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Der Platz neben mir

von Astarte

Kapitel 1

Kapitel 1



Zu stark geschminkt und zu leicht bekleidet, ist bei Frauen immer ein Zeichen von Verzweiflung.

Oscar Wilde, britischer Schriftsteller



Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen.

Chamfort



Oh verdammt. Er war zu weit gegangen, er konnte es an ihren Augen ablesen, dass er diese unsichtbare Grenze zwischen ihnen überschritten hatte. Mit dem Taktgefühl und der Subtilität eines Flugzeugträgers.



„Scully, es tut mir -“ Weiter kam er nicht.



„Mulder, geh. Geh jetzt einfach, okay. Lass mich allein.“



„Ich wollte dir nicht unterstellen, dass -“ Er sah ihren gekränkten Gesichtsausdruck, der sich bei seinen Worten versteinerte.



„Geh!“ Dieses Wort hallte wie ein Schuss in dem kleinen Motelzimmer wider, der ihn genau ins Herz traf. Sie war zweifellos der bessere Schütze. Nachdrücklich wies sie zur Tür. Eine unnötige Geste, er wusste sowieso, dass er im Moment nichts anderes tun konnte, als ihr Zeit zu geben. Und sich.



Die Tür knallte hinter ihm zu und die Wucht der Erkenntnis, dass er sie beleidigt hatte, traf ihn unmittelbar. Zutiefst beleidigt, korrigierte er sich innerlich. Oh verdammt, wie war er nur in diese Situation hinein geraten? Es hatte doch alles so harmlos angefangen, eine kleine Streiterei unter Freunden. An welchem Punkt war die ganze Geschichte zu einem internationalen Zwischenfall eskaliert?



Und vor allem er dachte das doch nicht von ihr. Aber ihr das einzugestehen, würde die Grenze zwischen ihnen aufheben, würde sie von der komfortablen Beziehung in eine gänzlich neue Dimension katapultieren. Oder zumindest wäre das vor ihrem Streit so gewesen. In seiner Vorstellung. Aber ob das auch ihre gewesen wäre, hatte es ihm immer am Mut gefehlt herauszufinden.



Oh verdammt, verdammt, verdammt. Gerade er, Mister-Autoerotische-Stimulation, gerade er, musste die Klappe über Scullys Sexleben aufreißen, wo er doch selber keines hatte. Und vor allem nicht wollte, dass sie eines ohne ihn bekam.



Wie kam er dazu, ihr zu sagen, dass sie sexuell verklemmt wäre? Ein Eisberg ohne menschliche Schwächen, der nur mit sich selber warm werden würde. Er meinte, das doch nicht so. Er würde den Eisberg zu gerne zum schmelzen bringen, hatte auf tausend verschiedene Arten dies in seinen Phantasie schon getan. Und er war überzeugt, dass unter ihrer harten Schale ein leidenschaftlicher Kern steckte. Verdammt, das war eine der wenigen Eigenschaften, bei der er sich im Bezug auf Scully absolut sicher war.



Shit! Warum hatte er nicht den Mund halten können, die ironisch gemeinte Anspielung auf sein Sexleben oder das Fehlen desselben als solche wegstecken können, ohne gleich zum überzogenen Gegenschlag ausholen zu müssen. Welcher chauvinistische Instinkt hatte ihn geritten, sie dermaßen anzugreifen. Sein testosteron-gesteuertes Hirn hatte rot gesehen. Doch im selben Augenblick als er sein Maul aufgerissen hatte, hätte er alles gegeben, um diesen Mist zurückzunehmen, den er gerade von sich gab.



Er musste hier raus, an die frische Luft.



Außerdem machte es wenig Sinn im Gang vor ihrem Zimmer zu stehen, wie ein liebeskranker Trottel, der mit eingezogenem Schwanz auf Einlass wartete. Nachdem er ein paar Runden durch das Dorf gelaufen war, in das sie ihr neuster Fall gebracht hatte, entschied er sich für die einzige Bar im Ort. Er konnte wirklich ein paar Drinks gebrauchen, auch wenn er sonst Alkohol gegenüber kritisch eingestellt war, heute musste er sich ablenken, bevor er noch auf weitere Dummheiten kam. Wie beispielsweise Scully aufzuklären, was für eine Wirkung sie auf ihn hatte. Dass sie zwischenzeitlich der Dreh- und Angelpunkt jeder seiner nicht jugendfreien Phantasien war und er locker die Top50 rotieren lassen konnte.



Er hing seinen Gedanken nach, ging die verschiedenen Möglichkeiten durch sich zu entschuldigen. Besser gesagt, die perfekte Wiedergutmachung für sein Verhalten zu finden, während er einen Kurzen nach dem anderen leerte. Er hatte immer noch ihren verletzten Ausdruck vor Augen. Manchmal hasste er sein fotografisches Gedächtnis, gerade in Momenten wie diesem. Es deprimierte einen umso mehr, wenn man den Ausdruck nicht mehr ausblenden konnte. Er war zwischenzeitlich bei seinem dritten Bier angelangt und einem Drittel der Whiskeyflasche, um zu vergessen, als sie auftauchte.



Sie hatte ihn noch nicht entdeckt und stand am Eingang. Ließ ihren routinierten Blick über die Gäste der Bar gleiten. Ihr provozierender Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes, unterstrichen wurde er aber noch von ihrem Outfit.



Sie trug ihr enges schwarzes Jackett, dass sie normalerweise mit einer Anzughose kombinierte, doch offensichtlich gehörte dazu auch ein Rock, dessen Länge verriet, warum sie ihn bisher noch nie ins Büro angezogen hatte. Er hätte schlicht gegen die Kleiderordnung verstoßen. Sie trug keine Strumpfhose, aber ihm vertraute Pumps. Sein Blick glitt wieder an ihr hoch, sie schien ebenso wenig unter ihrem Jackett zu tragen. Nachdem er das verarbeitet hatte, sah er ihr wieder ins Gesicht, das stärker als sonst geschminkt war.



Sie sah ihn mit einem herablassendem Lächeln an, doch ihre Augen brannten sich in sein Gedächtnis. Der Affront war bei weitem noch nicht vergessen und sie würde zurückschlagen. Ob es ihm das gefallen würde, glaubte er weniger.



Sie kam mit Anmut auf ihn zu, als er schon dachte, dass er sich vielleicht geirrt hätte im Bezug auf ihren Rachefeldzug, nahm sie am gegenüberliegenden Ende der Theke Platz. Ihre Augen hatten sich seit sie in die Bar gekommen war noch kein einziges Mal getrennt, doch nachdem sie sich gesetzt hatte, schaute sie demonstrativ in eine andere Richtung.



Sie fing an ihr Jackett aufzuknöpfen und er hörte solange mit atmen auf, bis er registrierte, dass sie darunter ein ebenso schwarzes Spagetti-Top trug, erst da entließ er die angehaltene Luft. Sie legte das Jackett locker auf den neben ihr stehenden Hocker und bestellte beim Barkeeper. Erst da wurde Mulders Aufmerksamkeit von ihr abgelenkt und er bemerkte, dass er nicht der einzige war, der Scully fasziniert anstarrte. Im Grunde wurde sie von den gesamten männlichen Kneipenbesuchern angestarrt.



Seine Besitzansprüche erwachten augenblicklich, am liebsten wäre er sofort aufgestanden und hätte sich neben sie gesetzt, oder noch besser, sie aus der Bar ins nächste Bett geschleppt. Doch Scullys Miene hielt ihn davon ab.



Was immer sie auch vorhatte, seine Aufmerksamkeit war ihr sicher.



Er prostete ihr mit dem Bier zu und sie ignorierte ihn.



Drehte sie sich stattdessen zu ihrem Nebensitzer mit einem herausfordernden Grinsen auf den roten Lippen. Der Typ ließ sich nicht zweimal bitten und sprach sie an. Scully behielt ihr einladendes Lächeln und antwortet, soweit Mulder das aus dieser Entfernung beurteilen konnte, charmant auf dessen Frage. Der Typ grinste nämlich wie ein Vollidiot, der den Hauptgewinn des heutigen Abends gezogen hatte und setzte sich einen Hocker dichter neben sie. Derweil kam ihr Bier, der Kneipenbesitzer blieb vor ihr stehen und brachte sich in das Gespräch ein.



Okay, diese gesamte Aktion ging wohl eindeutig auf sein Konto. Sie wollte ihm eine Lehre verpassen und diese hatte er wahrscheinlich auch irgendwie verdient. Also kein Grund sich aufzuregen. Ganz ruhig bleiben.



Scully schien sich angeregt mit ihren neusten Fans zu unterhalten, spielte beständig mit ihrer Bierflasche. Und vor Mulders innerem Auge tauchten erotische Bilder auf, wie Scully an etwas anderem als an der Bierflasche mit ihren Fingern spielte. Nach einer Ewigkeit konnte er endlich den Blick von ihren Fingern lösen und erntete einen typischen Scully-Blick. Er fühlte sich auf frischer Tat ertappt, zuckte die Schultern und rutschte unruhig auf seinem Hocker hin und her.



Scullys Aufmerksamkeit wendete sich indessen wieder den zwei zu. Was auch immer sie für ein Spiel trieb, sie würde es nicht zum äußersten treiben, schwor Mulder sich innerlich. Das würde er nicht zulassen. Seine Miene wurde angespannt, während er versuchte die Wellen der Eifersucht zurückzudrängen. Normalerweise musste er um jedes Lächeln von ihr kämpfen, doch heute schien es auf ihre Lippen gemalt zu sein, und auch wenn es nicht ihre Augen erreichte, so hatte es dennoch einen umwerfenden Effekt auf ihn.



Sie nahm einen tiefen Schluck von ihrem Bier und weitere Bilder drängten sich in sein Bewusstsein, die er versuchte auszublenden. Scully schickte ihm ein wissendes Lächeln über die Bar zu, das wiederum direkt in Richtung Unterleib weiterwanderte. Diesmal rutschte er nicht auf seinem Hocker herum, weil er sich ertappt fühlte, sonder einfach, weil seine Hose eng wurde. Diese Frau hatte einen wirklich negativen Effekt auf seine Selbstbeherrschung.



Was auch immer sie aus seinem Gesicht herausgelesen hatte, sie wirkte zufrieden und die Spannung wich in dem Maße aus ihrer Miene, wie sie sich in Mulder aufbaute. Derweil versuchte der Typ neben ihr, ihr Interesse zurück zu gewinnen und hatte damit Erfolg. Sie flirtete wieder mit ihm.



Mulder musste ihr eines lassen, sie hatte eine erstaunliche Körpersprache, wenn sie es darauf anlegte. Denn obwohl er über drei Meter von ihr entfernt saß, war er dennoch gefesselt, von ihrer Art mit Gesten, das zu unterstreichen, was sie sagte. Sie setzt ihren gesamten Körper dazu ein, ihr Gegenüber zu betören. Wenn einer der beiden etwas sagte, hörte sie scheinbar interessiert zu, beugte sich weiter vor und gab ihnen so wahrscheinlich Einblicke, von denen er schon seit Jahren träumte. Sie war ständig in Bewegung, ohne hektisch zu wirken, sondern sie blieb beherrscht und anmutig.



Während seine Beherrschung scheinbar den Bach runter ging. Er wollte im Moment nur rüber gehen, sie wie ein Neandertaler über die Schulter werfen und sie in seine Höhle verschleppen. Scully kannte ihn zu gut, sie hatte die perfekte Art gefunden sich zu rächen, das musste er ihr lassen. Doch was immer er ihr auch angetan hatte, er hatte im Moment wirklich Schwierigkeiten sich daran zu erinnern, diese Show war zu viel oder sie unterschätzte ihren Sexappeal gewaltig.



Er wollte eigentlich nur raus hier. Auf der anderen Seite, wollte er sie hier nicht in den Fängen irgendeines Frauenschänders zurücklassen. Okay, wahrscheinlich ging sein Beschützerinstinkt mit ihm durch, der Typ neben ihr sah harmlos aus und der Barkeeper machte ebenfalls nicht gerade den Eindruck eines psychopathischen Killers. Aber dennoch, vielleicht musste er zu ihrer Rettung eilen wie ein strahlender Ritter in Rüstung, dachte er selbstironisch. Sie konnte sich wahrscheinlich besser verteidigen als er und vor allem bedeutend schneller.



Scully unterhielt sich kurz mit dem Barkeeper, der verschwand in die Küche und keine Minute später kam er siegessicher grinsend mit einer Orange zurück. Die Frucht schneidend und ihr anschließend anbietend, während er ihr einen Tequila einschenkte und ein weiteres Bier vor sie stellte. Für ihn hatte sie auch einen bestellt, denn das charmante Grinsen verschwand aus der Miene als der Mann, das Glas vor ihm auf die Theke knallte. Mulder war sich sicher, dass er ein gemurmeltes Arschloch unter dessen Atem ausmachen konnte.



Toll, jetzt wusste er wenigstens, was so unglaublich lustig für die Drei war.



Sehr neutral, Scully. Wir unterhalten uns weiter über das Thema Arschloch-Partner, wenn du das nächste Mal in der Eiswüste in einem Raumschiff festgehalten wirst, das dich als Wirt für eine außerirdische Lebensform missbraucht. In Ordnung?



Er drehte unentschlossen das Glas zwischen seinen Handflächen, bevor er hochsah. Sie suchte seinen Augenkontakt und leckte sich dann unglaublich langsam den Handrücken mit der Zungenspitze nass, streute dann Zimt drauf, nahm die Orangenscheibe in die eine Hand und das Glas in die andere, prostete ihm dann mit einem verführerischen Lächeln zu. Leckte den Zimt langsam auf dieselbe Weise wieder ab.



Trank den Tequila und biss dann genüsslich in die Orange.



Damit schlug sie definitiv seinen spöttischen Biertoast.



Er hatte mit Sicherheit eine masochistische Ader, ansonsten hätte er es nicht so lange in der Bar ausgehalten, doch das war zuviel. Er trank den Tequila auf einen Zug, knallte dreißig Dollar auf die Theke und ging. Er musste hier raus, bevor er irgendwelchen Unsinn anstellte und um seine Kontrolle war es Dank seiner Aufwärmrunden vor ihrem Eintreffen sowieso nicht gut bestellt.



Draußen atmete er erst mal tief durch und versuchte sich zu beruhigen.



Es war ja eigentlich nichts passiert, oder? Zumindest nichts, was man in Zukunft nicht unter den Teppich kehren konnte. Das hatte schon so oft geklappt, warum sollte es nach dem heutigen Abend nicht gelingen? Sie durfte ihm nur vor morgen früh nicht über den Weg laufen, dann würden sie beide elegant durch die ganze Geschichte durchschlittern.



Okay, er würde Scully nie wieder anschauen können, ohne an Tequila zu denken, aber sonst? Sie könnten so weiter machen wie bisher. Das Offensichtliche ignorieren. Doch wollte er das überhaupt? Diese Entscheidung wurde ihm abgenommen, als er hörte, dass Scully aus der Kneipe trat.



„Mulder?“ Oha, die Femme fatal war unsicher. Gut, da war sie nämlich nicht allein, und er war sich momentan vor allem über das Maß seine Selbstbeherrschung unklar.



„Du spielst nicht fair, Scully, darüber bist du dir klar, ja?“ Er hatte sich noch nicht zu ihr umgedreht, sondern starrte in den Nachthimmel. „Ich wollte mich eigentlich morgen bei dir entschuldigen, doch nach - Na ja, bin ich mir nicht mehr so sicher, wer sich bei wem entschuldigen muss. Zumindest sind wir quitt, oder?“ Er war stolz auf sich, seine Stimme klang absolut gleichgültig, man konnte die Wut nicht heraus hören.



Sie wusste, ihn richtig einzuschätzen, „Wir sind quitt, Mulder. Gute Nacht.“



Scully klang befriedigt, hatte ihren Stolz wieder hergestellt und ihm die Lehre erteilt, die sie ihm verpassen wollte. Sie begann sich auf den Rückweg ins Motel zu machen, als seine Worte sie zum Stillstand brachten.



„Sah dein Plan auch vor, dich zur Schlampe zu machen?“



Mulder wollte ihr wehtun, zur Hölle mit ihr, sie konnte ihn nicht so hoch puschen, ohne zumindest eine moralische Ohrfeige zu erhalten. Es ging hier um seine Gefühle, sie konnte doch nicht darin herumdoktoren, wie es ihr passte. Irgendwo in der hintersten Ecke seines durch Alkohol vernebelten Verstandes, wusste er, dass er sich extrem irrational verhielt. Dass die Eifersucht ihn unlogisch handeln ließen. Dennoch wollte er es ihr heimzahlen und er hatte einen Nerv getroffen. Scully drehte sich ungläubig zu ihm herum, er stand immer noch an derselben Stelle und starrte ihr bitter entgegen.



„Erst bin ich ein verklemmter Eisberg, dann die Schlampe? Mulder, überleg dir in Zukunft genau, womit du mich betitelst, ansonsten wird mir von deinem paradoxen Heiligen/Huren-Komplex schlecht.“ Die Drohung in ihren Worten war unüberhörbar, bevor sie sich auf einen unbeteiligteren Ton besann, „Ich dachte, du bist der geschulte Psychologe und nicht der letzte Hinterwäldler in dieser Posse.“



„Warum fühle ich mich dann wie der gehörnte Ehemann in dem Stück?“



„Wie bitte?“ Sie trat instinktiv einen Schritt zurück, ihr Auflachen ließ ihn die Zähne zusammenbeißen, „Mulder, das ist nicht dein Ernst.“



Er war wütend, er war sexuell frustriert und er war seit Jahren scharf auf seine Partnerin.



Diese gefährliche Kombination stand seit über zwei Stunde kurz vor der Explosion. Und jetzt hatte sie mit ihrem Lachen die Zündschnur endgültig in Brand gesetzt. Er warf alle Vorsichtsmaßnahmen über Bord, nagelte sie an der Stelle, an der sie stand, mit einem dunklen Blick fest, während er mir festen Schritten auf sie zuging.



„Oh doch und wahrscheinlich wird es mir Leid tun, aber trotzdem, Scully, klär mich auf. Wie hättest du an meiner Stelle reagiert, wenn ich mich an irgendein billiges Flittchen rangemacht hätte, nur um dir eines auszuwischen? Mmh? Sagt dir der Name Bambi noch was oder Detective White? Oder soll ich mit den schweren Geschützen auffahren? Diana bekam von dir von Anfang an die eiskalte Schulter. Recht grundlos, wenn ich mich richtig entsinne.“



Hitzig, „Vergiss es, Mulder, momentan kann man mit dir nicht diskutieren.“



Mit diesen Worten wendete sie sich wieder ab, doch er hielt ihren Arm fest und zwang sie, sich wieder zu ihm um zu drehen. Nachdrücklich, „Nein, Scully, mit mir kann man gerade wunderbar diskutieren. Also erklär mir, wie hättest du reagiert? Aber sei ehrlich - wenigstens einmal, wenn es um Gefühle geht.“ Er ragte über ihr auf, „Wärst du wütend geworden, eifersüchtig oder wäre es dir scheißegal?“



„Ich weiß es nicht.“



Die Enttäuschung überflutete seinen Körper und er trat zurück. Er hatte nicht viel von ihr verlangt, nur eine ehrliche Antwort und nicht einmal die war sie bereit zu geben.



Resignation bitter auf seiner plötzlich schweren Zunge, „Wenn du es nicht weißt, warum dann diese Aktion heute Abend? Warum musstest du deinem besten Freund beweisen, dass du kein Eisberg bist, wenn ich nur dein gottverdammter Freund bin? Dann hätte es doch eine einfache Klarstellung getan. Wofür dann das Ganze? Verdammt, Scully, die ganze Beziehung zwischen uns, ist doch auch so schon kompliziert genug, oder?“



Er war mit einem Mal erschöpft, vielleicht hatte er zu viel erwartet. Vielleicht war er auch einfach nur zu angetrunken, um die Situation klar zu sehen. Sie starrte hilflos zu ihm auf und in Mulder regte sich Schuld. Die erste Spur eines schlechten Gewissens, Gott im Himmel, was trieb er hier? Wahrscheinlich hatte sie ihre Gründe für ihr Verhalten gar nicht hinterfragt, sondern einfach zurückgeschlagen und wer konnte es ihr übel nehmen.



Mulder atmete tief durch, der Schaden war immer noch zu reparieren und wenn er sich in ihr, diesbezüglich getäuscht hatte, dann musste er eben die Konsequenzen daraus ziehen und ihre Freundschaft als platonisch akzeptieren. Aber dazu war er heute Abend nicht fähig.



„Okay, Scully, gehen wir zurück. Du hast Recht, diskutieren bringt nichts.“



Er lief los ohne zurückzuschauen, er musste erst mal wieder mit sich ins Reine kommen und den Schlag gegen seinen männlichen Stolz verdauen. Wenn es nur so einfach wäre, der Rückschlag erstreckte sich auch auf sein Innerstes. Seine ganze Sicht der Beziehung zu Scully.



Seiner Freundschaft, korrigierte er sich sarkastisch.
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