World of X

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Better things than counting Sheep

von Jenna Tooms

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Sie versuchte es schon seit Stunden. Aber nichts half, keine ihrer normalen Methoden, die sie so sorgfältig ausgewählt hatte. Mittlerweile war es schon drei Uhr am Morgen und ihr Kopf schmerzte vor Müdigkeit, aber Scully konnte einfach nicht schlafen.



Sie versuchte warme Milch, lesen, ein Bad zu nehmen, vergegenwärtigte sich, dass sie schlafe, Bilder eines Schneefalls, hörte wohltuende Musik... alles tat nichts zur Sache bei. Sie wunderte sich, wie Mulder es jede Nacht hinbekam, vier Stunden oder weniger zu schlafen - wenn sie ihre sieben Stunden Schlaf nicht bekam, war sie ein Wrack.



Sie seufzte schwer und stieß sich selbst vom Bett hoch, wo sie seit den letzten Stunden gelegen und die Zimmerdecke angestarrt hatte. Eigentlich wollte sie das nicht tun - es war wie eine einlassende Niederlage - aber sie konnte sich nicht vorstellen, etwas anderes zu tun. Also nahm sie den Telefonhörer in die Hand, atmete tief durch und wählte.



Nach nur einem Klingeln wurde abgehoben. „Mulder.“



„Mulder, ich bin’s!“



„Scully, bist du okay?“



Die Besorgnis in seiner Stimme ließ sie zusammenzucken und schnell sagte sie: „Mir geht es gut, mir geht es gut. Ich brauche einen Ratschlag.“



„Hast du eine Ahnung, welche Uhrzeit es ist, Agent Scully?“ sagte er in einer amüsierten Stimme.



„Drei Uhr achtzehn. Es tut mir leid. Ich ging um Elf ins Bett, aber ich bin nicht eingeschlafen und ich brauche meinen Schlaf, Mulder. Ich wollte nichts nehmen, weil mich das alles groggy macht. Und ich dachte, seit du so viel mit Schlaflosigkeit zu tun hast... vielleicht hättest du... einen Ratschlag...“ Sie ließ ihre Stimme verklingen. Sie fühlte sich dumm und ergriffen. Dann sagte sie: „Schon gut. Es tut mir leid, dass ich dich belästigt habe. Gute Nacht, Mulder.“



„Wirklich, Scully. Ich weiß viel über Schlaflosigkeit. Du bist willkommen, an meiner Weißheit, die über die Jahre nachgelesen habe, teilzuhaben. Was hast du versucht?“



„Jedenfalls, ich nahm ein Schaumbad, weil es mich immer entspannt. Ich trank warme Milch und hörte mein ‘Bach for Bedtime’ Album.“



„ Ist das alles, was du an hast, Scully, eine CD?“



„Sehr lustig!“



„Und nichts hat geholfen?“



„Nein.“



„Hast du versucht, Schafe zu zählen?“



„Hab’ ich nicht. Ich dachte, es gibt bessere Sachen, als Schafe zu zählen.“



„Also, da gibt es eigentlich nicht viele. Ist dein Schlafzimmer stickig?“



„Nein.“ Sie rieb ihren Nasenrücken. „Ich versuchte einige geistige Vergegenwärtigungsübungen, von denen ich gelesen habe.“



„Die geistige Vergegenwärtigung eines Schneefalls?“



„Unter anderem.“



„Hattest du ein gutes Abendessen? Einer der führenden Gründe von Schlaflosigkeit ist Hunger.“



„Ich hatte ein gutes Abendessen.“



„Hm.“ Sie hörte ihn seufzen und sich herum verlegen.



„Habe ich dich geweckt? Warst du im Bett?“



„Ich war wach und liege auf dem Sofa. Ich zappe gerade durch die Kanäle.“



„Gibt es etwas Gutes?“



„Das hängt von deiner Definition von gut ab. Wo bist du?“



„Im Wohnzimmer.“



„Das ist gut. Wenn man nicht schlafen kann, sollte man besser nicht im Bett bleiben. Du willst doch deinem Körper nicht in Verbindung mit deinem Bett plagen. Du weißt, dass der Hauptgrund von Schlaflosigkeit Stress ist, oder?“



„Yeah!“



„Also, die Hauptsache ist, du brauchst was zum relaxen.“



„Oh. Wenn das alles ist.“



Er kicherte: „Ich weiß. Hast du versucht, etwas zu lesen?“



„Ja!“



„War es eine medizinische Zeitschrift?“



„Ja.“



„Nun, das war ein Fehler; es war etwas interessantes.“



„Nicht wirklich, es war schrecklich geistlos, weswegen ich diesen individuellen Artikel ausgewählt habe.“



„Wie wär’s, etwas zu schreiben?“



„Wie... arbeiten an einer Monographie?“ sagte Scully mit einem flüchtigen Blick auf ihren Schreibtisch.



„Nein, keine Arbeit. Einfach nur schreiben. Zum Beispiel, schreibe, was dich wach hält. Schreibe, worüber du dir Sorgen machst.“



„Hilft es bei dir?“



Er kicherte wieder, dieses Mal allerdings drohender. „Ich bin nicht schlaflos, wegen dem unüblichen Stress. Ich habe mich eingestellt, schlaflos zu sein, weil ich andere Sachen gefunden habe, die ich tun kann“



„So wie Bildungsfernsehen sehen.“



„Scully, hier gibt es so viele technische Vorrichtungen, dass man nur über Informationen lernt, und jede von ihnen ist der Beweis von intelligentem Leben auf diesem Planeten.“



„Uh - huh.“ Sie hüllte sich in eine Decke ein und setzte sich auf ihre Couch. „Welchen Kanal siehst du dir an?“



„Ich bin wieder zurück auf dem Zweiten.“



„Wir haben Conan vermisst.“



„Wir vermissten Conan nicht.“



„Wieso?“ sagte Scully: „Das ist eine Show, wenn Leute nicht schlafen können, können sie etwas interessantes im TV finden, wenn es in Wirklichkeit aber nur Nachrichten und B - Movies gibt.“



„Es gibt immer noch den Cartoon Kanal.“



Sie drückte die Nummer für den Cartoon Kanal auf ihrer Fernbedienung. „Popeye. Ein wirklich alter Popeye. Und nicht mal eine gute Folge von den Looney Tunes.“



„Hast du jemals die Animaniacs gesehen? Sie sind wirklich gut.“



„Hab’ ich nicht. Wann kommen sie?“



„Um... nicht vor morgen Nacht. Acht.“



„Oh, nun. Ich versuche sie morgen Nacht zu sehen.“



„Auf Disney läuft gerade der Original Mickey Maus Club.“



„Warst du in Annette verknallt, als du ein Junge warst, Mulder?“



„Das war ein bisschen vor meiner Zeit. Mein erstes Objekt meiner Begierde war Farrah Fawcett.“



„Du hattest bestimmt das Brustwarzen Poster von ihr.“



„Versteckt im Wandschrank, aber yeah, ich hatte es. In wen warst du als erstes verknallt, Scully?“



„Du wirst lachen!“



„Wahrscheinlich. Erzähl’s mir.“



„David Cassidy.“



Mulder schrie vor lauter Lachen. Scully schloss die Augen und lächelte, während sie wartete, bis er fertig gelacht hatte. „Ich sehe ihn auf VH - 1.“ sagte sie: „In der ‘Wo sind sie jetzt Show’ und fühle mich einfach nur traurig.“



„Bist du nicht froh, dass du kein Kinderstar warst?“ sagte Mulder, und sie konnte das Bild seines liebevollen Lächelns sehen. „Hast du dich nicht einfach mal zurückgelehnt und warst einfach nur dankbar für die Probleme, mit denen du dich *nicht* befassen musstest?“



„Nun... nein. Ich habe so was wie ‘Für die Anmut von Gott tue ich viel’, aber ich dachte nicht ‘Danke Gott, dass ich mich nicht mit schwierigen Kinder befassen’ oder ‘Ich bin froh, dass ich keinen Mann habe, der mich betrügt’ oder etwas in der Art.“ Sie biss sich auf ihre Lippe - das war nun wirklich keine Sache, die sie Mulder erzählen wollte, aber es war ihr irgendwie rausgerutscht.



Er schwieg für einen Moment, dann sagte er: „Du weißt, falls du mal verheiratet bist und er betrügt dich, würde ich ihn gerne für dich umbringen.“



„Ich glaube nicht, dass dies notwendig ist.“ sagte sie erleichtert: „Aber danke für das Angebot.“



„Natürlich“, fügte er hinzu: „Falls *ich* es wäre, würde es nicht passieren.“



„Oh, du glaubst nicht, huh?“



„Ich weiß nicht. Ich meine, ich weiß, es würde nicht passieren.“



„Und wie weißt du es?“



„Weil ich es weiß!“



Scully sah sich den Zeichentrickfilm für ein paar Minuten in Ruhe an und sagte dann: „Du weißt, Mulder, falls das deine Idee von einem Antrag -“



„Oh, du wirst es wissen, wenn es ein Antrag ist, Scully. Ich werde es richtig machen. Einen Kniefall und Rosen und eine Samtbox und alles. Drei Mal ist der Zauber, richtig?“



„Was ist, wenn ich das alles nicht will?“ sagte Scully und ließ ihre Stimme leiser werden: „Was ist, wenn alles was ich will ist, dass du aufrichtig bist?“



„Ich mag es, wenn alles niedrig gehalten wird.?“

„Ist das eine gute Sache, niedrig Erhaltung?“



„Nun, ich bin genug für uns beide, denkst du nicht?“



„Das ist wahr!“ sagte sie und er lachte wieder.



„Ich sage dir was, Scully,“ sagte er: „Ich werde dich fragen, ob du mich heiraten willst, wenn ich sicher bin, dass du die Antwort gibst, die ich hören möchte.“



Scully brauchte einen Moment, um das aufzunehmen, sie war nicht sicher, welche Antwort sie geben würde und so sagte sie: „Was läuft auf AMC, Mulder?“



„Um... es ist ein Marx Brothers Film. ‘A Night in Casablanca’.“



„Ich muss mir ein Video von ‘Casablanca’ kaufen. Ich habe diesen Film seit Jahren nicht gesehen.“



„Du magst ‘Casablanca’?“



„Es ist ein Klassiker, Mulder!“



„Er deprimiert mich. Ich weiß nicht, ob ich die Liebe opfern könnte, sogar wegen einer guten Sache zuliebe.“



Scully sagte: „Du weißt, sie wussten nicht, wie der Film ausgehen sollte bis sie kurz davor waren, es zu drehen.“



„Ich weiß. Und Ingrid Bergman kam während der ganzen Aufnahmen immer zu dem Direktor und fragte ihn, was ihre Motivation war. Ich weiß es ist ein großartiger Film. Er deprimiert mich immer noch. Hey, hier sind alte Ed Sullivan Clips auf VH - 1.“



Scully schaltete um, gerade rechtzeitig um einen sehr jungen Mike Jagger ‘Goodbye Ruby Tuesday’ singen. Sie seufzte. „Ich mag diesen Song. Ich bin sehr hingerissen von den Stones: Es gibt ein paar gute Lieder, die ich einfach liebe und es gibt ein paar die ich überhaupt nicht mag. Diese Single von ihren letzten Album war gut.“



„Keith Richards sieht so jung aus.“



„Weißt du welche Serie ich immer sehen wollte, aber nie die Gelegenheit dazu hatte? ‘The Prisoner.’ So viele Leute haben mir erzählt, dass es brillant ist, aber es ist sehr schwer zu finden.“



„Ich glaube, es ist auf Video erschienen. Ich habe es gesehen. Es gab mir ein starkes Deja Vu Gefühl.“



„Sogar du hast es gesehen.“



„Ich werde eine Kopie für dich besorgen, Scully.“



Sie legte sich auf ihr Sofa und wechselte den Telefonhörer zu ihrem anderen Ohr. Dann sagte sie: „Ich fange an, mich schläfrig zu fühlen.“



„Ich bin froh, dass meine Gesellschaft so stimulierend ist.“



„Oh, du weißt wie ich es meine. Es ist eine völlige Erschöpfung. Ich hasse es, zu müde zu sein um schlafen zu können.“



„Vielleicht sollte ich rüber kommen, und dir eine nette, entspannende Massage geben.“



Sie ignorierte das Prickeln, dass du ihren Körper rann und sagte: „Nein, danke trotzdem. Weißt du, was ich trotzdem mag?“



„Erzähle es mir!“



„Ein Wiegenlied.“



Es gab eine kurze Pause, dann sagte Mulder leise: „Meine Stimme ist nicht gerade die Beste.“



„Ausrede, Ausrede.“ Sie gähnte.



„Gib mir eine Minute um mir eins auszudenken.“



„Sicher.“ Sie kuschelte sich tiefer in die Couch und schaltete den Fernseher aus.



Er sagte: „Ich werde nicht die Strophe singen, weil ich nicht alle Worte kennen, aber ich mag den Refrain.“



„Okay.“ Sie lächelte und legte ihren Kopf auf ihrem Arm.



Er klärte seine Stimme. Er sang, sehr weich, flüsternd: „ ‘Everything’s gonna be all right, rockabye, rockabye, everything’s gonna be all right, rockabye, bye, bye’....“ Er sang es ein paar Mal und Scully fühlte, wie ihre Augenlider schwerer wurden.



Seine Stimme verklang und weich sagte er: „Gute Nacht, Scully.“



„Gute Nacht, Mulder. Danke, dass du, mit mir gesprochen hast.“



„Jeder zeit. Ich liebe dich.“ fügte er hinzu, als wäre es die natürlichste Sache der Welt.



„Ich weiß.“ flüsterte sie. „Gute Nacht.“ Sie legte auf. Sie zog ihre Decke bis zu ihrem Kinn, schloss die Augen, und schlief ein.



Ende



„Wiegenlied“ ist von Shawn Mullins.
Gute Nacht zusammen.
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