World of X

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Shatter

von Amy Schatz

Kapitel 2

Washingtoner Krankenhaus

Ein Monat später

14:10 Uhr



Margaret Scully lief den hell beleuchteten Krankenhaus Flur entlang und zupfte nervös an ihrer Jacke. Sie wusste nicht, wieso sie so nervös war – Sie war im vergangenen Monat beinahe jeden Tag hier gewesen.. Schnell kam sie zur Rezeption auf dieser Station und ging auf die Krankenschwester hinter dem Pult zu.



„Ich bin hier um Dana Scully zu besuchen.“ Die Krankenschwester, eine nette Frau um die 40, schaute Mrs. Scully an und lächelte.



„Hallo Mrs. Scully.“ Sagte sie.



Margaret nickte und formte ein Lächeln. „Wissen Sie, wie es ihr heute geht? Irgendwelche Veränderungen?“



Das Lächeln der Schwester verblasste, wie eine Wildrose und sie schüttelte ihren Kopf.„Nein, es gab keine Änderung, ich bin besorgt.“



Margaret nickte wieder und sagte. „Kann ich zu ihr gehen, oder ist Doktor Kott bei ihr?“



Die Krankenschwester schaute auf ihren Monitor und sagte. „Im Augenblick nicht, aber er wird Dana in ein paar Minuten untersuchen. Sie können zu ihr und wenn Dr. Kott kommt, kann er mit ihnen reden.“



„Danke.“ Sagte Margaret als sie in den Korb griff und einen Ausweis herausnahm, auf dem BESUCHER stand. Sie befestigte ihn an ihrer Jacke und ging zum Zimmer ihrer Tochter. Als sie ankam ging sie nicht gleich hinein. Sie schaute durch die große Scheibe, die in der Tür war. Scully saß in einem Rollstuhl nahe dem Fenster, sie konnte so hinaus sehen. Sie hatte etwas einfaches an, ein Sweat-Shirt, ihre Haare trug sie offen. Sie saß da, damit sie etwas fröhlicher werden würde, wenn sie das grüne Gras, die Vögel und den blauen Himmel sieht. Niemand realisierte, dass alles, was Scully sah nur in ihrem Kopf existierte. Scully bewegte sich nicht einmal in ihrem Stuhl. Sie bewegte sich nur, um zu atmen oder um mit ihren Augen zu blinzeln. Immer wenn es Zeit zum essen, oder schlafen gehen war, mussten die Krankenschwestern Scully in ihr Bett tragen. Die meiste Zeit wollte sie nicht kauen, also musste sie mit einem Schlauch ernährt werden. An den Tagen, wenn sie kauen wollte, bekam sie immer ihr Lieblingsgericht. Aber sie hatte kein Lebensgefühl mehr. Ihre Augen waren leer und leblos und ihr Gesicht hatte keinen Ausdruck mehr. Sie war so seit sie Mulders Körper identifizieren musste. Es gab immer noch eine gute Chance, dass sie wieder so werden würde, wie sie früher war, aber niemand erwartete das wirklich. Es sah so aus, als wäre die einzige Person, die ihr noch helfen könnte, Mulder. Und er war die einzige Person, die nicht im Stande war, ihr zu helfen. Schließlich öffnete Mrs. Scully die Türe und ging hinein. Scully reagierte nicht. Es sah auch nicht so aus, als ob sie bemerkt hätte, dass jemand bei ihr im Zimmer war. Margaret schluckte, kniete sich vor ihre Tochter und berührte ihre Wangen.



„Hallo Liebling. Ich bin’s, Mom.. Willst du versuchen heute mit mir zu sprechen?“ Scully sagte nichts, tat nichts. Sie blinzelte nur.



„Dana bitte, versuch es.“ Sagte Margaret. Aber da war keine Reaktion zu sehen, keine Bewegung. Am Ende gab es Margaret auf mit ihr zu sprechen, sie saß nur da, hielt ihre Hand und summte eine altes Lied. Nach ein paar Minuten hörte Margaret, wie die Türe geöffnet wurde und Dr. Kott trat ein. Er war ein gutaussehender Mann, so um die vierzig und war eine große Hilfe für Margaret gewesen, seit Dana im Krankenhaus war.



„Hallo Dr. Kott“ sagte Margaret, als sie aufstand. Dr. Kott lächelte sie an und schüttelte ihre Hand.



„Wie geht es ihnen heute, Mrs. Scully?“



Margaret zuckte mit den Schultern.„ Dem Umständen entsprechend, denke ich. Hat sich irgend etwas an Danas Zustand geändert?“



Dr. Kott schüttelte seinen Kopf. „Nein, leider nicht.“ Sagte er mitfühlend. „Mrs Scully, wie sie wissen hat Dana einen emotionalen Schock. Die meisten Menschen, die so eine Krankheit haben, sind auch manchmal auf einer anderen Ebene. Wir glauben, dass der plötzliche Tod ihres Partners ihr den letzten Rest gegeben hat. Wie wir alle wissen hat sie mit ihrem Krebs gekämpft und mit der Vorstellung bald zu sterben. Sie hat sich auch verantwortlich für den Tod ihrer Schwester und ihres Vaters gefühlt. Ich habe ihre Geschichte gelesen und ich weiß, dass die Sorge um ihren Partner sie viel Zeit und Kraft gekostet hat. Wenn man das also mit dem Streß, der ihr Job mit sich brachte verbindet, dann ist es logisch, dass sie es nicht verkraftet hat noch eine Person, die ihr sehr nahe stand zu verlieren. Diese Krankheit tritt auf, wenn der Betroffene eine liebgewonnene Person verloren hat. Es ist offensichtlich, dass Danas Partner eine große Rolle in ihrem Leben gespielt hat.“



Margaret stimmte ihm zu, obwohl sie all das schon viele Male zuvor gehört hatte.



„Ich glaube jetzt, dass ihr Gehirn zusammengebrochen ist. Sie hat sich zurückgezogen und wird wahrscheinlich noch mal die Zeit durchleben, in der ihr Partner, dieser Fox Mulder, noch lebte. Oder sie hat sich ihre eigene kleine Welt geschaffen, in der sie glaubt nun zu leben. Das sind bisher nur Spekulationen, aber ich hatte Patienten, die in der selben Lage waren, wie ihre Tochter und dann auf einmal wieder in die Realität zurückgekehrt sind. Und sie haben mir dann berichtet, wo sie waren und was sie da taten.“



„Wieso sind ihre anderen Patienten wieder aufgewacht und Dana nicht?“ Fragte Margaret.



Dr. Kott dachte einen Moment lang nach. „Sie kamen zurück, als ihre Gedanken ihnen sagten, dass es sicherer sei, oder falsch auf zu geben. Natürlich vermissten sie auch ihren Partner oder Partnerin und Familie, Freunde, und sie alle konnten die Person zurückbringen, ihr helfen wieder in die Realität zurück zu finden. Nun sind nur SIE es, die Dana wieder zurück bringen kann, aber meine Meinung ist, dass Dana auf Fox Mulder wartet, der sie zurück bringen soll. Seit er tot ist, ist das sehr trostlos.“



Margaret wollte nicht aufgeben. „Was wäre, wenn wir ihr ein Tonband mit seiner Stimme vorspielen würden?“



Dr. Kott zog ein Gesicht. „Das könnte funktionieren, aber da ist die Gefahr, dass Dana, nachdem sie herausgefunden hat, dass es nicht der echte Mulder war, für immer in ihrer Traumwelt bleiben würde. Ich glaube nicht, dass wir versuchen sollten sie jetzt aus zu tricksen. Es ist erst einen Monat her. Wir können nur so weiter machen, wie bisher. Ich habe sie aus dem Anti-Depressivkurs genommen, weil sie ihr nicht helfen konnten. Aber anders als die, können wir alles andere beim Alten lassen und sehen, ob die Zeit nicht auch ihre Wunden heilt.“



„Ich verstehe.“ Sagte Margaret Scully, obwohl sie sich total hilflos fühlte. „Was ist mit ihrem Krebs?“



Dr. Kott machte ein ernstes Gesicht. „Ich habe schlechte Neuigkeiten. Wie sie wissen, hat sich ihr Krebs vor einem Monat weiterentwickelt und ist in ihre Blutlaufbahn gelangt. Jetzt reisen die Krebszellen in ihrem Blut durch ihren Körper, aber erst wenn sie ihre Arterien und Venen erreichen, wird es kritisch, da sie zu klein sind. Wenn das passiert, also wenn die Zellen die Arterien und Venen verstopfen, dann werden sie die Wände sprengen und in Organe eindringen und diese infizieren. Alle Krebszellen werden die Lunge als erstes angreifen. Wir haben erst gestern eine weitere Blutprobe von ihr genommen und sie untersucht. Und wir haben festgestellt, dass der Krebs Danas Lungen schon erreicht hat.“



Margaret schluckte und Dr. Kott musste sie für einen Moment lang stützen.



„Mrs. Scully, sie müssen dies wissen, aber wenn sie noch etwas Zeit brauchen, werde ich das natürlich verstehen.“



Margaret schüttelte ihren Kopf. „Nein, nein, mir geht es gut. Bitte fahren sie fort.“



„Also gut. Wenn ein Krebstumor die inneren Organe eines Menschen erreicht und infiziert, werden die Organe langsam untauglich gemacht, solange der Krebs immer größer wird, also wächst und sich weiterbildet. Es ist ja offensichtlich, dass es vom Gehirn bis zur Lunge keine lange Strecke ist und der Krebs in ihrer Lunge wächst sehr schnell.“

„Kann das nicht behandelt werden?“



Er nickte. „Es ist möglich. Wie auch immer, wir wissen momentan nicht, wo sich der Krebs in ihrem Körper noch vermehrt hat und wenn er es geschafft hat, alles in ihren Lungen zu töten, wird er bald weiter wandern und wo anders angreifen.“



„Sie erzählen mir, dass meine Tochter sterben wird und dass da nichts ist, was man dagegen tun könnte. Das tun sie doch, oder?“



Dr. Kott schaute hinüber zu Dana, die eine sehr schöne Frau war. „Es ist so. Es wäre ein Wunder, wenn wir diesen Krebs in Schach halten könnten und ich bezweifle, dass irgend jemand diese Therapie durchziehen würde.“



„Ich verstehe. Dann ist es eigentlich egal, ob Dana wieder zurück zur Wirklichkeit findet, oder in ihrer Traumwelt bleibt. Was meinen sie?“



Der Doktor schüttelte seinen Kopf.



Margaret holte tief Luft. „Wie lange wird sie noch leben?“





„Ohne Behandlung?“ Fragte Dr. Kott.



Margaret nickte. „Ich sehe nicht ein, dass sie eine Chemotherapie machen soll, wenn es ihr nicht helfen würde.“



Kott schluckte. „Es ist schwer zu sagen, wirklich. Sechs Monate, wahrscheinlich weniger. Wenn ich eine konkrete Antwort geben sollte, dann würde ich sagen drei bis sechs Monate.“



Margaret fiel eine Tränen an ihrer Wange hinab, aber sie ignorierte sie. „Dr. Kott. Ich würde jetzt gerne wieder alleine mit meiner Tochter sein, wenn sie nichts dagegen haben.“



Kott nickte und ging leise hinaus.



Margaret drehte sich wieder zu Scully um und seufzte. „Oh mein armes kleines Mädchen. Ich hoffe, dass Fox weiß, was du wegen ihm durchmachst.“



Sie kniete sich wieder vor Scully und nahm ihre Hand.



„Ich hoffe, dass du dort drin glücklicher bist. Du solltest nicht so leben. Und ich hoffe, dass du eines Tages wieder mit Fox zusammen sein wirst.



Wie Margaret vermutet hatte, zeigte Scully keine Reaktion. Es war beinahe so, als wäre sie bereits tot. Margaret ließ ihre Tränen gewähren und betete.



* * *



In ihren Gedanken, saß Scully neben dem Pool in dem schönen Wald. An diesem Ort hatte Zeit keine Bedeutung, jeder Tag war lichterfüllt und der Himmel war immer blau. Sie wartete auf Mulder und hoffte, dass er eines Tages zu ihr kommen würde. Sie vermisste ihn fürchterlich und sie wollte nach ihm suchen, aber etwas hielt sie zurück, hielt sie hier. Sie wusste, dass Mulder zu IHR kommen müsste und wenn er nicht kommen würde, würde sie einfach so lange auf ihn warten, wie es nötig war. Sie wusste nicht, ob sie das konnte, aber sie hatte ein Gefühl, dass ihr sagte, wenn sie sich zu einsam fühlte, dass sie sich an die schönen Zeiten mit Mulder erinnern sollte, und dass er dann wieder bei ihr sein würde. Sie konnte den Schatten besetzten Platz sehen, von dem sie gekommen war, wenn auch nur aus der Ferne. Und als sie dort hin schaute, konnte sie etwas unheilvolles sehen, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, was das sein könnte. Wenn eines Tages die Schatten zu nahe kommen würden, so dass der Tag zur Nacht wird, dann würde sie schlafen gehen. Alles, was sie wusste, war, dass sie nicht wieder dorthin zurück kehren wollte – Nicht ohne Mulder an ihrer Seite zu haben, der sie nach Hause ruft. Aber alles, was sie in diesen Tagen hören konnte, war Musik. Noten, Zeilen eines Textes und Melodien ihrer Kindheit. Als sie sich zurück auf das Gras legte und die Vögel beobachtete, dachte sie, dass sie eine neue Musik hören würde. Sie konzentrierte sich und hörte genau hin. Die Worte ließen sie an Mulder denken. Und das ließ sie lächeln.







THE END



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„My life is a shambles .... I need pie.“ –Michael Keaton



„Murtiplicity“ >Ich habe am anderen Tag ein Video von den Hansons angeschaut und das Lied in „Children of the Corn“ geändert. – Comedian



„The earth was made round, so we would not see too far down the road ...“ –Out of Africa



„I get winded when I use a rotary phone ...“ – Dr. Katz, Professional Therapist.
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