World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Als die Hölle gefror...

von Karin Ropers, Steffi Raatz

Kapitel 9

Dana lächelte und strich ihm über die Wange: "Werde ich sein!"

Sie ließ seine Hand los und kontrollierte das Magazin ihrer Waffe ein letztes mal.

"Dana", sie wollte gerade den Raum verlassen, da hörte sie noch einmal seine Stimme.

Unruhig drehte sie sich um.

Er hatte sich leicht aufgesetzt und sie konnte sehen, wie die Schmerzen ihn quälten: "Falls ich nicht mehr lebe, wenn du zurückkommst..."

Sie eilte zu seinem Bett und brachte ihn wieder in eine liegende Position: "Alex, sag so etwas nicht, es wird nicht geschehen!"

"Dana, aber ich muß damit rechnen", sie wollte etwas erwidern, doch er hielt ihr den Finger auf die Lippen, "ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dich liebe."

Scully schluckte und spürte Tränen in sich aufsteigen und eine tief sitzende Verzweiflung.

Er hatte Recht, sie wußten nicht, ob er die Nacht überleben würde, sie wußten es beide nicht und das machte die Situation nur um so schwerer.

Sie küßte ihn sanft auf die Stirn und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Raum, doch ihr Herz schien zu zerspringen, als sie den Türrahmen durchquerte und ihn zurückließ...

Keine Wirkung. Mulder war kurz vorm Verzweifeln. Seine Kugeln zeigten alle keine Wirkung. Keine einzige! Nicht eine! Mit einem verzweifelten Schrei stürzte er sich auf das Monster, packte es an den Hörnern und versuchte sich zu befreien, doch er hatte keine Chance. Wie ein Gummiball wurde er durch die Luft katapultiert und landete unsanft an der Wand des Bootshauses. Kurze Zeit blieb ihm die Luft weg, seine Lungen schienen zu bersten, sein Rücken schien an jedem Wirbel gebrochen.

Was um ihn herum geschah, nahm er nur noch halb wahr. Alles was er sehen konnte, war dieses gehörnte Monster, das auf ihn zu kam und einen Balken in der Hand hielt, mit dem es ihn erschlagen wollte.

Panik überkam ihn, er versuchte aufzustehen, doch noch immer wollte die Luft nicht so richtig in seine Lungen eindringen und das Aufstehen wurde zur Tortour.

Dann sah er den Balken auf sich nieder sausen und konnte nur noch schützend die Arme vor sein Gesicht halten...

Scully riß das Tor auf und mußte die Augen zu machen. Grelles Licht strahlte ihr entgegen, blendete sie. Es dauerte einige Augenblicke bis sie im Inneren des Bootshauses war und etwas erkennen konnte.

Geschockt blieb sie stehen und starrte auf das Geschehen.

Es dauerte wenige Augenblicke, dann war sie wieder bei Sinnen und hatte die Situation überblickt.

Jack lag von irgend etwas getroffen in der einen Ecke, schien aber am Leben, Melissa war in Sprechgesänge versunken und Diana schien an der Decke zu schweben. Etwas irritiert sah Scully zweimal hin, als sich das Bild allerdings nicht veränderte, nahm sie es als gegeben hin.

Doch sie konnte Mulder nicht sehen. Wo steckte Mulder? Wer hatte die Schüsse außer ihm abgegeben? Wer wenn nicht er?

Ein dumpfes Grollen ließ sie herum wirbeln und sie erkannte das Wesen aus dem Wasser.

Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinab, lähmte sie für Sekundenbruchteile, dann griff sie nach einer Metallstange, die zu einem Boot zu gehören schien, und fackelte nicht lange.

Sie fixierte den Rücken des Tieres und rammte den Stab mit Wucht so tief hinein, wie sie nur konnte.

Unmenschliches Geheul erklang und Scully zuckte zurück.

Wütend blitzte es in tierischen Augen auf. Mulder nahm die Hände herunter und entdeckte Scully, die vor dem Monster zurückwich. Er sah die Stange, die quer in dem Wesen steckte. Scully hatte ihm das Leben gerettet.

Mit neu gewonnener Kraft sprang er auf, während das Wesen immer schneller auf Scully zu kam.

Sie wich zurück bis es nicht mehr ging. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben.

Mulder ergriff instinktiv den Stab und zog ihn dem Wesen wieder aus der Brust, nur um wenige Sekunden später erneut damit zu zu stechen.

Wieder erklang jämmerliches unwirkliches Geheul. Er reichte ihr seine Hand und zog sie von dem Wesen fort, an seine Brust.

Ihr Atem ging schnell, unregelmäßig genau wie ihr Puls und auch Mulders. Adrenalin strömte durch ihre Adern.

Sie vergaßen für einen Augenblick den Rest, hielten einander nur fest und waren erleichtert, noch am Leben zu sein... einen Augenblick zu lang.

Scully hörte nur einen erbosten Aufschrei, wirbelte herum und sah in das verzerrte Gesicht Melissas.

Ihre Stimme versagte und ihr Gesicht erfror zu einer Maske. Das war nicht mehr Melissa vor ihnen, das war die Ausgeburt der Hölle... Scully konnte sich nicht mehr rühren.

Wie ein Schlund tat sich vor ihnen der Boden auf, schien wie ein Wasserwirbel alles zu verschlucken. Scully spürte den Sog.

Erschrocken wich sie zurück, zog Mulder mit sich, doch der Sog war zu stark für beide.

"Ihr entkommt mir nicht!", dröhnte es in ihren Ohren.

Dana wollte schreien, wollte fliehen, doch es gelang ihr nicht. Es war, als ob sie auf der Stelle laufen würde.

Melissas Sprechgesang war beendet und rote glühende Augen starrten Scully lauernd an.

Dana erstarrte in ihrer Bewegung, in ihren Fluchtversuchen.

'Es ist aus!' schoß es ihr durch den Kopf, dann sah sie wie aus Melissas Händen helle Blitze stachen und ihr entgegen schossen.

Ein Körper rammte ihren, ließ sie taumeln, noch ehe sie verstand, was eigentlich geschah.

Irgendwie landete sie auf dem Boden, tastete instinktiv nach Mulders Hand, doch sie fand sie nicht.

Ihr Blick traf Melissa und sie sah, wie ihre eigenen Blitze sie trafen. Scully begriff noch immer nicht so ganz, was den geschehen war oder geschah, doch Melissas Gesicht war vor Angst und Entsetzen verzerrt, ehe ein grelles Licht jeden Blick vermied und nur ein markerschütternder Schrei erahnen ließ, was geschah.

Der Sog des Schlundes wurde stärker und Scully hatte Mühe, nicht hinein gezogen zu werden.

Dann spürte sie eine Hand, die sie am Handgelenk packte und in einen sicheren Bereich zog - Mulder!

Erschöpft und erleichtert ließ sie sich in seine Arme ziehen und schloß die Augen, während der Schlund sich schloß...



In der Nacht waren die Eismassen abgetaut und die Straßen wieder befahrbar geworden. Scully stand auf der Terrasse und betrachtete den See und das Bootshaus mit Schaudern. Vor der Hütte stand ihr Gepäck.

Traurig blickte sie dem kleinen Sarg hinterher, der von den Gerichtsmedizinern aus dem Haus getragen wurde.

So richtig wirklich konnte sie noch nicht verstehen, was eigentlich geschehen war, doch es gab Melissa nicht mehr. Sie war spurlos vom Erdboden verschwunden. Sie mußte akzeptieren, was geschehen war. Es blieb ihr nicht viel anderes übrig. So schwer es ihr fiel.

Mulder trat neben sie und reichte ihr eine Tasse Kaffee. Dankend nahm sie an und ihr Blick überflog kurz seine Wunde, die nun ärztlich versorgt war.

Ein weiterer Sarg wurde aus dem Bootshaus getragen und sie spürte wie Mulder leicht zusammen zuckte. Scully nahm seine Hand und drückte sie fest.

Nachdem alles vorbei gewesen war, war Diana aus einer Höhe gefallen, die sie nicht überleben hatte können. Ihr Rückrad war an mehreren Stellen gebrochen gewesen und Scully hatte nichts mehr für sie tun können, als ihren Tod festzustellen.

Mit einem bitteren Beigeschmack dachte sie an Dianas ungeborenes Kind. Es hätte Mulders sein können, doch nun existierte es ebenso wenig mehr, wie die Mutter.

Kurzfristig schloß Dana die Augen.

Als sie eine Kinderstimme hörte, sah sie wieder auf. Jacob hatte den Arm um seine Tochter gelegt und verließ mit ihr das Haus.

Sein und ihr Blick trafen sich und sie lächelte.

Jacob hatte ihnen das Leben gerettet. Er hatte eine Schaufel zwischen sie und die Lichtstrahlen gebracht, wodurch diese von der Schaufelfläche reflektiert worden waren und zurück zu Melissa geschickt wurden.

Sie formte ein 'Danke' mit ihren Lippen und sah ihm hinterher, wie er in einen der FBI-Wagen stieg... er würde noch viele Fragen beantworten müssen.

Einige Meter hinter ihm, stieg Skinner aus dem Wagen. Sein Blick ging schweifend umher, ehe er seine Agenten ansah und auf sie zu steuerte.

"Agents!", er reichte ihnen die Hand.

Mulder lächelte gequält, während Scully nur müde nickte.

"Sind sie bereit für den Aufbruch?", er sah sie fragend an.

In diesem Augenblick sah Scully die Sanitäter aus dem Haus kommen und hob ihre Hand abwehrend: "Einen Augenblick noch Sir!"

Langsam, wie in Zeitlupe, ging sie auf die Sanitäter zu. Diese stoppten mit der Trage und Scully beugte sich zu Alex hinab: "Wie geht es dir?"

Er lächelte müde: "Ich habe überlebt... und du auch..."

Sie lächelte zurück: "Das haben wir."

"Das war's dann wohl", murmelte er und hob geschwächt seine Hand, um ihr über die Wange zu streichen.

Sie ergriff seine Hand und hielt sie fest.

"Leb wohl, Dana!", seine Stimme klang brüchig.

Sie gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen und hielt kurz inne. Ein letztes mal dieses Gefühl auskostend, dann sah sie ihn wieder an: "Wir sehen uns im Krankenhaus, Alex!"

Sie richtete sich wieder auf, ihre Augen noch immer auf Alex gerichtet, sein Blick noch immer an ihren gefesselt und nur langsam lösten sich ihre Hände, als die Sanitäter sich wieder in Bewegung setzten.

Scully blieb noch einen kurzen Augenblick stehen und sah der Trage hinterher, dann drehte sie sich zu Mulder um.

Ihre Augen trafen sich und sie wußte, dass sie zu ihm gehörte.

Langsam ging sie auf ihn zu, ließ sich in seine Arme ziehen und schloß die Augen...



Ende
Rezensionen