World of X

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There but for the grace of you

von Jenna Tooms

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Ich höre das Plätschern des Regens, wie eine Erinnerung fällt er hinab, weich und warm, weiter, auf mein Dach und meine Wände klopfend. Im Schutze meiner Gedanken, durch das Fenster meiner Augen schaue über die regengetränkten Straßen hinaus nach England, wo mein Herz liegt.



Mein Verstand ist verwirrt und zerstreut. Meine Gedanken sind Meilen entfernt. Sie liegen neben dir, wenn du schläfst, küssen dich, wenn du deinen Tag beginnst. Das Lied, an dem ich geschrieben habe, ist unvollendet geblieben. Ich weiß nicht, warum ich meine Zeit damit verbringe, Lieder zu schreiben; Ich kann nicht mit Worten glauben, die sich um Reime bemühen.



Da siehst du, daß ich soweit bin, alles anzuzweifeln, was ich einmal für wahr gehalten habe. Ich stehe alleine da, ohne Glauben. Die einzige Wahrheit, die ich kenne, bist du.



Und während ich beobachte, wie die Regentropfen ihren anstregenden Weg finden, weiß ich, daß ich wie der Regen bin. Nur für deine Gnade gehe ich.




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Die Stunde des Wolfes. Nach Mitternacht, vor Sonnenaufgang. Der Himmel ist in seiner dunkelsten Phase, die Nacht am kältesten und der schwarze Kern der Verzweiflung ist wirklich schwarz, bodenlos.

Der Wolf, Fenris Ulf, der in nordischen Legenden die Sonne beim Weltuntergang verschlingt, kratzt an meiner Tür, nach meinem Blut lechzend.



Es regnet, ist dunkel und kalt.



Ich halte meine Waffe in der Hand.



Nicht zum ersten Mal. Es gab viele Nächte, in denen ich mit der Waffe in der Hand einfach nur da saß und mich fragte, wer mich vermissen würde, sollte ich den Abzug drücken.

Und worauf würde ich zielen? Den Mund? Der ist idiotensich, habe ich gehört. Das Herz? Ich könnte es verfehlen. Die Schläfe? Die ist gut, aber nur einen Zentimeter daneben und ich würde mich selbst zu einem langsamen Dahinsiechen verurteilen. ... Schnell und sauber, das ist es, was ich will.



Oder einfach nur schnell.



Ich weiß, daß wenn ich den Abzug drücke mein Blut und vielleicht sogar meine Gehirnmasse überall auf das Sofa, die Wand, das Fenster und vielleicht sogar auf den Fußboden spritzen wird. Wenn ich gut ziele, gelingt es mir vielleicht sogar, mir das Gesicht weg zu pusten. Der Tod ist immer eine dreckige Angelegenheit.



Ich sollte es wissen.



Ich spiele mit der Waffe in meinen Händen.

Wenn ich sterbe, wer wird um mich trauern?

Meine Mutter ... vielleicht. Mrs. Scully ... bestimmt. Sie mag mich. Ich weiß zwar nicht warum, aber ich nehme an, weil ich damals da war, als sie jemanden brauchte. Die einsamen Schützen, die Personen, die man am ehesten als das bezeichnen könnte, was für andere Leute Freunde sind ... sie könnten mich vermissen. Skinner wäre froh, mich endlich unter seinen Füßen weg zu haben. Und Krycek, der würde einfach weiterleben und sich vielleicht fragen, was hätte sein können.



Das einzige, was mich zurückhält, ist das einzige, was mich auch in den letzten fünf Jahren zurückgehalten hat: Scully.

Dana Katherine Scully, meine irische Rose.

Sie hat keine Ahnung, daß ich so über sie denke und ich hoffe, daß sie es nie erfahren wird. Es gibt so viele Namen, die ich ihr in Gedanken gegeben habe. Ich werde sie wahrscheinlich nie laut aussprechen. Sie würde lachen, sich angewidert abwenden. Sie würde mich mitleidig ansehen und – schon der Gedanke daran läßt mich erschauern – mir sagen, daß sie mich zwar lieben würde, mich aber nicht liebt.



Ich hasse das.



Meine irische Rose, meine keltische Königin, meine Stütze, meine Kraft, mein Verstand, mein einzig wahrer Freund ... meine einzig wahre Liebe. Der Beweis meines Menschseins. Mein Gewissen. Meine bessere Hälfte. Mein zweites Ich. Meine blauäugige Schönheit. Mein Herz. Mein Leben.

Sie ist es, die die Monster unter meinem Bett vertreibt. Sie bittet die Stürme in meinem Innern zur Ruhe ... und sie legen sich.

Sie hat den Mond erschaffen. Die Sonne geht auf ihr Kommando auf und unter.

Sie füttert mich, wenn ich hungrig bin ... heilt mich, wenn ich verletzt bin ... beschützt mich, wenn ich schwach bin ... tröstet mich, wenn ich verzweifelt bin.

Sie bringt meine Dämonen dazu, sich zurückzuziehen, treibt mir meine Geister aus.

Das einzige, wofür es sich lohnen würde zu sterben.



Das einzige, wofür es sich zu leben lohnt.



Ich brauche sie. Sie ist das einzige, was ich brauche. Nahrung, Wasser, Luft, Schlaf – das alles ist bedeutungslos ohne Scully.



Also, warum sitze ich während der Stunde des Wolfes mit der Waffe auf meinem Sofa und frage mich, ob ich mir besser in den Mund oder in die Schläfe schieße, wenn ich diese Göttin, so ein Vorbild, eine Heilige in meinem Leben habe?



Gute Frage!



Heute haben wir gekämpft. Wir streiten viel, streiten und vertragen uns wieder. Aber das heute war ein Kampf.



Ich kann mich noch nicht einmal daran erinnern, was es ausgelöst hat. Nur daran, daß ich wollte, daß sie es auch sieht, mir glaubt ... an mich glaubt, nur einmal! Und mich nicht wie einen kleinen, unwichtigen Spinner ansieht und einfach nur zuhört.



Als sie sich von mir abwandte, packte ich sie an den Schultern und drehte sie wieder so zu mir, daß sie mich ansehen mußte. Und dann sah ich einen Ausdruck auf ihrem Gesicht, der mich zutiefst erschreckte.



Scully hatte Angst vor mir.



Angst, daß ich sie verletze, vielleicht. Angst, daß ich mich selbst verletze. Sie wußte es bereits, das erkenne ich jetzt. Sie wußte, dass der Wolf schon vor meiner Tür steht und ich keine Möglichkeit mehr hatte, ihn aufzuhalten. Sie wußte es sogar vor mir, dass ich den Morgen vielleicht nicht mehr erleben würde.



Ein Sonnenaufgang mehr, was soll’s?



Sie ist trotzdem gegangen. Sie schüttelte meine Hand ab und sagte, daß wir reden würden, wenn ich wieder zur Vernunft gekommen wäre. ... Vernunft! Als wenn ich ein rasender Irrer wäre. ... Vielleicht war ich das zu der Zeit auch. Schwarze Monster verfolgen mich schon seit Tagen. Sie würden mich verschlingen, wenn ich sie ließe. Vielleicht sogar wenn nicht.



Ich frage mich, ob sie mich vermissen würde.



Würde sie Blumen auf mein Grab legen, mit meinem Geist reden? Würde sie bei einem Windhauch meine Berührung fühlen, die Augen schließen und sich daran erinnern, wie sich die Berührung meiner Hand auf ihrer Wange angefühlt hat? Würde sie grundlos zu weinen beginnen und peinlich berührten Fremden erzählen, daß sie nur einen Freund vermißt?



Die Waffe ist schwer, und kalt.



Dana ist warm. Sie ist wie Feuer – kein gefährliches, sondern vielmehr wie ein Herdfeuer, behaglich und nährend. Ich bin ausgebrannt, aber sie wärmt mich. Sie ist das Licht in der Dunkelheit.



Die könnte den Wolf vertreiben.



Aber der Preis ist hoch.



Mein Telefon steht vor mir auf dem Tisch und wartet nur darauf, daß ich es benutze.

Oberflächlich gesehen scheint es einfach genug: Ich rufe sie einfach an und sage „Bitte, ich brauche dich!“

Sie würde kommen.

Aber dann müßte ich es ihr erklären. Ihr sagen, warum ich sie brauche, warum ich eine Waffe in der Hand habe. Ich müßte ihr sagen, daß der einzige Feind in mir selbst ist. Daß die zerstörerischen Kräfte des Universums sich in meiner Seele ausgebreitet haben. Hörst du nicht das Heulen des Wolfes? Er weiß es, Scully, er weiß, daß ich mehr von Wut und Gewohnheit getrieben werden als vom Streben nach Gerechtigkeit.

Wut ist ein gefährlicher Meister. Ich habe Angst vor meiner eigenen Wut. Hilf mir, Scully, vervollständige mich.



Meine Vorfahren würden einen Tag, den Tag der Sühne, damit verbringen, sich von den Sünden reinzuwaschen, die sie das Jahr über begangen haben. Sie fasten und beten einen ganzen Tag und wenn die Sonne untergegangen ist, sind sie freigesprochen.

Sprich mich frei, Scully. Vergib mir, reinige mich. Ich bin scharlachrot vor Sünde, mach mich weiß wie Schnee. Ich gebe alles auf, was du verlangst – mein Herz, meine Gedanken, meine Seele, meinen Körper – sie sind bereits dein. Nimm, was dir gehört. Forme mich nach deinem Bild.



Ich kann sie nicht anrufen.



Ich halte die Waffe an meine Schläfe. Ich fühle den kalten Lauf auf meiner Haut, wie den Kuß einer Leiche.

Vergessen ist sicher besser als Verzweiflung.

In „Rosencrantz And Guildenstern Are Dead“ erkennt einer von ihnen – ich weiß nie, wer wer ist – daß der Tod einfach nur Tod ist. Dir ist nicht bewußt, daß du tot bist. Du einfach nur tot. Ich sehne mich nach dieser Unwissenheit der Dunkelheit.

Verschlinge mich, Fenris Ulf. Laß mich in deinem Leib treiben und mich ein für allemal mich verlieren.



Früher heute Abend habe eine Nachricht geschrieben, an Scully adressiert. Sie ist simpel. Ein simpler Wunsch, eine simple Erklärung. Ich habe den wahren Grund beschönigt, sie kennt ihn bereits. Sie kann es allen anderen erklären. Daß ich bereits verloren war, es nur noch eine Formalität war. Ich bin schon seit langer Zeit tot gewesen.



Ich entsichere die Waffe.



Der Tod begleitet uns ständig – habe ich gehört.

Ich frage mich, ob mein Vater – oder der Mann, den ich immer Vater genannt habe, egal ob er es jetzt ist oder nicht – mich erwarten wird. Oder die Geister des Todes, die ich gerufen habe, auf mich warten. Oder ob da wirklich gar nichts ist, einfach nur Tod.



Sollte es mir erlaubt sein zurückzukommen, werde ich Scully heimsuchen, auf eine liebevolle Weise natürlich. Ich werde auf sie aufpassen. Vielleicht bin als Geist ja besser darin wie als Mensch. Ich werde sie beschützen, sie warnen. Sie in ihren Träumen besuchen und ihr meine Liebe zu flüstern. Ich werde ihr sagen, daß mein Leben kein Verlust ist, wenn sie letzten Endes ihren Frieden gefunden hat.



Es klopft an meiner Tür, lebhaft, geschäftsmäßig. Ich stehe auf, um zu öffnen, die Waffe hinter meinem Rücken versteckt. Ich sehe durch den Spion.



Scully.



Ich öffne, sage aber nichts. Sie schaut arglistig zu mir hinauf. Für eine lange Zeit sehen wir uns nur an. Ich kenne ihr Gesicht so gut. Ich könnte meine Hände so formen, daß nur ihr Gesicht hineinpaßt, könnte es im Schlaf zeichnen. Jede Ebene, jeden Winkel, jede Kurve und jede Erhebung. Sie sind mir vertrauter als mein eigenes Gesicht.



Leise kommt sie auf mich zu und greift nach meinen Handgelenken. Ich lockere den Griff um die Waffe, sie nimmt sie mir aus der Hand und steckt sie in den Bund ihrer Jeans. Sie hält meine Hände in ihren und beobachtet mich weiter. Kein Zeichen der Anklage ist in ihrem Gesicht zu entdecken, nur Geduld.



Ich seufze, gehe einen Schritt auf sie zu und lasse mich in ihre Arme sinken. Ich lege den Kopf auf ihre Schulter und sie schlingt ihre starken Arme um mich. Sie küßt mich und flüstert mir tröstende Worte zu, die mir sagen, daß sie versteht, daß sie da ist und der Wolf sich einmal mehr verzogen hat. Unsere Herzen schlagen in Einklang, sie gibt mir ihren Atem, ihre Stärke. Sie ist so unendlich und ich so klein. Ich brauche nur einen Tropfen ihres Ozeans, um mich wiederzubeleben.



Irgendwie sind wir hinein gegangen und ich finde mich selbst auf meinem verlassenen Bett wieder, meinen Kopf auf ihrem Schoß, meine Arme um ihren Hüften. Sie streichelt mein Haar, mein Gesicht, meinen Hals, meinen Rücken. Worte formen sich. Sie hat geträumt. Sie träumte von mir, dass ich fragte warum sie nichts getan hat, obwohl ich sie gebraucht hätte. Ich sei so traurig, so unglücklich gewesen. Ein Ausdruck der Sorge auf meinem Gesicht, der so tief war, wie der Abgrund, der mich zu verschlingen drohte. Deshalb sei sie gekommen. In ihrem Traum rettete sie mich vor dem Abgrund, so wie jetzt in der Realität.



„Weißt du nicht, daß ich dich vermissen würde?“ flüstert sie und ich sehe etwas, das ich nie erwartet hätte – sie weint. Sie hatte Angst, hat immer noch Angst. Aber die Tatsache, daß ich so ruhig bin, tröstet sie. „Weißt du nicht, daß ich dich auch brauche?“



Sie braucht mich?



Braucht der Atlantik einen Regentropfen, der Mt. Everest eine Schneeflocke, der nordamerikanische Kontinent eine Staubkorn?



Ich lasse sie los und setze mich auf. Nehme ihr Gesicht in meine Hände und betrachte es: Tränen, Mitleid, Sorge, Wut und – mein Gott...



„Du liebst mich!?“



Sie nickt, nimmt meine Hände und bewegt sie von ihrem Gesicht hinunter zu ihrem Hals. Ich kann ihren Herzschlag fühlen, er wird schneller – gleichmäßig wie die Gezeiten.



Sie führt meine Hände noch einmal, diesmal zu ihrem Mund mein Gott, ihr Mund. Ihr exquisiter, wunderschöner Mund – ein Kunstwerk in sich selbst. Sie küßt meine Fingerknöchel, meine Handflächen. „Ich liebe dich!“, murmelt sie. Ihr Atem ist warm, wie ein Schmetterling auf meiner Haut. „Verlaß mich nicht, Mulder. Laß mich mit all dem nicht allein.“



„Niemals“, flüstere ich und erkenne, daß ich es auch so meine. Sie sieht mich an und mein Herz macht einen Sprung. Sie glaubt mir, weiß, daß es mir ernst ist. Ganz egal, in welchen Dingen sie nie meiner Meinung sein wird, daran wird sie immer glauben.



Ich führe ihre Hände zu meinem Mund und küsse sie.

Segne mich, Scully, denn ich habe gesündigt. Ich habe an dir gezweifelt, an mir gezweifelt. Gib mir deine Weisheit, deine Stärke und ich werde mich jeden Tag bemühen, mich diesem Geschenk würdig zu erweisen.



„Ich liebe dich. Habe dich immer geliebt. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt. Egal, was auf der Welt existiert, es ist nichts im Gegensatz zu dir.“



„Mulder.“ Mein Name klingt wie ein Gedicht aus ihrem Mund. Ich umrahme ihr Gesicht mit meinen Händen. Ihre Augen funkeln wie Juwelen. Sie ist wertvoller als jeder Diamant. Diamanten sind kalt, das Nebenprodukt des Todes. Sie ist das Leben, mein Leben.



„Du bist die Wahrheit, Scully. Die einzige Wahrheit, die zählt, an die ich immer glauben werde.“



„Ich weiß.“ Sie kniet sich hin, nah genug, daß ich sie fühlen kann, jeden Zentimeter, ihren Atem, ihren Herzschlag. Sie ist so lebendig.

Sie umarmt mich fest und sieht mich eindringlich an. „Ich liebe dich. Das ist die einzige Wahrheit, die ich wirklich brauche.“



Draußen regnet es. Der Wolf streicht umher und leckt seine Wunden. Drinnen jedoch suchen wir Zuflucht beieinander und sie wärmt mich allein mit ihrer Anwesenheit. Ich habe keine Angst mehr.



Manchmal vergesse ich, daß auch sie ein Mensch ist. Daß es ein Lebewesen ist, das ich in meinen Armen halte, zerbrechlich und empfindlich. Ich berühre sie, fast ohne daß ich es merke. Sie schnappt nach Luft und ich versuche, sie von mir zu schieben, aber sie verstärkt ihren Griff. „Ich brauche dich.“



Ich glaube daran.



Ich küsse das Stück Haut zwischen ihrem Halsansatz und dem Kragen ihres Shirts – warm. Ihr Puls schlägt heftiger. Sie kommt noch näher – eine Einladung.



Ich akzeptiere sie.



Ich hebe sie hoch und lege sie auf den Rücken. Sie sieht mich mit halbgeschlossenen Augen an, ihre Hände streichen zärtlich über meinen Körper. „Nimm dir Zeit“, flüstert sie und ich verstehe, was sie damit meint. Sie glaubt, ich sei noch nicht bereit hierfür. Mein Geist und mein Fleisch könnten zu zerbrechlich sein, um damit umgehen zu können.



Sie ist nicht unfehlbar. Dieses Mal werde ich ihr beweisen, daß sie sich täuscht.



Ihre Haut ist so weich. „Samt“, flüstere ich und sie lächelt. Ich berühre sie durch ihre Kleidung hindurch, presse sie an mich. Sie ist so zerbrechlich. Ich habe Angst, sie zu verletzen.



Ihre Hände jedoch sind stark, sie ziehen mich zu ihr hinüber. Ihr Mund nimmt Besitz von meinem. Ihre Lippen sind geöffnet. Ich bin betrunken von ihrem Atem, ihrem Geschmack. Sie zu küssen ist nahrhafter als jede Mahlzeit. Sie füllt mich aus. Ihre Küsse könnten Heerscharen ernähren.



„Dein“, sage ich ihr.



„Dein“, antwortet sie mir und ich lasse mich vor Schock fallen. Mein? Ihre Großzügigkeit nur für mich? Sie beantwortet meine stumme Frage mit einem Nicken und entfernt sich gerade genug von mir, um ihre Knöpfe aufmachen zu können. Ich beobachte sie, unfähig mich zu bewegen. Sie öffnet ihr Shirt, ihre Haut ist blaß. „Dein“, sagt sie noch einmal. Ich neige meinen Kopf voller Demut. Mein Mund verwöhnt sie künstlerisch und sie antwortet mir mit einer süßen, wortlosen Melodie.

Sie ruft Gott in meinem Namen. Vergib diesem armen Sündiger, der deiner Gaben so oft nicht würdig war. Du handelst so großzügig, indem du sie mir überläßt. Obwohl du sie anderswo besser gebrauchen könntest. Sie ist dein und ich bin dein.



Ich wünsche, unsere Situation wäre umgekehrt, ich könnte sie in mir aufnehmen anstatt in sie einzudringen. Sie sieht mich an, während ich sie liebe, mit einem süßen und sanften Lächeln auf den Lippen. Sie lacht vor Freude, wenn ich sie berühre, seufzt vor Vergnügen. Flüstert mir Geheimnisse zu, die zu wertvoll für sterbliche Ohren sind.

Sie liebt mich ... sie braucht mich ... sie würde ohne mich sterben.



Ich glaube ihr.



Sie berührt mich ebenfalls, bewundert mich. Sie lächelt mich an, ihre Augen voller Erwartung.



Sie erhebt sich über mir. Ihre Haut ist gerötet, die Lippen geschwollen. Ich erkläre sie ebenso wie ihren Körper für mein Eigen. Das ihr Herz mir gehört, weiß ich bereits ... ein Schatz.



Sie nimmt mich in sich auf. Wir sind Götter zusammen, Sterne, Engel. Wir schreien unsere Gefühle hinaus. Und zu Gott. Er ist es, dem wir dies zu Verdanken haben. Wir geben ihm uns zurück. Sie ist mein und ich gehöre ihr. Wir sind endlich vereint.



Ihr Haar umrahmt ihr Gesicht wie ein Heiligenschein, sie lacht. Ihr Körper zittert vor Vergnügen. Zusammen sind wir die Perfektion. Wir sind wir, so wie es für uns bestimmt war. Ich habe mich in ihr verloren. Ihre Augen ziehen mich in sie hinein, ihre Hände verlangen meinen Gehorsam. Liebe mich, sagen sie, und ich muß tun, was von mir verlangt wird. Jeder Kuß, jede Berührung ist ein Gebet nach Erlösung. Rette mich aus der Dunkelheit, Scully. Führ mich in dein Licht. Wir müssen eins sein. Es gibt keine andere Möglichkeit.



Für einen Moment verliere ich die Kontrolle über mich und mein Körper gewinnt die Überhand. Ich stoße in sie hinein, hinein in ihre Tiefe, ihr Feuer, ihre Nässe. Zukünftige Generationen strömen in sie hinein. Niemand, der so lebendig ist, kann unfruchtbar sein. Ich weigere mich das zu glauben. Irgendwie wird es uns gelingen ein neues Leben mit dem besten von ihr und dem besten von mir zu erschaffen.



Aber später. Nicht jetzt. Jetzt geht es um uns.



Sie schreit vor Freude, ihr Körper hält einen Moment inne. Ihre Hände umklammern meine und dann läßt sie sich auf mich fallen.



Nun ist es meine Aufgabe, ihr beruhigende Worte zuzuflüstern während ich sie berühre, streichle. Ich versichere dir, daß es richtig war, was wir getan haben ... daß es immer richtig sein wird ... daß meine Liebe stark ist ... unsere Liebe stärker ist als wir beide.

Sie hebt ihren Kopf, gerade hoch genug, um mich anlächeln und küssen zu können.



Sie glaubt mir, glaubt an mich ... an uns.



Es regnet immer noch als wir eng umschlungen einfach nur da liegen. Ihr Körper massiert meinen.

Ob wir nun ein neues Leben geschaffen haben oder nicht, in uns selbst ist noch Leben. Wir beide wurden soeben neu geboren.



Nach ein wenig Schlaf und noch mehr Liebe bringt Scully mir die Nachricht, die ich für sie geschrieben hatte. „Was soll ich damit tun?“



Ich nehme sie und überfliege sie noch einmal: „Alles gehört Dir, Scully. Mach mit meinem Besitz, wie es Dir beliebt. Behalte nur etwas, was Dich an mich erinnern wird. Erinnere Dich an Deinen Freund, der Dich geliebt hat. Lebwohl!“



Ich zerknittere es in meiner Faust. „Alles, was ich bin, ist jetzt dein.“, sage ich. „Ich gehöre jetzt dir. Du hast mich gerettet. Mein Leben ist dein.“



„Liebe rettet uns alle“, antwortet sie mir und der Wolf ist für immer verbannt.



Ende





„Kathy’s Song“ stammt von Simon & Garfunkel. Er wurde ohne Erlaubnis verwendet.
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