World of X

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Brown Mountain

von Claudio

Kapitel 2

Ein Haus, irgendwo im Wald. 18.42 Uhr

Die FBI Agenten fuhren mit ihrem Wagen einen Feldweg entlang in Richtung eines alten Hauses. Ihnen wurde gesagt, dass Becker sich dort meistens aufhielt und ab und zu auch dort übernachtete. Die Fassade des Hauses sah schon abgenutzt aus, aber das Gebäude selbst war Stabil und noch bewohnbar. Eine Restaurierung wäre mit Sicherheit sehr teuer. Sie parkten nahe am Eingang und stiegen aus. Es war ein ruhiger Ort, weit weg von der Stadt und seinen Menschen. Mulder klopfte an die Tür. Es hatte den Anschein, dass niemand da wäre. Keine Geräusche von innen, kein eingeschaltetes Licht und auch keine Schritte waren zu hören. Mulder schaute zu Scully, die direkt neben ihm stand. Sie gab ihm mit einem Nicken zu verstehen es noch einmal zu versuchen, also klopfte er ein zweites Mal an die Tür. Jetzt konnte man etwas aus dem Haus hören. Es waren Schritte und sie wurden immer lauter. Schließlich ging die Tür auf und ein junger Mann kam heraus. Er machte einen lässigen Eindruck, hatte eine Zigarette im Mund, und fragte die Agenten wer sie seien.

Beide holten ihre Ausweise heraus und zeigten sie ihm. "Ich bin Agent Scully und das ist Agent Mulder. Sind sie Steve Becker?"

Der Unbekannte schaute sich die Ausweise misstrauisch an und schüttelte den Kopf. "Nein. Steve ist nicht da. Keine Ahnung wo er ist. Hab' ihn heute noch nicht gesehen."

Mulder schien dieser Person nicht ganz zu glauben. Während er sich umblickte fragte er den Mann: "Und wie ist ihr Name?"

"Robert."

Scully wusste, dass er sie provozierte und wollte sich nicht zu sehr auf sein Spiel einlassen. "Könnten wir uns in dem Haus umsehen?"

"Tun sie was sie nicht lassen können." Er ging zur Seite und machte Platz für die ungebetenen Besucher. Scully sah sich in der Küche um und ging danach in das Wohnzimmer. Mulder dagegen folgte seinem Gefühl. Nachdem er im Schlafzimmer nur flüchtig hineinschaute ging er weiter und bemerkte eine offene Schiebetür zur Terrasse an der Rückseite des Hauses. Vorsichtig trat er raus und blickte sich um. Plötzlich bemerkte er eine Person, die durch die Büsche flüchtete. "SCULLY!"

Er rief nach seiner Partnerin und rannte der Person hinterher. Der Wind wehte durch seine Haare und wirbelte seinen Anzug auf. Mit kurzen Sprüngen überwandt er Wurzeln und tiefe Stellen in der Erde, während der Abstand zwischen Verfolger und Verfolgter immer kürzer wurde. Nun kam auch Scully, Mulder's Ruf gefolgt, auf die Terrasse und sah ihn jemanden nachlaufen. Der Unbekannte stolperte über einen dicken Ast, der vom Boden abstand und geriet ins taumeln. Da er seinen Sturz vermeiden wollte, wurde die Person langsamer. Mulder holte auf und packte ihn an der Kleidung.

Beide fielen zu Boden. "Ich nehme an, Sie sind Steve Becker?" fragte Mulder und schnappte nach Luft. Auch Scully war nun bei ihnen und die zwei Männer standen vom Boden auf. Sie half ihrem Partner beim Aufstehen, während Steve sich auf einen Baumstumpf setzte und das Duo ansah. Scully ging zu ihm hin und zeigte ihm ihren Ausweis.

"Wieso sind Sie vor uns weggelaufen?"

Der junge Mann blickte zu ihr auf und fing an leise zu antworten: "Woher sollte ich wissen, dass sie vom FBI sind. Es gibt immer noch welche, die glauben ich hätte mit dem Mord an Leonard Collard etwas zu tun. Und als ich heute hörte, dass man Eric umgebracht hat, wollte ich nur aus der Stadt raus."

Mulder wischte sich den Schmutz von seiner Hose und fing nun auch an seine Fragen zu stellen. "Sie glauben es war ein Racheakt?" Steve nickte zustimmend und Scully schaute in Mulder's Richtung.

Ihr Gesicht zeigte ihren 'Ich habe es Ihnen ja gesagt' Blick. Dann fing sie wieder an mit dem nach luftschnappenden Jungen zu reden: "Wer könnte Sie Ihrer Meinung nach umbringen wollen?"

Sein Blick senkte sich wieder. "Die ganze Stadt," sagte er. "Die ganze Stadt verurteilte uns bevor es überhaupt zur Gerichtsverhandlung kam. Es ist immer so, dass die ersten Verdächtigen die Dummen sind. Leonard hatte keine Eltern mehr. Nur seine Verlobte Anita hatte noch ihren Vater und ihre Mutter, und wissen Sie was? Die glauben auch, dass wir für den Autounfall ihrer Tochter verantwortlich waren. Sogar Robert hatte er beschuldigt."

Die beiden Agenten begleiteten ihn zurück zum Haus. Vor der Schiebetür der Terrasse blieben sie noch stehen um weitere Fragen zu stellen. Steve wollte nun aber seine Ruhe und bat die FBI Agenten zu gehen. Dann lief er in das Haus und schob die Tür von innen zu. Mulder und Scully stiegen wieder in ihren Wagen ein, fuhren aber noch nicht los. Mit Scully's Blick in seinen Gedanken fing Mulder an seiner Partnerin auf ein paar Fakten hinzuweisen: "Scully, es gibt keine Beweise für einen Racheakt. Wir können noch niemanden Belasten."

Scully wendete ihren Kopf in Mulder's Richtung. "Es ist aber im Moment unsere beste Spur. Alles deutet darauf hin, dass jemand die Mörder von Leonard Collard bestrafen will." Scully's Tonfall klang nicht gerade sehr überzeugend. Selbst sie konnte nicht genau sagen wie die Morde passierten oder wie man die Körper der Leichen nur so weit verbrannte, bis die Opfer starben. Immer noch gab es keine Hinweise auf einen Mörder oder auf eine andere Ursache. "Mulder, die Autopsie des Opfers ist sicher schon lange fertig. Wir sollten die Ergebnisse anschauen, ob etwas brauchbares dabei ist."

Ohne eine Antwort steckte Mulder den Zündschlüssel in das Schloss und startete das Auto. Sie fuhren los ohne zu bemerken, dass sie von einem Fenster des Hauses beobachtet wurden.
Steve Becker sah zu, wie die FBI Agenten wegfuhren und setzte sich danach auf die Couch im Wohnzimmer. Mit der Fernbedienung schaltete er den Fernseher an und sah sich eine Footballübertragung an. Er nahm eine Bierdose, die neben ihm stand, öffnete sie und trank einen Schluck.

"Was wollten die FBI Typen von dir Steve?" hörte er hinter sich. Es war Robert, der sich im Nebenzimmer aufgehalten hatte und ihn auf der Terrasse belauscht hatte.

"Nichts. Die wollten nur wissen, wer Eric ermordet haben könnte. Außerdem haben die mich über Leonard ausgequetscht." Wieder nahm er einen kräftigen Schluck von dem Bier.

"Hast du etwas über mich erzählt?"

Ohne auf seinen Freund zu schauen, schaltete er das Fernsehprogramm um und antwortete: "Du warst denen völlig egal. Die glauben, dass Eric umgebracht wurde. Die kriegen das über dich eh nicht raus." Danach hob er wieder sein Bier um einen Schluck zu nehmen, als Robert um die Couch rannte und Steve die Bierdose wütend aus der Hand schlug.

"Glaubst du, die sind so blöd? Was glaubst du warum die hier waren, wenn sie nicht etwas wüssten. Denen ist es scheißegal was aus uns wird. Irgendjemand hat Eric umgebracht und wenn die herausfinden, oder das sonst jemand herausfindet, dass ich mit drinstecke, haben wir mächtigen Ärger." Beide schauten sich an ohne das sie irgendetwas sagten. Steve öffnete eine neue Dose und wechselte wieder das Programm. Ihm schien das alles nichts anzugehen so dass Robert genervt zur Tür hinausging. "Ich halte es nicht mehr aus. Ich gehe Heim." Er schloss die Tür hinter sich zu. Auf dem Sofa sitzend trank der Junge sein Bier leer. Beunruhigt sah er über seine Schulter in Richtung des Ausgangs. Seine Angst konnte er nicht verbergen.




Das Leichenschauhaus war ziemlich kühl als Mulder und Scully es betraten. Sie liefen durch einem langen Gang auf eine Tür zu und klopften an. Sheriff Tucker öffnete den Agenten die Tür und bat sie herein. Es war ein großer, gekachelter Raum, in deren Mitte ein Metalltisch stand auf dem eine Abgedeckte Leiche lag. Ein Arzt trat an den Tisch und stellte sich als Dr. Maren vor. Er deckte den toten Körper von Eric LaSol auf und gab danach Scully einen Autopsiebericht.

"So etwas hatte ich noch nie gesehen," sagte er erstaunt. "Der Körper zeigt Brandwunden auf, aber keine verkohlten Stellen. Also muss man ein Feuer ausschließen. Die inneren Organe zeigten keine Brandschäden. Eigentlich müsste der Junge noch leben. Zwar mit Schmerzen, aber er müsste leben."

Mulder sah über die Schulter seiner Partnerin auf den Bericht. Diese konnte sich selber den Zustand nicht erklären oder was die Todesursache war. Sie blätterte bis zum Ende der Mappe vor.

Mulder dauerte dies zu lange und fragte gleich nach der Ursache des Todes. "Was war dann die Todesursache von Eric LaSol?"

Dr. Maren schaute zur Leiche und begann dann mit der Erklärung: "In seinem Blut konnte ich eine Menge Adrenalin finden. Da ich keine anderen Unstimmigkeiten gefunden habe, würde ich sagen, er starb an seiner Angst." Scully fand nun auch im Bericht die Stelle der Todesursache. Sie hatte schon von der Todesangst gehört, aber sehr selten kam sie mal vor. Es musste etwas so schreckliches passiert sein, damit dieser junge Mann überhaupt sterben konnte. Doch die Ursachen der Brandwunden konnte sie nirgendwo finden. Sie stellte sich zu dem Doktor und fragte nach den Brandwunden. Dieser musste aber passen.

"Wie ich schon sagte, ich habe so etwas noch nie gesehen. Mir ist kein natürliches Phänomen vertraut, das diese Wunden verursachen könnte."

Scully wandte sich vom Bericht ab und schaute Dr. Maren an. "Also wollen Sie uns damit sagen, dass es ein Mord sein könnte." Eigentlich gab es noch nie einen Fall bei dem jemand durch Angst ums Leben kam und es sich als Mord herausstellte, aber Scully wollte diese Theorie trotzdem in betracht ziehen. Nun kam auch Mulder mit in das Gespräch.

"Dr. Maren, Sie sagten, Sie kennen kein natürliches Phänomen für diese Brandwunden. Was ist mit den Lichtern von Brown Mountain? Nachdem man nicht genau herausfand, was diese Lichter sind, könnten Sie sich vorstellen, dass diese Lichtkugeln für die Brandwunden verantwortlich sein könnten?"

Zuerst war jeder still wegen dieser Frage. Die Bewohner lebten mit der Erscheinung der Lichter, sie sahen sie auch mal gelegentlich hinter den Bergen in Richtung des Himmels fliegen, aber noch nie hatten sie sich um sie Gedanken gemacht.

Nun wollte auch Tucker zu Wort kommen: "Sie wollen doch nicht behaupten, dass die Brown Mountain Lichter für die Verbrennungen verantwortlich sind? Das ist vollkommen verrückt." Er war ziemlich aufgebracht wegen Mulder's Vermutung.

Nur Maren war nicht überrascht. "Es waren einmal Meteorologen hier, die glaubten, die Lichter seien Kugelblitze oder eine atmosphärische Erscheinung, wie die Nordlichter. Aber auch sie konnten nichts genaueres sagen. Einen Blitzeinschlag hätte ich aber bemerken müssen."

Mulder wollte aber nicht locker lassen. "Da niemand genau weiß, was diese Lichtkugeln nun sind kann man nicht ausschließen, daß sie für die Verbrennungen Schuld tragen." Scully konnte es nicht fassen, dass ihr Partner mit dieser Diskussion anfing. Der Doktor schien sich nun von dem Gespräch abzuwenden und Sheriff Tucker wurde wütender.

"Hören Sie , Agent Mulder. Ich lebe hier schon seit ich ein Kind war und noch nie kam jemand auf die Idee, die Lichter könnten jemanden umbringen."

Mulder blickte mit seinem regungslosen Gesichtsausdruck zu Tucker. "Das hatte ich auch nicht behauptet." Dr. Maren deckte den Leichnam wieder zu und schob ihn in eine Kühlkammer.

Tucker ging direkt auf Mulder zu und schaute ihm ins Gesicht. "Ich werde jetzt zurück in mein Büro gehen. Dort werde ich mir Gedanken machen, wie es zu dem Tod des Jungen kommen konnte. Ich werde mir auch Gedanken machen, dass es ein Mord war, so wie Agent Scully vermutet. Und dann prüfe ich nach, wer der Mörder sein könnte. Auf jeden Fall ein Mörder aus Fleisch und Blut." Er rückte sich seine Uniform zurecht und ging durch die Tür in Richtung des Ausgangs.

Mit einem Schmunzeln im Gesicht ging Scully zu Mulder und stellte sich neben ihn. "Sieht aus, als hätten Sie wieder einen Freund gewonnen, Mulder."




In ihrem Wagen fuhren die Agenten zu dem Motel, indem sie sich eingetragen hatten. Immer noch wollte Scully es nicht wahrhaben was Mulder im Leichenschauhaus von sich gab. Er hatte schon oft seine Hirngespinste von sich gegeben, allerdings konnte sie sich nie daran gewöhnen. Hirngespinst. Sie konnte es nicht glauben, dass sie dieses Wort mit Mulder in Verbindung brachte. Da waren die Fakten, die Beweise, und auf der anderen Seite waren die ungeklärten Tatsachen. Viel zu wenig um zu einem Entschluss zu kommen. Es reichte gerade einmal für Scully eine Theorie für einen Mord aus Rache aufzubauen. Ihr war klar, es gab keine Beweise, die ihre Vermutung untermauerten. Doch es war eine Möglichkeit. Mulder hingegen konnte nicht von der Geschichte der Brown Mountain Lichter loslassen. Schon als sie das erste Mal hier waren, konnte Mulder nicht seine Faszination für die Lichter verbergen. Er war hinter etwas her das eine atmosphärische Spiegelung sein könnte. Die ganze Fahrt herrschte Stille zwischen den beiden FBI Agenten. Mulder dachte eigentlich, dass Scully ihn mit Tatsachen aufklären würde. Das sie ihn von seinen absonderlichen Ideen abbringen wollte. Auch wenn es selten eine übereinstimmende Meinung gab, so genoss er es, wenn seine Partnerin ihn eines Besseren belehren wollte. Doch es war nur Stille zwischen den Beiden. Sie blickte aus dem Fenster, sah den vorbeihuschenden Häusern zu. Mulder wandte seinen Blick von der Straße um seine Kollegin anzusehen. Er wollte etwas sagen, aber ihm fiel nichts ein was er ihr sagen sollte. Dann schaute er wieder auf die Straße. Da kam die Einfahrt zum Motel. Der Wagen fuhr auf einen Parkplatz und beide Agenten stiegen aus dem Auto aus. Bevor sie jedoch hineingingen, richtete Mulder seine Augen in Richtung des Himmels. Die Sterne funkelten und es waren nur ein paar Wolken zu sehen.

"Mulder, stimmt etwas nicht?" fragte seine Partnerin.

"Nein. Ich schaue mir nur die Sterne an." Mit gesenktem Kopf ging er dann in das Motel. Scully schaute kurz in den Sternenhimmel und folgte Mulder in das Gebäude.
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