ich will schon mit meinem Protest beginnen, da wehrt er schon ab.

"Ich muss einfach mit Skinner reden."

"Wir treffen uns zum Dienstschluß?"

"Ja, bis später."

Er holt mich dann auch tatsächlich ab und wir fahren zu mir.

"Scully" er atmet tief durch "Ich habe mit Skinner ausgemacht, dass ich bis Mitte Dezember arbeiten werde, soweit es meine Gesundheit zulässt."

Ich will etwas einwenden, doch er bringt mich zum Schweigen.

"Sie wissen doch, mindestens so gut wie ich, dass ich es nicht aushalten würde ohne meine Arbeit. Die Arbeit ist mein Leben und so lang ich vielleicht noch jemandem helfen kann , werde ich diesem die Hilfe nicht verweigern.



Die Wochen gehen schnell vorüber.

Sie sind anders...

Am Anfang sind wir noch aneinandergeraten, aber nach einer weiteren Standpauke von Frohike und Mulders Arzt und auch von Skinner , hört er auf mich.

Wir tun all das, was eigentlich nur verliebten Paaren zusteht.

Wir gehen Sonntags Eisessen , anstatt im Keller verstaubte Dias von Monstern anzusehen, wir gehen ins Kino und laufen durch den mittlerweile verschneiten Park.

Die letzte Woche vor Mulders Dienstschluß geht es ihm schlechter. Ich habe ihm angeboten mit ihm zu fahren, doch er hat mich abgewimmelt.

Zurück in meinem Apartment.

Das Telefon klingelt.

Meine Mutter ist dran: "Schatz, wann kommst du dieses Jahr ?"

"Mum, ich weiß nicht, ob ich überhaupt kommen kann."

"Aber ... ?"

Und ich erzähle ihr wie weit es schon ist.

Zehn Minuten später, nachdem ich aufgelegt habe, klingelt es wieder. In der Hoffnung, dass es nicht Bill ist, dem Mum gerade alles brühwarm erzählt hat, hebe ich ab.

"Scully."

"Ich bin´s . Könnten Sie vielleicht doch vorbeikommen ?"

Natürlich kann ich und ich stehe schon vor seiner Tür.

Das erste, was mir auffällt ist die extreme Hitze. Er muss alle Heizkörper aufgedreht haben.

"Mulder wo sind Sie?"

"Im Schlafzimmer."

Dort liegt er, eingemummt in mehrere Decken und zitternd.

"Mulder .." entfährt es mir, geschockt wie ich bin.

"Scully. Mir ist so eisig kalt."

Ich erkenne sofort wieder die Symptome und ich halte ihn schon.

Ich erinnere mich wieder wie nah er doch dem Tod ist.

"Danke, Scully."

"Immer doch."

So schlafen wir ein.



Am nächsten Morgen frage ich ihn, ob er mit mir fahren und mit meiner Familie Weihnachten feiern will. Er sagt gerührt, Ja und am 19. Dezember fahren wir los.

Ich fahre und er schläft fast die ganze Zeit. Ich wecke ihn vorsichtig.

"Sind wir denn schon da?"

"Nein, aber ich mache eine Pause für einen Imbiss."

"Was wollen Sie essen."

"Einmal Truthahn mit Preiselbeeren bitte."

"Sind Pommes und Hamburger auch okay ?"

"In der Not frisst der Teufel Fliegen."

Dankbar stopft er zehn Minuten später das Fastfood Essen in sich hinein.

Kauend fragt er: "Wer kommt denn so alles?"

"Na ja... Mum hat eine Weihnachtsfeier im richtigen Familienkreis geplant , Bill und Tara

werden kommen und Charles mit Anhang, wenn er Zeit hat.

"Bill wird mich umbringen ,wenn ich mich jetzt auch noch zu Weihnachten bei ihm blicken lasse."

"Mum hat versprochen ihn vorzuwarnen."



Als wir ankommen, steht diese schon am Fenster und wartet.

Und als sie endlich mein Auto erkennt, stürmt sie schon aus dem Haus.

"Dana, Fox !" Kaum sind wir ausgestiegen, umarmt sie uns Beide herzlich und fängt schon damit an, wie schön es doch ist, dass wir da sind.

Ich fange ein halbherziges , "Mum, wir sind gerade ein paar Stunden gefahren, wir sind erschöpft" an, doch sie plappert munter weiter, Mulder grinst mich fröhlich an.

Die nächsten Tage verbringen wir Drei damit, das Haus zu schmücken, Geschenke zu kaufen und Essen vorzubereiten.

Am 24. backen wir noch die letzten Plätzchen.

Zu Mums Leidwesen kann ich weder kochen noch backen, letzteres beweise ich gerade wieder indem ich ein ganzes Blech kohlenschwarz hab werden lassen.

Wenn man mit Mulder Plätzchen bäckt, fühlt man sich sofort wieder in seine Kindheit zurückversetzt.

Er nascht mehr von dem Teig als dass er Formen daraus macht. Ich will ihn schon tadeln, da läutet die Tür. "Sie rühren sich nicht von der Stelle. Und ich möchte in dieser Schüssel noch Teig sehen, wenn ich zurückkomme." Knurre ich, doch Mulder kann nur darüber lachen, worüber ich dann wieder froh bin.

An der Tür stehen Charles und Ellen, seine Frau, im Hintergrund die Kinder, die sich gerade mit Schnee einseifen. Das Hallo ist groß, vor allem da wir uns lange nicht mehr gesehen haben.

Mulder steht im Küchenrahmen und sieht verstohlen her. Ich deute auf ihn und sage, "Das ist Fox Mulder. Und das sind mein Bruder, Charles, meine Schwägerin, Ellen und ihre Kinder , Bob, Claire und Pete. Mulders Teighände winken herüber und die eingeeisten Kinder tun es ihm gleich.
"Kommt, ihr müsst aus euren Klamotten raus." Meint Ellen. Ich biete meine Hilfe an und sehe, dass Mulder und Charles miteinander ins Gespräch kommen.

Nachdem wir die drei Kinder von ihren Anziehsachen losgeeist haben und ihnen trockene Sachen verpasst haben gehe ich wieder in die Küche.

"Na, Jungs. Seid ihr schon Freunde geworden?"

Charles dreht sich um und grinst verschmitzt.

"Ja, wir haben kleine Danaplätzchen gebastelt."

Erst denke ich sie wollen mich auf den Arm nehmen, aber als mein Blick auf das Blech fällte sehe ich es. Lauter kleine Männchen, oder besser Weibchen, die auf dem Kopf rote Gelmasse tragen.

Charles und Mulder stehen in der Ecke und lachen sich wie kleine Jungs über mein dummes Gesicht schief. "Na gut. Ihr habt es nicht anders gewollt. Dann backe ich euch auch."

Also beginne ich kleine Charlie und Mulder Figuren zu formen und Claire kommt später noch dazu um mir aus Loyalität zu helfen.

Während Ellen und Mum das Mittagessen vorbereiten und ich so tu, als wäre ich eine gute Küchenhilfe gehen die zwei Männer und die Kinder raus zur Schneeballschlacht.

Nachdem ich mich dreimal verbrannt und dann die Knödel verformt habe, schicken sie mich deutlich zu den Anderen heraus.

Ich entdecke im Schnee einen völlig abgekämpften, aber glücklichen Mulder. Ich will ihm aufhelfen und ins Haus schicken , doch er zieht mich zu sich hinunter und erklärt mir ,dass die Eis Aliens ihn angegriffen hätten , Charles Version ist, dass es Eis Indianer waren. Ich sammle die kriegerischen Kinder ein und schicke alle sofort zum Umziehen und schmunzle über Mulders kameradschaftliche Art mit Kindern umzugehen, die ihn sofort zu ihrem Helden gemacht hat..

Zum Kaffee kommen dann Bill und seine Familie. Als er tatsächlich auf Mulder zugeht und diesem, der sich insgeheim schon auf Flucht eingestellt hat, die Hand gibt und ihm "Frohe Weihnachten" wünscht trifft mich fasst der Schlag.

Am Abend ist Mulder furchtbar müde und ich schicke ihn mit den Kindern ins Bett.

Er murmelt noch ein , "Das ist gut, dann bin ich wach wenn der Weihnachtsmann kommt." Und damit bekommt er einen Jubelruf von den Kindern.

Mum und ich bleiben noch auf.

"Es ist wirklich schön, dass ihr Beide da seid."

"Es ist auch wirklich schön hier, Mum."

"Fox geht sehr gut mit Kindern um, nicht wahr ?"

"Oh, ja." Mehr bringe ich nicht raus, da es mit belegter Stimme nicht so einfach ist zu sprechen.

"Dana, vielleicht, hat er ja noch eine Chance."
"Mum, wenn er noch eine hätte, dann würde ich jetzt nicht hier sitzen und Trübsal blasen, sondern nach oben gehen und ihn dazu zu überreden mit mir ein paar Kinder zu adoptieren."

"Ich meinte ja nur... Du hattest doch auch Krebs und bist wieder gesund geworden."

"Das war etwas ganz anderes." Und damit beende ich das Thema für heute und wir reden über alltäglichen Tratsch. Eines muss ich ihr jedoch sagen, die Gedanken, die ich hatte, als sie bei mir war. Ich entschuldige mich bei ihr für alles was sie mit mir ausgestanden hat , dich sie lächelt nur.

Als wir dann zu Bett gehen meint sie noch "Ich liebe dich, egal was du alles tust."

Gerade als ich im Bett liege, klopft es an meiner Tür.

Es ist Mulder. "Was gibt es denn? Sie glauben doch nicht wirklich an den Weihnachtsmann und wollen jetzt mit mir auf die Jagd nach ihm gehen ?" sage ich in scherzhaften Ton, doch als ich sein Gesicht sehe, wird mir bewusst, dass es ernst ist. Er ist kreidebleich und seine Stimme ist nur ein leises Flüstern. "Kann ich reinkommen?"

"Natürlich."

Ich eile ihm entgegen und stütze ihn. "Mir ist so schlecht." "Sollen wir ins Krankenhaus fahren?"

"Die können doch auch nichts tun. Scully ?"

Er sieht mit tief in die Augen. "Es war wunderschön heute. Um die Wahrheit zu sagen" wir müssen beide schmunzeln , doch er wird wieder ernst "war es das schönste Weihnachten, dass ich je hatte."

"Aber, Mulder. Weihnachten ist doch noch nicht vorbei. Der Weihnachtsmann muss doch noch kommen!" Er lächelt verzweifelt. "Scully, ich glaube ich mache es nicht mehr lange."

Ich habe Angst, dass er in diesem Moment auf meinem Bett stirbt und drücke mich fest an ihn.

"Mulder, nein!"

"Ich habe eine Bitte, Scully."

"Und die wäre?"

"Ich möchte noch einmal in das Haus meiner Eltern. Ich habe nicht mehr alle Zeit der Welt und es wäre schön wenn wir jetzt fahren könnten."

"Aber ,Mulder wir wollten doch noch gemeinsam die Geschenke auspacken."

"Bitte, Scully. Ich habe die Zeit einfach nicht mehr."

Ich nicke und packe meine Sachen langsam zusammen.

Ich packe die Geschenke für meine Familie unter den Baum stecke ein paar Essensdosen ein und lege einen Zettel an meine Mutter auf das Bett.



Wir fahren los, die Nacht ist sternenklar, doch Mulder scheint dafür keinen Sinn zu haben, er sitzt stöhnend in seinem Sitz und klagt wegen der unerträglichen Hitze, ein weiteres Symptom.

Er fragt, ob er denn das Fenster öffnen dürfe. Ich sage ja und tu so, als ob es wirklich warm wäre, um ihn nicht zu irritieren, doch ich weiß, dass er die Wahrheit weiß.

Wir sind endlich angekommen und Mulder zieht einen Schlüssel aus der Manteltasche.

"Ich bin schon so lange nicht mehr hier gewesen."

Die Möbel sind mit Plastikplanen abgedeckt, doch wir ziehen sie ab und ich erkenne die Pracht dieses

Hauses.

Mulder hat seinen Temperatursinn wieder gefunden, es wird nicht lange anhalten, und er ist wieder frohen Mutes und schleppt unsere Sachen in das Haus.

Im Keller finde ich eine Flasche Wein und wir lassen uns auf dem Sofa in dem riesigen Wohnzimmer nieder.

Wir trinken unseren Wein, blicken auf das gesetzte Feuer und schweigen aus Verlegenheit.

"Scully ?"

"Hm?"

"Vielleicht sollten wir doch ein letztes Mal über meine Krankheit reden, bevor es zu spät ist."

"Mulder!" sage ich entrüstet.

"Scully, ich kann nicht ewig leben. Ich habe es heute eingesehen, Doch ich habe so viel schon erlebt, denken sie doch einmal an die Kleinkinder, die weder Mummy noch Daddy aussprechen können, sie haben nichts von der Welt gesehen und auch diese sterben. Ich habe so viele Jahre auf diesem Planeten verbringen dürfen und dafür bin ich dankbar , Gott oder Buddha oder wem auch immer. Und"

er zögert, "Ich habe Sie kennen lernen dürfen."

Ich kann nicht mehr als einen erstickten Laut von mir geben, durch seine Worte wurde ich so berührt.

"Scully, ich habe vor einiger Zeit, als ich schon krank war und genug Zeit hatte um Bibliotheken aufzusuchen, dieses Gedicht gefunden , ich fand es so wunderbar. Vielleicht werde ich jetzt in den letzten Stunden oder Tagen auch noch sentimental, aber ...

Er beginnt mit ernster Stimme.

Ich liebe dich

Für deine kleine, verschreckte , gedankenlose Art,

Für deine Grübeleien, wie weiche dunkle Vögel,

Und wenn du sprichst ists ein plötzliches Sonnenlicht.

Ich liebe dich

Für deine großen Kinderaugen, und tänzelnden Hände,

Für deine kleinen Gottheiten deine Fingergelenke,

Und die wunderschönen Mysterien deiner Finger.

Ich liebe dich.

Studiert die Blüte ihren Lebenstag ?

Ist der Schmetterling böse auf eine Stunde Seele ?

Ich hätte lieber eine Rose

...

Er nimmt meine Hand in die seine, lächelt

...

als das ewige Leben.



"Es ist wunderschön."

"Auch wenn vielleicht ein/zwei Stellen nicht auf sie passen, das Gedicht ist nur für Sie."

Ich möchte etwas erwidern, ich will ihm sagen, was ich für ihn empfinde. Alle Gedanken, die ich im Krankenhaus hatte. Doch ich kann es nicht. Die Ice Queen siegt wieder einmal.

"Ich schau mal, ob ich aus unserer Beute noch etwas essbares machen kann."

"Ist gut."

In der Küche steht ein Radio. Ich stelle es an. Nur Pop, doch ich lasse es, lieber verrückte Musik als gar keine.

Als ich es endlich geschafft habe, den Dosendeckel zu öffnen kann ich auf den Text achten.



And we´ve waited for so long

For this moment to come

Was so anxious to be together

Together in death

Won´t you die tonight for love

Baby join me in death



Ich sehe Mulders Gesicht vor mir. Als er mir erklärt, dass er nicht mehr viel Zeit hat, wie er Schüttelfrost hat. Ich erinnere mich, wie es jedes Mal für mich war, als wir getrennt wurden.

Ich kann es nicht ohne ihn aushalten.

Ein Knall aus dem Wohnzimmer lässt mich aus meinen Gedanken auffahren.

Ich renne hinein um zu sehen, was passiert ist. Mulder liegt auf dem Boden und ich beginne unbewusst zu beten.

"Lass ihn leben. So schnell kann es doch gar nicht gehen..."

"Mulder ?"

"Schon okay, Scully. Ich bin gestolpert. Schon gut."

Wir beide wissen, dass er nicht gestolpert ist. Er ist eindeutig zusammengebrochen, doch ich spiele das Spiel mit um mich selbst vor der Wahrheit zu beschützen.

"Legen Sie sich hin, Mulder."

"Es ist kalt hier, nicht wahr, Scully ?"

Seine Augen flehen nach Bestätigung und ich lasse mich ein weiteres mal auf die Lüge ein.

"Ja, natürlich Mulder. Es ist kalt hier. Ich lege gleich mehr Feuer auf."

Ich stelle alle Kerzen, die ich finden kann auf und zünde sie an. Mulder liegt zitternd auf der Couch, in Decken gehüllt.

Die Hitze ist unerträglich, doch er friert weiter.

Als ich mich meiner Hose und später meines Oberteils entledige blickt er auf und der alte Mulderglanz ist in seinen Augen.

"Schauen Sie nicht so, Mulder. Ich hab schon nach Schlafsäcken gesucht, keine da. Das muss Schicksal sein."

Er grinst und winkt mich her.

"Sie wollen dieses Weihnachtsfest doch nicht noch toppen ?" Doch seine Stimme ist schwach.

Ich streiche über sein Haar und setze mich zu ihm.

"Schließen Sie die Augen , ich bin ja da."

"Wie kann ich bei so einer Pracht die Augen schließen ? Die Leute im Jenseits werden mich auslachen, wenn ich diese Chance nicht wahr nehme."

"Reden Sie nicht so, Mulder."

"Ich weiß, Scully, ich bin eine Plage, aber könnten Sie es noch ein bisschen wärmer hier machen?"

"Ich bin Ihnen nicht heiß genug ?" frage ich mit gespielter Gekränktheit und stehe auf um noch mehr Kerzen zu suchen.

In der Abstellkammer finde ich noch eine schwarze Kerze.

"Schwarz ?"

"Melissa hat gemeint, dass es das Böse abwehrt."

"Das ist gut... das Böse." Er grinst. "Wenn der Teufel vorbeikommt, werden Sie ihn dann mit dem Kerzenstumpf verscheuchen?"

Er kann es nicht lassen, sogar in der Stunde seines Todes macht er noch seine Späßchen.

Ich stelle die Kerze auf den Tisch und zünde das Streichholz an.

Die Kerze brennt, Mulder stöhnt und das Streichholz landet auf dem Boden.

Ich lege mich auf die Couch und kuschle mich an Mulder.

Ich habe es immer geleugnet, aber ich habe eine besondere Verbindung zu den Menschen, die mir etwas bedeuten. Ich sehe Mum vor mir, wie sie gerade aufsteht, auch sie hat diese Verbindung zu mir, sie weiß, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Vorhänge haben schon Feuer gefangen. Sie steht auf und geht in die Küche, nimmt eines der Plätzchen, ihr Blick fällt auf das Radio. Sie schaltet es ein. Daraus ertönen moderne Klänge ,doch sie stellt keinen anderen Sender ein. Das Feuer greift auf den Teppich über. Sie lauscht den Klängen.



We are so young

Our lives have just begun



Ihre Augen werden größer. Die Erkenntnis trifft sie wie ein Schlag auf die Wange. Ich blicke auf Mulder. Er sieht so friedlich aus. Sie stürmt die Treppe hinauf. Das letzte Mal, das ich über sein wundervolles Haar fahre, seine Gesichtszüge bewundere. Sie reißt die Tür meines Zimmers auf, doch es ist leer. Auf dem Bett liegt ein Zettel. Sie zuckt zusammen. Von unten tönt es,



it´s already we are considering

escape from this world



Er schlägt die Augen auf und lächelt. Ein letztes Mal. Mum greift den Zettel auf. Mulder fragt, warum es so verbrannt rieche. Ich antworte ihm, dass er sich das nur einbilde. Ihr laufen Tränen die Wangen hinunter, noch bevor sie den Brief liest. Mulder wird von dem Rauch langsam, aber sicher ohnmächtig. Er wird keine weiteren Schmerzen haben. Sie wischt sich die Tränen ab, insgeheim weiß sie, dass es schon zu spät ist. Das Feuer hat uns umschlossen. Die Couch ist wie eine rettende Insel, doch das wird nicht lange anhalten. Sie ruft nach dem Rest der Familie, ihre Stimme schwankt und Krämpfe schütteln sie. Der Tisch hat Feuer gefangen. Auch mein Bewusstsein ist am schwinden. Ich klammere mich an Mulder fest. Bill kommt in das Zimmer gestürmt und entdeckt Mum weinend auf dem Bett.

Das Feuer ergreift Besitz von der Couch. Bevor das Feuer auch auf uns übergeht küsse ich Mulder ein letztes Mal. Jetzt ist auch der Rest der Familie in dem kleinen Zimmer versammelt. Bill reißt Mum den Zettel aus der Hand.



Together in dead.



Ich presse meinen Kopf an seine Wange und flüstere die simplen drei Worte ,zu denen ich sieben Jahre nicht fähig war.

Bill fängt betrachtet seine Familie, seine Augen sind ausdruckslos.

"Ich liebe sie Mulder."



Er liest den Brief.



Meiner Familie,

Ich weiß nicht wie ich beginnen soll, doch ich muss es erklären.

Mulder , er ist mein Leben.

Ich weiß, dass er nicht immer für mich da war, doch sein Leben war die Arbeit.

Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Wir gehören zusammen.

Wir sind mehr als Partner, Seelenverwandte...

Ich könnte es nicht ertragen von ihm getrennt zu sein. Der Schmerz würde ewig in meinem Herzen brennen.

So habe ich diesen Weg gewählt.

Verzeih mir Mum,

Dana



Das Lied ist aus.
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