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Liebesglück und Liebesschmerz

von Blue

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Es klopfte an der Tür. Dana Scully ging, in einen Bademantel gehüllt, zur Tür des kleinen Hotelzimmers.

„Hey, Dana. Bist du soweit?“

Scully musterte müde ihre beiden Freundinnen.

„Du bist ja noch gar nicht umgezogen.“

„Hey, ich glaube ihr geht besser alleine los. Ich bin noch ziemlich müde von dem Flug.“

Nicky und Paula stupsten sie bei Seite und drangen in Scullys Zimmer ein.

„Dana, du wirst dich jetzt in dein sexy Sommerkleid werfen, dir deine Haare etwas zurecht machen, ein bisschen Puder auflegen und mitkommen.“, sagte Nicky.

„Genau. Wir sind auf Dscherba um dein bestandenes Medizinexamen zu feiern. Los, mach dich fertig.“, gab Paula auch noch dazu.

Scully war wohl überstimmt.

„Okay, okay. Bei euch hat man ja doch keine Chance.“
Die drei jungen Frauen verfielen in lautes Gelächter. Scully machte sich schnell fertig. Eigentlich hatte sie gar keine Lust das Sommerkleid anzuziehen, aber ihre Freundinnen ließen ihr keine andere Wahl. Schließlich zog sie es doch an. Scully war wirklich eine wunderschöne Frau. Ihre roten Haare waren eine reine Pracht und in ihren wunderschönen blauen Augen konnte man fast ertrinken. Auch wenn sie etwas kleiner war als ihre Freunde, sie war wunderschön.

„Fertig, Dana? Na dann können wir ja los zum Strand. Ich hab gehört, da soll ´ne Party sein. Da finden wir bestimmt etwas passendes für dich, Dana.“, stichelte Nicky.

Scully verdrehte die Augen. Sie hasste es, wenn ihre Freunde ständig versuchten sie zu verkuppeln. Sie würde irgendwann schon den richtigen finden. Sie war jung und hatte alle Zeit der Welt.

Die drei Mädels machten sich langsam auf den Weg zum Strand. Zu Fuß waren es nur ein paar Minuten. Schon als sie das Hotel verlassen hatten, hörten sie die Musik, die vom Strand kommen musste.

Scully war gar nicht in Party Laune. Irgendetwas bedrückte sie. Sie wusste jedoch nicht was. Sie müsste eigentlich der glücklichste Mensch auf Erden sein, denn schließlich war sie jetzt Ärztin. Doch irgendwie freute sie sich gar nicht wirklich. Manchmal dachte sie sogar, dass es die falsche Entscheidung war, Medizinerin zu werden. Aber sie drängte ihre Gedanken in den Hintergrund. Sie wollte den beiden den Abend nicht verderben.

„Hier scheint ja mächtig was los zu sein.“, sagte Paula, als sie die Menschenmenge vor sich sah. Sie stürzten sich ins Getümmel und suchten verzweifelt die Stelle, an der man üblicherweise etwas zu trinken bekam. Doch durch die vielen Menschen war es gar nicht so leicht die Bar zu finden. Als sie es dann irgendwann doch geschafft hatten, suchten sie sich am Rande einen Stehtisch, der glücklicherweise noch frei war.

„Oh Mann. Der Typ hinter der Bar ist ja echt schnuckelig. Der wäre doch was für dich, Dana.“, sagte Nicky, nachdem sie einen Schluck von ihrem Drink genommen hatte.

„Ich warne euch...und ihr wisst, was es bedeutet, wenn ich euch warne...“

Scullys Tonfall war drohend. Doch Nicky und Paula machten sich nur über sie lustig.

„Hey, ist doch nur Spaß.“
Scully sah die beiden ungläubig an.

„Ich kenne euren Spaß,“ sagte sie.

„Ach, Dana. Du nimmst alles viel zu ernst. Hab mal ein bisschen Spaß am Leben. Du hast schließlich deinen Doktor in Medizin...“ sagte Paula.

„Hey, alle mal her hören!!! Diese Frau hier hat ihren Doktor in Medizin gemacht!!!“ brüllte Nicky in die Menge.

„Lass das,“ zischte Scully.

Niemand schenkte ihr einen Blick. Anscheinend war die Musik doch lauter als Nickys ohrenbetäubende Stimme. Doch, da war doch jemand, der Scully ein lächeln schenkte. Ein Mann stand etwas weiter hinten einsam an einem Tisch und sah zu den drei Frauen hinüber. Doch sein Blick schärfte sich besonders auf eine Person. Sie war ihm schon aufgefallen, als sie eben gekommen war. Ihre roten Haare wehten im lauen Sommerwind und ihr Körper bewegte sich so geschmeidig und perfekt. Sie schien ihn auch schon bemerkt zu haben, aber sie bemühte sich ihn nicht zu auffällig anzustarren, da ihre Freundinnen sonst wieder nur auf dumme Gedanken kommen würden. Als sie ihn wieder für einen kurzen Moment ansah, schenkte er ihr ein unbeschreiblich schönes Lächeln. Jedoch blickte sie verlegen zur Seite und klinkte sich wieder in das Gespräch ihrer Freundinnen ein. Scully war nicht wirklich bei der Sache. Sie musste die ganze Zeit an ihr Studium denken. Dieses unangenehme Gefühl, dass ihr sagte, dass sie den falschen Weg gewählt hatte, breitete sich immer mehr in ihr aus. Das konnte doch nicht alles umsonst gewesen sein. Scully versuchte ihre Gedanken so gut wie möglich vor ihren Freundinnen zu verbergen, jedoch merkten diese, dass sie unheimlich ruhig war und immer noch bei ihrem ersten Drink war, während Nicky und Paula schon ordentlich zugeschlagen hatten. Die beiden waren auch schon von Männern umgeben und ein paar versuchten auch mit Scully ein Gespräch aufzubauen, doch sie blockte ,wie so ziemlich immer, ab. Sie bemerkte, dass der Mann sie noch immer hin und wieder ansah. Aber das musste wohl genauso ein Arschloch sein, wie all die anderen, die sie in ihrem Leben schon kennen gelernt hatte. Sie musste zugeben, dass er ihr gefiel, jedoch sagte sie sich immer wieder, dass dies nicht sein konnte. Der Mann merkte, dass sie unglücklich aussah, weil sie kaum lächelte, doch er war zu schüchtern, um einfach zu ihr hin zu gehen und sie anzusprechen. So sehr er es auch wollte.

Nach einer Weile wuchsen Scullys Gedanken ihr über den Kopf. Sie konnte sich das Gerede von Nicky, Paula und dessen Errungenschaften einfach nicht mehr anhören. Außerdem hatten sie schon ziemlich viel Alkohol getrunken und Scully wusste, dass es manchmal ganz schön peinlich werden konnte.

„Entschuldigt mich bitte. Ich bin gleich wieder da.“

Mit diesen Worten verschwand sie aus der Menge und ging den Strand hinunter bis sie das Meer erreichte. Der Wind wehte durch ihr wunderschönes Haar und ihr Kleid tanzte an ihrem Körper. Der Wind war kühl geworden. Scully setzte sich in den weißen Sand und schaute in die weite Ferne des unendlichen Meeres. Sie dachte wieder über ihre Karriere nach und ihr war zum heulen zumute. Sie saß ganz allein am weiten Strand von Dscherba. Doch nach einiger Zeit gesellte sich jemand zu ihr. Es war der Mann von der Party. Er hatte gesehen wie sie hinunter zum Meer gegangen war. Dies war seine Chance. Er ging langsam zu ihr. Er zögerte, denn er wusste nicht, ob es richtig war, was er tat. Er stand hinter ihr, doch sie schien ihn nicht zu bemerken. Langsam schritt er an ihre Seite. Die ganze Zeit hatte er sich schon Sätze zusammengebastelt, die er benutzen wollte, doch als es nun darauf ankam, entwich ihm nur ein leises und schüchternes: „Hi.“

Scully zuckte leicht zusammen, als sie die Stimme neben sich hörte. Sie blickte zu ihm und sagte ebenfalls: „Hi.“

Irgendwie freute sie sich, dass er gekommen war.

„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“ fragte er.

Scully nickte und er setzte sich mit angemessenem Abstand neben sie. Beide starrten in die Weite des Ozeans. Für einige Minuten sprach niemand ein Wort. Scully spürte die Nervosität in sie aufkommen. Wer war nur dieser Mann? Sie musste zugeben, dass er unheimlich süß aussah. Sie hatte immer nur kurze Blicke gewagt, aber die reichten vollkommen aus. Das erste, was sie gesehen hatte, waren seine Augen. Sie waren so klar und strahlend. Man musste sich einfach darin verlieben. Scully sträubte sich jedoch zu glauben, dass sie sich bereits verliebt hatte.

„Ich bin Fox, aber alle nennen mich Mulder, weil ich meinen Vornamen nicht ausstehen kann,“ sagte er, um die unangenehme Stille zu brechen. Er lächelte, während er sie von der Seite ansah.

„Dana Scully, aber alle nennen mich Dana. Ich mag meinen Vornamen.“

Obwohl sie sich noch gar nicht kannten, fühlten sie sich beide auf eine unheimliche Weise zueinander hingezogen. Scully hatte noch nie so etwas erlebt. Es war ein komisches Gefühl, aber sie mochte es.

„Warum sind Sie so bedrückt?“ fragte er.

Scully zögerte, denn sie kannte diesen Mann ja überhaupt nicht. Jedoch verspürte sie den Drang es ihm zu erzählen.

„Ich glaube, ich habe den falschen Weg in meinem Leben gewählt,“ sagte sie mit ernstem Blick.

„Was meinen Sie?“
„Ich habe Medizin studiert und habe meinen Doktor gemacht. Meine Freunde wollten mit mir feiern...aber ich denke, es war ein Fehler.“

„Nein, es war mit Sicherheit kein Fehler. Sie sind bestimmt eine wundervolle Ärztin.“

„Ich liebe die Medizin, aber das ist nicht meine Bestimmung. Ich fühle, dass es etwas anderes ist. Ich muss nur noch herausfinden was .“

Scully schaute wieder zum Meer.

„Ja, vielleicht haben Sie Recht. Wenn sie es so stark spüren, dann werden Sie die Wahrheit über sich irgendwo da draußen finden. Sie müssen nur lange genug suchen.“
Scully sah ihn an. Seine Worte hatten sie zu tiefst beeindruckt. Sie konnte sich nicht mehr von seinen Augen lösen. Sie waren so wunderschön. Sie spürte dieses kribbeln in ihrem Bauch. Es stieg langsam durch ihren ganzen Körper.

„Möchten Sie ein Stück laufen?“ fragte er nach eine Weile.

„Ja, gerne.“

Scully zog ihre Schuhe aus, damit sie im Sand besser laufen konnte. Die beiden gingen los. Mulder merkte, dass Scully etwas fror. Er zog seine Jacke aus und legte sie um ihre Schultern.

„Danke,“ sagte sie leise.

Er lächelte.

„Wo kommen Sie eigentlich her?“ fragte Scully.

„Eigentlich aus den Staaten, aber ich studiere in England Psychologie. Aber sobald ich damit fertig bin, werde ich zurück in die Staaten gehen. Ich bin nur hier auf der Insel um mich zu sammeln. Ich war schon oft hier. Es ist wunderschön.“

Scully nickte. Dieser Mann war einfach so perfekt. Sie konnte noch immer nicht glauben, dass sie soweit ging wie an diesem Abend. Sie hatte normalerweise immer große Schwierigkeiten mit Männern umzugehen, doch bei ihm war es so leicht. Sie hatte sich wirklich in dieser kurzen Zeit in ihn verliebt. Ihm ging es nicht anders. Er hatte noch nicht viele Frauen in seinem Leben gehabt, doch irgendwie wusste er, dass dies hier etwas ganz besonderes war.

Die beiden waren schon ein ganzes Stück gelaufen und hatten sich aus ihrem Leben erzählt. Plötzlich blieb Mulder stehen. Er deutete auf eine Steinbrücke, die ins Meer führte und an dessen Ende sich ein weißes Holzpavillon befand.

„Sehen Sie das? Ich bin oft hierher gekommen. Man ist hier ganz allein mit sich selbst. Ich genieße die Ruhe hier. Wollen wir hingehen?“
“Ja...ja, sehr gerne.“
Obwohl Scully das kleine Pavillon in der Dunkelheit noch gar nicht richtig erkennen konnte, hatte sie sich schon in den kleinen schnuckeligen Ort verliebt.

Die beiden gingen vorsichtig hinüber bis sie das Pavillon erreichten. Die Brandung schlug gegen die Steinmauer, die das kleine Pavillon trug. Dies war ein so romantischer Ort. Und obwohl sie Mulder kaum kannte, vertraute sie ihm, wie noch nie einem anderen Menschen zuvor. Sie wusste, dass er anders war, als all die anderen Männer, die sie kannte. Sie fühlte sich ihm so nah. Er strahlte soviel Wärme und Geborgenheit aus. Die beiden standen einen Moment lang einfach nur so da und schauten hinaus in die weite Ferne. Der Mond, der in voller Pracht am Himmel schwebte, spiegelte sich im blauen Wasser des Meeres wieder. Die beiden standen sehr dicht beieinander. Sie spürten die Nähe des anderen.

„Es ist wunderschön,“ sagte Scully nach einer Weile.

„Ja, das ist es,“ gab er zurück.

Plötzlich nahm er ihre Hand. Sie wich ihm nicht aus. Sie ließ es einfach geschehen. Er sah sie an und auch sie drehte sich zu ihm. Seine Augen...seine Augen waren es gewesen, die sie soweit gebracht hatte. Sie sah in seine wunderschönen braunen Augen. Vorsichtig näherte er sich ihr. Er wollte sicher gehen, dass sie es auch wollte. Doch sie ließ es geschehen. Er näherte sich ihr weiter und griff schließlich nach ihrem Nacken. Er zog sie langsam an sich. Er musste sich etwas nach unten beugen, da sie sehr klein war. Auch sie griff nach ihm. Der Kuss war so leidenschaftlich. Die beiden glaubten sich schon ewig zu kennen. Sie fühlten sich so vertraut. Auch wen es für beide nicht typisch war, sie konnten einander nicht wiederstehen. Noch in dieser Nacht, noch an diesem Ort verschmelzten ihre Körper miteinander. Sie wurden eins. Es war das schönste, was sie je im Leben erlebt hatten. Sie liebten sich.

Am nächsten Tag...



Heftig klopfte es gegen Scullys Zimmertür. Scully saß zusammengekauert und nachdenklich auf dem Bett. Sie registrierte das klopfen gar nicht. Sie musste an Mulder denken. Was war nur mit ihr geschehen? So sehr hatte sie sich noch nie verliebt. Nie im Leben wäre sie soweit gegangen wie in der letzten Nacht. Doch bei Mulder war es etwas anderes. Sie war so sehr in ihn verliebt. Und genau das war das Problem. Sie hätte sich nicht in ihn verlieben dürfen. Sie war so unglücklich. Diese Liebe würde keine Zukunft haben. In ein paar Tagen würde sie wieder zurück in die Staaten und er zurück nach England fliegen und sie würden sich nie wieder sehen. Scully fing an zu weinen. Ihr Herz blutete. Ihr Körper zitterte. Sie war so unglücklich. Aber sie liebte ihn doch so sehr. Was sollte sie denn jetzt nur tun? Sie musste mit ihm reden. Das war die einzige Möglichkeit. So weh es auch tat.

An der Tür klopfte es noch immer und Scully reagierte nun. Langsam ging sie zur Tür und öffnete sie. Nicky und Paula sahen die total verweinte Scully an. Besorgt nahmen sie ihre Freundin wortlos in den Arm. Scully ließ ihren Tränen freien Lauf. Die beiden versuchten sie zu beruhigen, doch sie war so fertig. Nach einer Weile holte sie tief Luft und erzählte den beiden die ganze Geschichte. Eigentlich sollten sie sich für Scully freuen, doch unter diesen Umständen litten sie mit ihr. Auf irgend eine Art und Weise fühlten sie sich schuldig. Sie waren es gewesen, die sie mitgezerrt hatten, obwohl sie keine Lust gehabt hatte. So lange war sie allein gewesen und jetzt, wo sie endlich einen Traumann gefunden hatte, passierte so etwas.

Scully erzählte den beiden, dass sie sich heute Abend mit ihm am Strand treffen und mit ihm reden würde.

Den ganzen Tag saß sie allein in ihrem Zimmer auf dem Bett und überlegte, wie sie es ihm am besten sagen sollte. Sie hatte schreckliche Angst davor. Alles würde kaputt gehen. Sie liebte ihn doch so unendlich. Dicke Tränen kullerten über ihre Wangen. Sie war so verzweifelt. Der Tag verging schrecklich langsam und dennoch viel zu schnell. Scully war so nervös. Sie würde ihm so schrecklich weh tun und verletzen. Doch vielleicht würde es ihm ja ein kleines bisschen helfen, wenn er wusste, dass es ihr auch so ging. Sie würde gleich zwei Herzen brechen. Ihrs und seins. Noch immer liefen Tränen über ihr Gesicht. Der Abend kam immer näher. Die Angst stieg.

Als der Tag schließlich dem Ende zuging, schlüpfte Scully in ihre Kleidung und machte sich auf den Weg zum Strand. Mulder wartete bereits auf sie. Als er sie sah, rannte er strahlend zu ihr und umarmte sie. Er war so glücklich sie endlich wiederzusehen. Sie hatte ihm so gefehlt. Scullys Angst stieg wieder in ihr auf. Sie genoss seine Umarmung so sehr. Sie wollte ihn nicht mehr los lassen...nie mehr.

„Du hast mir so gefehlt“, sagte er.

Scully zwang sich nicht zu weinen. Sie drückte ihn noch fester an sich, strich ihm über seinen Hinterkopf und löste sich von ihm. Es tat ihr so verdammt weh. Er lächelte sie an.

„Wollen wir was essen gehen?“
Scully schloss die Augen, schüttelte den Kopf und holte tief Luft. Sie musste es ihm jetzt sagen. Es gab keinen Ausweg mehr.

„Nein...nein...ich würde gern ein Stück gehen,“ sagte sie mit schmerzverzerrter Stimme.

„Okay, wir können ja später immer noch was essen gehen. Hier mit dir am Strand zu sein und den Sonnenuntergang zu genießen gefällt mir auch viel besser.“
Er legte seinen Arm um sie und sie gingen ganz langsam am Wasser entlang. Die Sonne hatte den Himmel rot gefärbt. Der Wind wehte sommerlich warm. Scully überlegte fieberhaft, wie sie es ihm nur sagen sollte. Plötzlich blieb sie stehen. Sie sah ihn an und er schaute verwirrt zurück. Sie hatte große Schwierigkeiten ihm in die Augen zu sehen. Sie nahm seine Hand.

„Ich muss dir was sagen...“

Mulder lächelte sie noch immer an. Er schwebte im siebten Himmel. Er war so glücklich.

„Du hast es dir anders überlegt und möchtest doch lieber was essen gehen?“ grinste er.

„Nein...ich...ich liebe dich...so sehr wie ich noch nie jemanden zuvor geliebt habe...“

Sie stoppte.

Mulder wusste nicht, was er sagen sollte. Er nahm sie fest in den Arm.

„Oh Gott...ich liebe dich doch auch...ich liebe dich...“

Er küsste sie. Sie befreite sich aus seinen Armen. Sie konnte nicht länger warten.

„Du musst wissen, dass du mir unendlich viel bedeutest. Noch nie habe ich einen so wundervollen Menschen kennen gelernt, wie dich. Ich liebe dich so sehr...aber...wir haben keine gemeinsame Zukunft...“

Mulder verstand nicht, was sie ihm damit sagen wollte.

„Was redest du denn da?“
„In zwei Tagen werde ich zurückfliegen. Es tut mir so leid...Ich hätte gestern nie so weit gehen dürfen...es ist alles meine Schuld...es tut mir so leid....ich liebe dich so sehr, aber es geht nicht...Es tut mir so leid...Es tut mir so leid...“

Scully weinte bitterlich. Mulder versuchte zu begreifen, was sie ihm gerade gesagt hatte. Er wollte sie in den Arm nehmen, doch sie wich zurück. Sie weinte so sehr.

„Ich weiß, wie sehr ich dir damit weh tue. Ich fühle genau das selbe...es...es tut mir so leid...ich werde jetzt gehen, damit du mich nicht mehr sehen musst...ich liebe dich...“

Während sie sprach ging sie langsam rückwärts.

„Denk nicht mehr an mich“, weinte sie.

Sie drehte sich um und rannte weg. Ganze Bäche schossen ihr aus den Augen.

„Dana!!!“ rief er ihr nach, doch sie rannte weiter. Er stürzte auf die Knie und fing an zu weinen. Er sah ihre Umrisse, die fast verschwunden waren.

„Ich liebe dich, Dana,“ flüsterte er.

„Ich liebe dich, hörst du?“
Er war so verzweifelt.

Scully wurde von allen Seiten angestarrt. Ihr verweintes Gesicht sprach Bände. Sie wollte nur noch weg von hier. Sie wollte nur noch nach Hause. Alles hier erinnerte sie an Mulder. Sie rannte in ihr Hotelzimmer und schloss sich ein. Sie sank zu Boden und vergrub ihr Gesicht in ihren Armen.

Den nächsten Tag verbrachte sie auch in ihrem Zimmer. Nicky und Paula kamen nicht an sie ran. Die ganze Situation war beängstigend. Manchmal hatten sie sogar Angst, dass sie sich etwas antun würde. Aber das war nicht typisch für Scully.

Den ganzen Tag weinte sie. Sie aß nichts, sie schlief nicht. Erst am Tag der Abreise traute sie sich aus dem Haus. Bevor ihr Flug ging wollte sie noch ein letztes Mal zu der Stelle, an der alles begonnen hatte...das Pavillon.

Der Tag ging schon in den Abend über. Scully stand am Geländer und starrte ins Nichts. Sie vermisste Mulder so sehr. Sie liebte ihn so sehr. Sie konnte an nichts anderes denken, auch wenn sie es verzweifelt versuchte. Sie hatte ihn die ganze Zeit vor Augen. Sie überlegte, wie er sich jetzt fühlte. Sie hoffte, dass sie ihm nicht so weh getan hatte, wie sich selbst. Sie hoffte, dass er sie nicht so liebte, wie sie ihn, damit er nicht so leiden musste, wie sie es tat. Tränen drangen in ihre ausdruckslosen Augen, die in die endlose Leere starrten.



Aus weiter Ferne erkannte er sie. Ihr rotes Haar wehte im Wind. Er wusste, dass es Scully war. Scheinbar hatte sie die gleiche Idee gehabt wie er. Zögernd ging er auf sie zu, trat vorsichtig hinter sie und legte seine Hand auf ihre Schulter. Scully drehte sich um und er sah in ihre weinenden Augen. Scully fiel ihm in den Arm. Sie konnte einfach nicht anders. Sie brauchte seine Nähe ein allerletztes Mal. Verzweifelt krallte sie sich an ihm fest.

„Ich dachte, du wärst schon weg“, sagte er.

„Nein...mein Flug geht in zwei Stunden...Ich muss gleich gehen...“

Die beiden lösten sich voneinander. Seine braunen trafen ihre blauen Augen.

„Darf ich dich zum Flughafen bringen?“
„Ich glaube nicht, dass dies...“
„Bitte“, stoppte er sie.

Sie nickte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Mulder war so unendlich froh über ihre Antwort. Der Abschied würde dadurch nicht leichter werden, aber er hatte noch zwei Stunden mit ihr. Langsam gingen sie zurück zum Hotel, um Scullys gepackte Koffer und ihre Freundinnen abzuholen. Gemeinsam fuhren sie mit einem Taxi zum Flughafen. Nicky und Paula hatten Mulder noch nie zuvor gesehen, aber sie stellten keine Fragen und sprachen auch nicht. Ein kurzes „Hi“ war alles gewesen. Alles andere würde es für die beiden nur noch schlimmer machen. Während der ganzen Fahrt viel von niemandem ein Wort. Mulder hielt Scullys Hand ganz fest in der seinen.

Nach kurzer Fahrt erreichten sie den Flughafen. Sie brachten alle drei ihre Koffer weg. Nicky und Paula ließen die beiden allein. Das Ende rückte immer näher. Scully und Mulder setzten sich auf eine der Bänke...Ganz nah beieinander. Sie liebten sich so sehr. Mulder nahm sie wieder in den Arm. Sie genossen die Nähe des anderen. Bald würden sie für immer voneinander loslassen müssen. Worte waren überflüssig. Jeder wusste genau, was der andere dachte. Der stechende Schmerz erfüllte beide. Scully schmiegte sich an ihn. Er küsste ihr weiches Haar. Ohne Worte saßen sie so da und spürten den anderen. Doch plötzlich ertönte eine Stimme in den Lautsprechen der Flughafenhalle: „Sehr geehrte Damen und Herren. Das Flugzeug AL 04 nach Maryland startet in 15 Minuten. Bitte alle Passagiere an Bord. Ich wiederhole. Das Flugzeug AL 04 startet in 15 Minuten.“

„Nein, nicht jetzt schon“, schluchzte Scully.

Ihre Tränen waren nicht mehr zurückzuhalten. Mulder drückte sie noch fester an sich und streichelte sie. Er begriff noch nicht, was gleich passieren würde. In Scullys Kopf ertönten immer wieder die gleichen Worte: Ich will nicht weg von ihm. Ich liebe ihn.

Nur kurze Zeit später ertönte wieder die Stimme aus den Lautsprechern: „Letzter Aufruf. Der Flug AL 04 nach Maryland startet in fünf Minuten. Alle Passagiere bitte sofort an Bord. Ich wiederhole. Alle Passagiere bitte sofort an Bord.“

Beide wussten, dass es jetzt für immer enden würde. Doch niemand wollte es wahrhaben. Scully löste sich von Mulder.

„Ich muss gehen“, weinte sie.

Sie standen langsam auf ohne sich aus den Augen zu verlieren und fielen sich wieder in die Arme. Mulder konnte es noch immer nicht glauben, dass es jetzt vorbei war. Erst als sie zum Terminal gingen, realisierte er es langsam. Kurz davor blieben sie stehen, Mulder nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie. Es würde der letzte Kuss sein...für immer. Er genoss es ihr so nah zu sein, obwohl es ihm das Herz brach. Nach endlosen Sekunden löste er sich von ihr. Sein Gesichtsausdruck war ernst. Er sah tief in ihre wunderschönen Augen und strich ihre Tränen mit seinem Daumen aus ihrem Gesicht.

„Das Schicksal hat uns zusammengeführt. Dies hier ist etwas ganz besonderes und ich weiß, dass uns das Schicksal auch ein zweites Mal zusammenführen wird. Ich liebe dich.“

Scully war so gerührt.

„Und ich liebe dich noch viel mehr.“

Er küsste sie wieder.

Eine der Stewardessen kam auf sie zu.

„Entschuldigung? Wenn Sie noch mit möchten, müssen Sie kommen. Der Flieger startet gleich.“

Die Nachricht traf beide wie ein Schlag, obwohl sie wussten, dass Scully gehen musste. Ein letztes Mal umarmten sie sich. Auch Mulder musste nun weinen. Sie wollten sich nie wieder los lassen. Sie wollten sich nicht trennen. Doch die Stewardess wartete auf Scully. Sie löste sich von ihm und er wischte wieder ihre Tränen aus ihrem Gesicht. Er hielt ihre Hand fest, als sie gehen wollte und sah sie an.

„Vergiss nicht, was ich dir eben gesagt habe...und, ich liebe dich.“

„Ich liebe dich auch.“

Sie ließen ihren Gefühlen freien Lauf. Doch Scully musste gehen. Ihre Hand rutschte aus Mulders und sie ging in den Terminal. Ein letztes Mal drehte sie sich um und sah ihn an. Sie ertrug es nicht und ging weiter. So einen großen Schmerz hatte sie noch nie zuvor gespürt. Mulder schaute ihr verzweifelt nach. Er weinte. Langsam ging er an die große Glaswand und schaute auf den Flugplatz. Er sah das Flugzeug starten. Weinend klebte er an der Scheibe und brach schließlich zusammen. Er sank zu Boden und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Es war ihm egal, was die Leute dachten. Er konnte seine Gefühle nicht verbergen. Auch Scully saß weinend bei Nicky und Paula, die verzweifelt versuchten sie zu trösten.

Es war vorbei.

„Weit in Nebelgrauer Ferne

liegt mir das vergangene Glück.

Nur an einem schönen Sterne

hängt mit Liebe noch der Blick.

Aber wie des Sternes Pracht

ist es nur ein Schein der Nacht.

Die Liebe kann alles verlangen

doch auch vergänglich kann sie sein.

Was dahin ist und vergangen...

Kann es denn die Liebe sein?
Wenn das Liebesglück auch flieht...

...Der Liebesschmerz wird nie vergehen.“

(Schiller)

Ein paar Jahre später...



„Mulder...Mulder...das kann einfach nicht sein,“ sagte sie sich immer wieder.

Sie war nervös und wartete auf den Direktor des FBI. Das konnte einfach nicht sein. Das wäre zu verrückt. Als der Direktor in den Raum trat, wurde sie aus den Gedanken gerissen.

„Agent Scully?“ sagte er.

Sie gab ihm die Hand und dann nahmen beide Platz.

„Nun, Sie wollen also beim FBI anfangen? Ihr Bildungsgang ist wirklich ausgezeichnet. Sogar ein abgeschlossenes Medizinstudium...“

Er sah ihre Akte durch. Scully musste jedoch die ganze Zeit an Mulder denken. Sie wusste, dass sie einem Mann namens Mulder zugeteilt werden würde, aber das konnte einfach nicht ihr Mulder sein.

„Man hat Ihnen ja schon mitgeteilt, dass Sie Agent Mulder zugeteilt werden. Sein Ruf ist außerhalb des FBIs nicht der beste, aber ich kann Ihnen versichern, sein Ruf wird ihm nicht gerecht. Mulder ist ein ausgezeichneter Agent. Er hat in Harvard und Oxford Psychologie mit Auszeichnung studiert. Seine Arbeit über Serienmörder und Okkultismus hat uns geholfen, einen unserer schwierigsten Fälle zu lösen. Möglicherweise ist er der beste Analytiker des Bureaus...“

Scully konnte nicht glauben, was er eben gesagt hatte. Harvard und Oxford...Psychologie...Das alles passte so perfekt zusammen. Doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, sprach der Direktor weiter.

„Unglücklicherweise hat Agent Mulder großes Interesse an einem...einigermaßen merkwürdigen Projekt entwickelt. Mehr als großes Interesse, muss man sagen. Er ist davon besessen. Sagen Ihnen die sogenannten X- Akten etwas?“

Scully überlegte kurz.

„Ich glaube, sie haben mit mysteriösen Ereignissen zu tun, mit unerklärlichen Phänomenen.“

Der Direktor nickte.

„Agent Mulder besteht darauf, seine Zeit, und die des Bureaus, damit zu verbringen, die Fälle in diesen Akte zu untersuchen. Und er ignoriert unsere Vorschläge, auch andere Aufträge zu übernehmen.“ Er

machte eine Pause und fuhr dann fort: „Miss Scully, aufgrund Ihrer exzellenten Qualifikationen werden Sie Mulder bei seiner Untersuchung der X- Akten assistieren. Sie werden Berichte über die Ermittlung schreiben. Sie werden uns Ihre ehrliche Meinung über den Nutzen dieser Ermittlungen mitteilen. Sie werden Ihre Berichte diesem Gremium -und nur diesem Gremium- vorlegen.“

Scully war angespannt. Sollte sie das wirklich tun? Das war ein unfaires Spiel.

„Sir, wenn ich Sie richtig verstehe, soll ich Agent Mulders Arbeit überwachen und als Unsinn herausstellen.?“ Fragte sie vorsichtig.

Niemand sagte etwas und Scully wusste, was das bedeutete. Der nächste Gedanke, der ihr wieder in den Kopf schoss, war Mulder. So viele Jahre waren vergangen und wenn er es wirklich war, was sollte sie dann tun? Wie würde er reagieren? Er musste schon eine Frau haben und vielleicht sogar Kinder. So ein Mann blieb nicht lange alleine. Scully hatte keinen anderen Mann. Sie liebte Mulder noch immer. Noch genauso stark wie am ersten Tag.

„Agent Scully? Ich werde Sie jetzt zu Agent Mulder bringen.“

Scully und der Direktor gingen zum Aufzug. Mulders Büro befand sich ganz unten im Keller.

Ihre Nervosität wuchs und wuchs. War er es wirklich? Alles deutete darauf hin. Und was würde der Direktor sagen? Das würde gegen alles verstoßen.

„Sir, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich ohne Sie zu ihm gehe?“

Scully war sich nicht sicher, ob die Frage angemessen war. Es erschien ihr ziemlich unhöflich.

„Natürlich. Ich werde Ihnen den Weg zeigen und dann können Sie alleine zu ihm gehen.“

Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet. Sie war sehr erleichtert.

Als der Aufzug stoppte, öffnete sich die Türe mit einem leisen Geräusch und der Direktor wies ihr den Weg und verschwand dann wieder im Aufzug. Scully stand vor der Türe, die einen kleinen Spalt geöffnet war. Leider konnte sie ihn dadurch nicht erkennen. Sie überlegte, was sie sagen sollte. Am besten stellte sie sich ganz normal vor. Dann würde sie sich auch nicht blamieren, wenn es nicht der Mulder war, den sie so sehr erhoffte. Langsam öffnete sie die Tür. Ein Mann saß mit dem Rücken zu ihr an einem Tisch und sah sich Dias an. Sie musste jetzt etwas sagen.

„Agent Mulder? Mein Name ist Dana Scully.“

Er drehte sich wie in Zeitlupe um. Die Zeit schien still zu stehen.

Doch dann blickten sie sich in die Augen. Sie sah seine Augen und verliebte sich ein zweites mal darin. Mulder wurde bleich. Er konnte nichts sagen. Er traute seinen Augen nicht. Das konnte nicht wahr sein. Das musste ein Traum sein. Auch Scully war sprachlos.

Schließlich brachte sie ein leises: „Oh mein Gott“ hervor.

„Dana...du...ich...“ Er war nicht fähig ganze Sätze zu sprechen.

„Du bist es wirklich“, sagte sie mit Tränen in den Augen.

Mulder schob seine Hand vor seinen Mund und auch ihm drangen Tränen in die Augen. Langsam stand er auf und ohne zu zögern nahm er sie in den Arm. Hielt sie fest. Scully schmiegte sich an ihn. Die Tränen schossen bei beiden aus den Augen.

„Ich habe nie aufgehört dich zu lieben. Jeden Tag habe ich an dich gedacht“, sagte Scully mit erstickter Stimme.

„Mir ging es genauso. Ich konnte dich einfach nicht vergessen. Ich liebe dich so sehr.“

Ihre Umarmung wurde fester und intensiver. Sie konnten es beide noch nicht richtig glauben. Sie hatten sich wiedergefunden. Nach so langer Zeit.

Sie lösten sich von einander und küssten sich. Dieser Kuss war anders als früher. Er bedeutete viel mehr. Diesmal war es nicht das Ende. Diesmal war es der Anfang.

„Lass mich nie wieder alleine, ja?“ sagte Mulder.

„Nein, ich werde für immer bei dir bleiben“, gab sie zurück.

„Ich liebe dich“, sagte Mulder.

„Ich liebe dich noch viel mehr“, erwiderte Scully.

Sie fielen sich wieder in die Arme und fühlten sich unendlich glücklich.

Das Schicksal hatte sie ein zweites Mal zusammengeführt und diesmal würden sie sich nicht mehr trennen...nie wieder.


ENDE
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