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'Es war einmal...' und doch kein Märchen

von Missy, Steffi Raatz

Kapitel 3

***



"Sind Sie soweit?" Scully spähte vorsichtig durch die Verbindungstür zu Mulders Zimmer. Sie erblickte ihn, wie er sich vor einem Spiegel, den Rücken ihr zugewandt, eine neue Krawatte umband.

"Verdammt!", zischte er, löste wütend den Knoten wieder und entdeckte Scully im Spiegel hinter sich.

"Scully, statt zu grinsen, könnten Sie mir ruhig mal helfen!", murrte er und sah sie erwartungsvoll an.

Sie konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, während sie auf ihren Partner zusteuerte.

Mit einem energischen Griff nahm sie die zwei Enden der Krawatte in ihre Hände und zog sie zurecht.

"Das sollten Sie öfter machen!" Er blickte ihr tief in die Augen und ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.

Sie lächelte zurück und zog die Krawatte fest. Mulder hustete und sah sie halbwegs entsetzt an:

"Wollen Sie mich erwürgen?"

Mit einer zärtlichen Geste strich sie seine Krawatte glatt und tippte ihn dann ganz neckisch auf die Nasenspitze: "Mein Märchenprinz, üben Sie fleißig und Sie leben länger!"

Verblüfft sah er ihr hinterher, als sie wieder durch die Zwischentür verschwand.

"Ich wäre dann soweit..."

"Na, wurde ja auch Zeit!", seufzte sie und betrachtete ihren Partner. Er sah mal wieder fabelhaft aus.

"Mußten Sie in diese Grube springen oder ich?", murrte er.

"Sonst sind Sie doch nicht so penibel, Mulder!", erwiderte sie.

Er trat näher zu ihr, nahm ihre Hand und kniete sich vor ihr nieder. Scully sah ihn verwirrt an.:

"Was wird das denn jetzt?"

"Ich muß doch gut aussehen, wenn ich Ihnen den versprochenen Antrag machen will", grinste er schelmisch.

Scully sah ihn einerseits verblüfft, andererseits neugierig an: "Na da bin ich doch mal gespannt, was Sie sich jetzt einfallen lassen!"

"Naja, was soll ich mir einfallen lassen? Ich hatte einfach nur gedacht, ich frage Sie ganz höflich, ob Sie den Rest Ihres Lebens mit mir verbringen wollen!" Er zuckte mit den Schulter.

"Das ist alles? Mulder, ich bin enttäuscht! Sie sind doch sonst wesentlich phantasievoller." Enttäuscht sah sie ihn an.

"Oh man, Sie schaffen mich!", schmollte er künstlich und richtete sich wieder auf.

Fragend beobachtete sie seine Resignation: "Wie? Ich dachte, jetzt kommt ein Antrag!"

Er hatte sich vor ihr aufgebaut und legte eine Hand unter ihr Kinn, um ihr Gesicht anzuheben. Er war ganz nah vor ihr, als er zu ihrer Verblüffung einen kleinen aus Alufolie geformten Ring aus der Tasche zog: "Und? Wollen Sie mich denn?"

Sie verharrte in der verzwickten Position und schielte staunend auf den Ring aus Alufolie.

Nein, wie hatte sie ihm nur Phantasielosigkeit vorwerfen können?

"Flugverpflegung?", fragte sie.

"Jep! Washington - New York!", grinste er und hielt den Aluring genau vor ihre Nase.

Sie lächelte und streckte ihm ihren Ringfinger hin: "Gebongt! Wann ist die Hochzeit?"



***



Scully schlüpfte in den Kittel und zog sich die Haube über ihre Haare. Mit ein wenig Grauen dachte sie daran, wie ihre Haare später aussehen würden, aber das brachte der Beruf nun mal mit sich.

Sie griff sich die Handschuhe und blieb mit ihrem Blick auf dem Ring aus Alufolie hängen. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, während sich in ihren Gedanken noch einmal die Szene vom Mittag wiederholte.

Seufzend zog sie schließlich ihre Latexhandschuhe über und betrat den Obduktionsraum.

Ob Mulder mit dem zuständigen Officer mehr Glück hatte und Informationen erhalten würde, die Ihnen weiterhalfen? Sie beschloß, nicht weiter an Mulder zu denken, sondern sich jetzt ihrer Obduktion zu widmen.

"Der zu obduzierende Körper ist eindeutig weiblich, ca. 1, 10 m groß... Junge, ganz schön groß für den Rest deiner Sippe... Der Körper ist erstaunlicherweise nur wenig verwest - ich gehe davon aus, dass man den Leichnam balsamiert hat, obwohl ich mit Blick auf die Struktur der Oberfläche nichts dergleichen feststellen kann..." begann Scully die äußerlichen Begebenheiten zu beschreiben...

Es vergingen einige Stunden, in denen Scully diverse Male einhielt, um ihre Befunde zu überprüfen. Sie war die geborene Skeptikerin, aber sie mußte auch immer wieder an Mulders Aberglauben denken, dass man diesen Zwergenwuchs als außerirdisch abtat. Vielleicht konnte ja doch etwas wahres... Nein! Das sollte sie nicht einmal denken.

Sie öffnete den halb skelettierten und verwesten Bauchraum und besah sich die inneren Organe.

Gerade als sie beginnen wollte die restlich vorhandenen Organe zu wiegen, bemerkte sie etwas anderes. Sie stockte.

Die Lampe über dem Tisch in die rechte Position verschiebend, besah sie sich ein weiteres mal den Bauchraum.

Mit zwei eiligen Schritten hatte sie das Waschbecken erreicht, ihre Hände gewaschen und Mulders Nummer auf ihrem Handy eingetippt.

Sie mußte nicht lange warten.

"Mulder?" Scully war erleichtert seine Stimme am anderen Ende der Leitung zu hören. Sie hatte so einiges merkwürdiges während ihrer Untersuchungen entdeckt, aber was sie nun vor sich sah, schoß bei weitem den Vogel ab.

"Kommen Sie bitte, so schnell Sie können! Ich habe hier etwas, das sollten Sie sich ansehen!", erklärte sie ihm aufgeregt am Telefon und blickte mit einem leicht angewiderten Ausdruck in den Augen auf die sezierte Leiche...



***



Erschöpft ließ sie sich auf einen Stuhl nieder und wartete auf Mulder. Sie konnte es immer noch nicht fassen, was sie gesehen hatte.

Es dauerte nicht lange und die Tür flog auf. Mulder stürmte mit einem gespannten Ausdruck im Gesicht herein.

"Scully, was ist los, geht es Ihnen gut?" Im Nu war er neben ihr, als er sie so auf dem Stuhl kauern sah. Sie sah blaß aus, fand er.

"Nein, nein, ich bin in Ordnung, Mulder, aber sehen Sie sich das hier mal an...." sie stand auf und zog Mulder an der Hand hinter sich her. "Wie gut kennen Sie sich in Anatomie aus und was wissen Sie über innere Organe?", fragte Scully, sich nach Mulder umsehend, der zögernd näher kam. Sie kannte seine Abneigung, sezierte Körper anzusehen.

"Scully, ich war da gerade krank oder mußte Kreide holen. Sagen Sie mir lieber, was da so Auffälliges zu sehen ist." mit gerümpfter Nase trat er näher.

Scully klappte die Bauchdecke zur Seite und sah Mulder prüfend an.

Er sah im Bauchraum einen dunklen großen Muskel, der aussah wie ein Football. Ellipsenförmig und für die Größe des Wesens von ziemlichem Ausmaß. Eine steile Falte bildete sich auf Mulders Stirn. Was sollte das de..... jetzt schreckte er zurück. Hatte er Halluzinationen oder hatte sich dieses unförmige Etwas gerade bewegt? Er schaute auf und Scully direkt in die Augen.

"Mulder, sie brauchen keine Angst zu haben, Sie haben keine Halluzinationen, es bewegt sich wirklich."

"Was ist das, Scully? Großer Gott, ich würde sagen, von der Position und dem Aussehen her, dass es der Uterus ist."

Scully blickte ihn an und bemerkte, wie er langsam blaß wurde.

"Mulder, Sie haben recht und in dem Uterus scheint sich etwas Lebendiges zu befinden. Ich möchte nicht hier unter diesen Bedingungen das Sezieren fortsetzen. Ich denke wir verpacken diese Dame vorsichtig und lassen sie nach Quantico bringen."

Sie deckte die Tote zu und gab dem Assistenten des Chefpathologen Bescheid. Mulder und sie beobachteten jeden Handgriff des jungen Mannes, bis die Tote in einer Transportkapsel verschwunden war.

Sie verließen die Pathologie und fuhren ins Hotel zurück. Beiden war nicht nach weiteren Unternehmungen. Mulder hielt Scully die Tür zu seinem Zimmer auf. Als sie nicht kam, schaute sich Mulder um.

Scully stand sinnierend da.

"Mulder, ich habe angenommen, dass es sich hier um eine Kinderleiche handelt, unter diesen Umständen aber muß ich wohl davon ausgehen, dass diese weibliche Person wenigstens schon im Teenageralter war. Aber mit 108 cm finde ich auch das recht seltsam."

Mulders Stirnfalte war immer noch da, als er Scully den Arm um die Schulter legte und sie einfach in sein Zimmer schob.

"Scully, vergessen Sie nicht den Zwergenwuchs."

Scully machte ein ratloses Gesicht.

"Tja, wissen Sie Mulder, der Zwergenwuchs ist die eine Sache, was aber noch viel rätselhafter ist...., wie kann ein Lebewesen so lange überleben? Es ist vom medizinischen Standpunkt völlig unmöglich."

Sie ließ sich ganz in Gedanken auf Mulders Bett fallen und schob ihre Pumps von den schmerzenden Füßen und dachte angestrengt nach.

Mulder beobachtete sie während er sich den Mantel auszog und ebenfalls seine Schuhe abstreifte. Er sah, wie erschöpft sie war. Er griff zum Zimmertelefon und bestellte den Zimmerservice mit einigen Leckereien.

Kurze Zeit später klopfte es. Mulder öffnete und nahm die Flasche Wein und das Essen entgegen. Vorsichtig balancierte er es zum Bett hinüber.

Scully schreckte auf.

"Mulder, was soll denn das?" Neugierig reckte sie den Hals und bemerkte plötzlich, wie hungrig sie doch eigentlich war. "Mulder, wir hätten doch auch ins Restaurant gehen können." Mulder hatte alles auf das Fußende gestellt und zerrte nun an Scullys Mantel. Willig befreite sie sich von ihm. Ihre Glieder fühlten sich an wie Blei. Mulder hing ihren Mantel an die Garderobe und setzte sich mit auf sein Bett. "Scully, sie sind doch viel zu müde und außerdem könnten wir im Restaurant nicht so ungestört über den Fall sprechen."

"Da haben Sie recht" meinte Scully und langte zu.



***



Das Essen war geschafft und das Geschirr stand nun leer auf dem Fußboden. Mulder hatte sich auf seinem Bett ausgestreckt, Scully saß neben ihm. Sie hatte einfach keine Energie, aufzustehen. Sie nippte an dem Wein und war schon wieder ganz bei der Obduktion am Nachmittag. Sie stellte ihr Weinglas auf den Nachtschrank und drehte sich zu Mulder um.

"Vielleicht hätte ich doch mit dem Sezieren fortfahren sollen? War es richtig, die Tote aus den Händen zu geben?"

Mulder griff nach ihrer Schulter und drückte sie auf die Kissen.

"Ruhen Sie sich ein wenig aus Scully und hören Sie damit auf, sich den Kopf zu zermartern."

Sie gab auf. Sie fühlte sich plötzlich sehr wohl......der Wein? Mulders Nähe? Sie merkte, wie Mulder seinen Arm unter ihrem Nacken hindurch schob. Sie machte es sich bequem als ihr einfiel, dass Mulder ja auch zu einer Befragung unterwegs gewesen war.

"Was ist denn bei Ihnen heraus gekommen?"

"Oh vergesse Sie das! Himmel, ich habe noch nie so viel negative Energien erlebt", brummte Mulder und starrte an die Decke.

"Negative Energien? Wollen Sie jetzt mit mir in Rätseln reden?" Sie positionierte sich seitlich zu ihm und stützte sich auf ihren Ellenbogen.

"Stehen Sie besser auf, Scully!"

"Bitte?", verwirrt sah sie ihn an.

"Wenn Sie nicht gleich aufstehen, kann ich für nichts mehr garantieren!", flüsterte Mulder eindringlich.

Scully's Augen wurden groß.

"Scully, aufstehen!", zischte er bestimmend und sie schreckte wie ein Teenager vom Bett auf.

"Ist das der Wein oder warum haben Sie auf einmal diese Anfälle, Mulder?", entsetzt blickte sie auf ihn herab.

Dann fiel er auf einmal in ein schallendes Gelächter. Scully fing an zu begreifen. Er hatte sie wiedermal nur reingelegt.

Sie verschränkte die Hände vor der Brust und wippte mit ihrem Fuß auf und ab:

"Passen Sie bloß auf, sonst falle ich gleich über Sie her."

Er zog die Augenbrauen hoch und schlug die Decke neben sich auf: "Nur zu meine Liebe, darauf warte ich schon seit Jahren."

Wieder erklang ein schallendes Lachen aus seiner Richtung.

Sie betrachtete die Flasche Wein genauer. Nein, daran konnte es nicht liegen. So viel Wein hatten sie nicht getrunken.

"Ach, Scully, Sie verstehen wohl auch keinen Spaß mehr!"

Er klopfte mit der Hand neben sich auf den Bezug und gab Scully Zeichen, zu ihm zu kommen.

Sie zögerte.

"Na, ich weiß nicht, wie spaßig ich manches bei ihnen noch finden kann. Manchmal überspannen Sie den Bogen schon ganz gewaltig."

Er lächelte sie herzlich an und wiedermal konnte sie ihm nicht wirklich lange böse sein.

"Himmel, Mulder, Sie schaffen mich!", seufzte sie und ließ sich wieder auf dem Bett nieder.

"Kommen Sie her."

Er zog sie ein wenig am Arm, um sie in ihre alte Position in seinen Arm zu ziehen, doch sie blockte ab.

"Nein, nein, ich bleibe hier sitzen, dass ist sicherer!"

Mulder sah sie beleidigt an und fing dann schließlich doch noch von seinem Termin bei der örtlichen Polizeidienststelle zu erzählen.

Als er seinen reichlich kurzen Beitrag beendet hatte, sah Scully ihn verwirrt an:

"Man hat Ihnen keine Informationen geben wollen oder können?"

"Ich schätze beides!", lamentierte Mulder und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen.

Er blieb an Scullys Hand hängen.

"Hey, Sie tragen ja noch immer diesen Aluring!"

Sie fühlte sich ertappt und versuchte das kleine silberne Etwas von ihrer Hand zu streifen, doch es mißlang ihr.

Er nahm ihre Hand behutsam in seine und betrachtete den kleinen selbstgebastelten Ring. Dann blickte er Scully in die Augen: "Wie lange kennen wir uns eigentlich schon?"

Sie seufzte: "Vielleicht schon viel zu lange, um noch..." Sie stockte.

"Um noch was?" Seine Stimme war weich und warm und schien sie irgendwie einzulullen.

"Um noch... " Sie stockte ein weiteres Mal, doch nur um seine warmen Lippen auf ihren zu spüren. Es war ein Hauch, eine Illusion, wie es Scully schien, und es war auch ebenso schnell wieder vorbei.

Sie blickte Mulder an. War das eben wirklich passiert?

"Mulder, ich..."

Er lächelte und betrachtete die Flasche Wein. Nein, daran konnte es nicht gelegen haben. Hatte er auf einmal wirklich die Kontrolle verloren? Es war so unwirklich gewesen. Hatte er sie geküßt?

Er sah ihr in die Augen und wußte, dass das alles kein Traum gewesen war. Er hatte sie geküßt.

"Scully..."

Sie richtete sich steif vom Bett auf und strich ihre Kleider zurecht: "Ich gehe dann mal in mein Zimmer."

Er nickte und blickte ihr hinterher bis sie fast an der Tür angelangt war. Dann sprang er von seinem Bett auf und hielt sie am Arm fest.

Ihr Blick war fragend.

Mulder wollte ihr die Antwort geben. Er zog sie in seine Arme und küßte sie leidenschaftlich.

Scully fühlte sich überrollt. In die Enge getrieben, aber dennoch unglaublich wohl. Was hier geschah ging im Moment weit über ihre Auffassungsgabe hinaus.

Vielleicht war das der Auslöser und die Tatsache, dass sie durch den Wein leicht angeheitert war, dass sie sich dem Kuß ergab und ihn sogar genoß und erwiderte.

In dem Moment, als Mulder einen Schritt zurück machte und von ihr abließ, erkannte erst sie das Ausmaß, welches der Kuß mit sich brachte.

"Ich... ich gehe in mein Zimmer, entschuldigen Sie, Mulder!", murmelte sie verwirrt und verließ den Raum.

Er atmete tief ein. Hatte er das wirklich gerade getan? Hatte er sie hemmungslos in seine Arme gezogen und geküßt?

Noch immer spürte er den süßen Geschmack ihrer Lippen auf seinen, dennoch war da auch ein bitterer Nachgeschmack. Er sog zischend die Luft ein.

Scully hatte verwirrt und nicht gerade begeistert gewirkt. War ihre Partnerschaft nun in Gefahr? Hatte er das wirklich riskieren wollen?

Tausende von Fragen schwirrten ihm im Kopf herum, doch er entschloß sich schließlich, Scully in Ruhe zu lassen und die Angelegenheit zu überschlafen.

Vielleicht würde am nächsten Morgen alles wieder beim Alten sein. Vielleicht hatte er Glück und sie konnten einfach darüber hinweg gehen, als wäre nichts geschehen.



***



Er hatte die ganze Nacht nicht ein Auge zu gemacht und als er am nächsten Morgen vergeblich im Restaurant des Hotels auf Scully wartete, wurde ihm zunehmend klar, dass nichts mehr so wie vorher war.

"Ich habe hier eine Nachricht für Sie, Sir!" Er bekam einen Zettel von einem Kellner gereicht und faltete diesen behutsam auseinander.

"Verdammt!", rutschte es ihm heraus, als er die Nachricht las. Scully war nach Quantico geflogen, um die Leiche zu untersuchen. Sie hatte es vorgezogen an einer Leiche zu arbeiten, statt mit ihm weiter zu arbeiten. Das hatte er davon.



***



Scully war mit ihren Gedanken nicht bei der Sache. Immer wieder stand sie still da, ohne sich zu rühren und dachte an Mulder. Zweimal fragte der junge Student schon, ob ihr nicht gut sei. Sie mußte furchtbar aussehen. An Nachtschlaf war nicht zu denken gewesen. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals und wenn sie die Augen schloß, sah sie Mulder vor sich und spürte seine Lippen.

Wie sehr sie den Kuß wollte, hatte sie erst bemerkt, als Mulder von ihr abließ. Was sollte nun werden? Hatte sie richtig gehandelt, als sie beschloß nach Quantico zu fahren? Was mochte Mulder jetzt empfinden?

Hinter ihr klapperte es laut. Sie drehte sich wie erwachend um. Ihr Assistent stand schon in Schutzkleidung wartend im Nebenraum. Sie ging in den Umkleideraum und als sie fertig war durch eine Schleuse in die Pathologie.

Jetzt war sie voll konzentriert. Gleich würde sie herausfinden, was es mit dieser seltsamen Leiche auf sich hatte.

Gemeinsam mit dem Assistenten ging sie in den Kühlraum, um den Leichnam zu holen.

In den Unterlagen stand das Fach C 25.12. Hier war es. Die schwere Tür schwang zur Seite und der Assistent zog die Bare heraus.

Scully wußte sofort, dass etwas nicht stimmte.

Es war nicht die Leiche vom Vortag, nicht der tote Körper, den sie schon angefangen hatte zu obduzieren. Sie stand da wie betäubt. Sprachlos, unfähig sich zu rühren. Waren sie wieder einem Betrug aufgesessen oder hatte jemand bestimmtes wieder gefährliche Beweise beiseite geschafft?? War es der, der schon immer dafür gesorgt hatte, dass Beweise ins Nichts verschwanden?

"Schieben sie den Leichnam wieder zurück, es ist nicht der richtige. Ich schätze, dass der richtige niemals mehr auftauchen wird." stöhnte sie auf.

Langsam begriff der Assistent was los war. Nun stand auch er wie gelähmt da.

Wie in Zeitlupe schob er diese Leiche wieder zurück.

Was nun? Scully war ratlos. Sie wußte nur, dass sie hier raus wollte.
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