World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Shakespeare, Fahrstühle und Beziehungskisten II

von Kinona

Kapitel 2

Rückblende

„Agent Skinner?“, tönte die Stimme seiner Sekretärin durch die Sprechanlage. „Sie haben Besuch.“

Irritiert blickte der Assistent Director in Richtung der Stimme. Einen Moment lang schaute er auf seinen Terminkalender, um sicherzugehen, dass er keinen wichtigen Termin vergessen hatte. Dann drückte er auf einen Knopf der Gegensprechanlage.

„Wer ist es denn?“

Kaum hatte er die Frage ausgesprochen, da wurde auch schon seine Bürotür aufgerissen und ein zierliches, dunkelhaariges Mädchen stürmte ihm entgegen.

„Tut mir leid, Director Skinner, ich konnte sie nicht davon abhalten!“, rief seine Sekretärin, die ihr bis zur Tür gefolgt war, entschuldigend.

„Schon gut, Kathy!“, grinste Walter, das Mädchen immer noch umarmend. „Das hier ist meine Tochter Felicity.“

„Nennen Sie mich Lucy!“, lächelte das Mädchen und reichte der Sekretärin die Hand. „Es tut mir leid wenn ich Sie verwirrt habe.“

„Kathy!“, entgegnete die Sekretärin erleichtert. „Freut mich Sie kennen zu lernen! Ich bringe Ihnen einen Kaffee.“

Mit diesen Worten verschwand die Sekretärin wieder im Vorzimmer.

„Was zum Teufel machst du in Washington?“, wollte ihr Vater wissen.

„Ich fürchte, das weiß ich selber nicht so genau...“, stotterte Lucy unsicher.

„Ist irgend etwas passiert?“ Besorgnis schwang in Walter Skinners Stimme mit.

Einen Moment überlegte sie, wie sie diese Sache durchstehen sollte. Sie war immer Daddys kleine Tochter gewesen, und jetzt...

„Ich bin schwanger!“

Deutlich konnte sie die Fassungslosigkeit und das Entsetzten auf dem Gesicht ihres Vaters sehen.

„Du bist was?... Von wem?“, stotterte er verwirrt.

„Ist das denn wichtig?“, entgegnete Lucy leise.

„Natürlich ist es das!“, antwortete Skinner wütend. „Du kommst mitten im Semester von L.A. nach Washington, um mir zu erzählen, dass du schwanger bist. Da darf ich doch wohl noch wissen, wer der Vater ist!“

In dem Moment trat die Sekretärin erneut ins Büro.

„In ein paar Monaten wirst du Großvater. Du kannst mich enterben oder dich mit mir freuen: In mir wächst dein Enkelkind, ganz egal, wer der Vater ist!“, erklärte Lucy ruhig.

Momente lang herrschte Stille im Raum. Kathy versuchte möglichst unauffällig die Kaffeetassen auf dem Tisch zu platzieren und den Raum zu verlassen. Es war Skinner, der als erster die Stille durchbrach.

„Was hältst du davon, wenn wir etwas Essen gehen und in Ruhe überlegen wie wir deiner Mum möglichst schonend die Tatsache beibringen, dass sie Großmutter wird?“

Ein erleichtertes Lächeln erschien auf Lucys Gesicht. Sie nickte. Glücklich fiel sie ihrem Vater in die Arme.

„Ich freu mich für dich!“, flüsterte Walter Skinner.



Ich gebe zu, ein Außenstehender würde nicht unbedingt behaupten, dass ich ein Durchschnittsleben führe. Möglicherweise erwecke ich ab und zu sogar den Eindruck, den Sinn für Normalität längst verloren zu haben. Doch dieser Tag fiel definitiv in die Kategorie ungewöhnlich. Dabei hatte alles so wunderschön angefangen: Ich hatte mal wieder verschlafen, übersprang das Frühstück und überfuhr bei dem Weg zur Arbeit beinahe drei rote Ampeln.

Hektisch, aber gut gelaunt erreicht ich schließlich, mit beinahe zwei Stunden Verspätung, das J.-Edgar-Hoover-Building. Scully und ich hatten einen wundervollen Abend zusammen verbracht, ich hatte seit langem mal wieder eine Nacht durchgeschlafen ohne von Alpträumen geplagt und schweißgebadet aufzuschrecken. Kurz und gut: Der Tag konnte nicht besser beginnen!

Wahrscheinlich hätte mich diese Tatsache an sich schon skeptisch machen sollen. Und spätestens als ich im Büro an Stelle meiner Partnerin nur gähnende Leere vorfand, hätte ich mich für den Rest des Tages in irgendeinem bombensicheren Bunker verkriechen sollen. Statt dessen entschied ich mich, nachdem ich mich durch Scullys Nachricht auf dem Anrufbeantworter überzeugt hatte, dass mit ihr alles in Ordnung war, einen Kaffee aus dem Automaten im zweiten Stock zu holen.

Doch in Wirklichkeit waren meine Gedanken bei Dana. Bei Scully... Und dem wundervollen Abend, den wir gestern zusammen verbracht hatten.

So kam es, das ich gar nicht bemerkte, als im Erdgeschoss ein junges Mädchen den Aufzug betrat. Das plötzliche Rucken des Fahrstuhls riss mich aus meinen Gedanken. Das dunkelhaarige Mädchen flüsterte etwas, was sich wie „Nicht schon wieder!“, anhörte.

„Keine Angst, das passiert öfter.“, erklärte ich teilnahmslos. „In ein paar Sekunden geht es weiter.“

Hauptsächlich aus Gewohnheit und Langeweile drückte ich ein paar der Knöpfe. Erst jetzt bemerkte ich, das mich das Mädchen anstarrte.

„Lassen Sie mich raten:“, lächelte sie. „Sie sind Agent Mulder!“

„Kennen wir uns?“, fragte ich irritiert.

Da war etwas in ihren Augen, das mich auf eine ungewöhnliche Art und Weise faszinierte. Doch ich konnte nicht genau ausmachen, was es war. Sie reichte mir die Hand.

„Mein Name ist Felicity Lucretia Skinner!“, stellte sich das dunkelhaarige Mädchen vor.

Langsam begann ich zu verstehen.

„Sie sind...“

„...Assistent Director Walter Skinners Tochter. Ja!“, nickte sie.

„Ich wusste gar nicht, dass Director Skinner eine Tochter hat.“, entgegnete ich entschuldigend.

„Sie glauben gar nicht, wie oft ich diesen Satz zu hören kriege!“, lächelte sie.

Immer noch irritiert von ihren Augen und überrascht über die Gelassenheit, die sie Angesichts der Tatsache, dass sie mit einem wildfremden Mann im Aufzug feststeckte, an den Tag legte, beobachtete ich, wie sich Walter Skinners Tochter auf den Boden setzte. Ihre Bewegung schien seltsam unbeweglich und... vorsichtig. Erst jetzt bemerkte ich die leichte Wölbung unter ihrem Hemd. Sie war schwanger! Walter Skinners Tochter war schwanger. Der Gedanke das Walter Skinner eine Tochter hatte, war schon ungewöhnlich genug, aber das er Großvater wurde, war regelrecht surreal.

„Scheinbar ist mir mein Ruf vorausgeeilt!“, versuchte ich mein etwas verkümmertes Talent für Smalltalk wieder aufleben zu lassen.

„Sicher!“, lächelte sie. „Mein Vater ist schließlich ihr größter Fan!“

„Skinner und ein Fan von mir?“, Ich glaubte mich verhört zu haben. „Assistent Director Walter Skinner? Ich glaube eher, er hält mich für den FBI-Geisteskranken vom Dienst!“

Ein verschwörerisches Glänzen blitzte plötzlich in ihren sanften Gesichtszügen auf.

„Toll heißt ihn mancher; wer ihn minder hasst, nennt´s tapfre Wut; doch ist´s gewiss, er kann den wild empörten Zustand nicht mehr schnallen in den Gurt der Ordnung. Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode.“

„Shakespeare!“, bemerkte ich, von ihrem plötzlichen Zitat vollkommen verblüfft. „Ich wusste gar nicht, das Old Will zur Zeit ein derartiges Comeback hat.“

„Dann war Agent Scully also gestern mit Ihnen im Theater?“

Diese Frage überraschte mich. Lucy sah mir meine Verwirrung offensichtlich an.

„Es gibt mehr Ding´ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt...“, lächelte sie, bevor ich die Möglichkeit hatte zu fragen, was sie über meinen gestrigen Theaterbesuch wusste und woher Dana und sie sich kannten. „Das sollten Sie doch am besten wissen, Agent Mulder!“

„Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie mehr über mich wissen, als mir lieb ist?“, witzelte ich.

Dieses Mädchen war mir sympathisch. Ihre offene, fröhliche Art und Weise gefiel mir. Doch da war noch etwas anderes. Etwas, was nicht ins Bild passen wollte.

„Wissen Sie, eigentlich hatte ich Sie mir ganz anders vorgestellt!“, erklärte sie plötzlich. „Ich hatte erwartet, dass eine unglaubliche Traurigkeit in ihren Augen liegt. Doch statt dessen scheint vollkommene Zufriedenheit daraus zu strahlen.“

Zum wiederholten Male war ich baff. Ihre Offenheit war wirklich atemberaubend.

„Agent Scully scheint Ihnen gut zu tun!“, fuhr sie grinsend fort.

„Sagen Sie, woher kennen Agent Scully und Sie sich eigentlich?“, wollte ich wissen.

„Versuchen Sie etwa vom Thema abzulenken, Agent Mulder?“, entgegnete sie wissend.

In diesem Moment passierte etwas sehr ungewöhnliches: Ich war sprachlos. Dieses junge Mädchen hier, das mir vor wenigen Minuten zum ersten Mal über den Weg gelaufen war, schien meine Gedanken wie ein offenes Buch lesen zu können. Die Art und Weise, wie sie mir gegenübertrat und zu verstehen gab, dass sie mich besser kannte, als ich wusste, grenzte an Frechheit. Was mich noch mehr beunruhigte, war die Tatsache, dass sie scheinbar auch Dana zu kennen schien. Und offenbar waren die Gefühle, die ich für meine Partnerin hegte, für sie kein Geheimnis...

„Es tut mir leid!“, riss sie mich aus meinen Gedanken. „Manchmal bin ich wohl etwas zu forsch!“

In diesem Moment sah ich es! Ich erkannte, was es war, das mich irritiert hatte, das nicht zu passen schien. Sie strahlte eine unglaublich vertrauenserweckende Offenheit aus, wirkte fröhlich, doch trotz des süßen Lächelns auf ihren Lippen, war da etwas in ihren Augen. Es war die tief verwurzelte Traurigkeit, von der sie gesprochen hatte. Ein unglaublicher Schmerz hing wie ein dunkler Schatten über ihrem sonst so strahlenden Selbst. Und plötzlich ahnte ich den Grund dafür.

„Wer schwindlich ist, der denkt, die Welt geht rund.“, versuchte nun auch ich mich an einem Shakespearezitat. „Was das Herz fühlt, gesteht der Mund nicht ein, jedoch der Verliebte, erkennt´s auch aus dem nein.“

Unsere Blicke trafen sich. Lange sah sie mir tief in die Augen, beinahe als versuche sie darin zu lesen. Das komische war, dass es mir nichts ausmachte.

„Scheint als wären wir Leidensgenossen!“, flüsterte sie.

Momente lang war es still.

„Sie sind schwanger?“, versuchte ich das Thema zu wechseln.

Verträumt strich sie sich in Zeitlupentempo über die kleine Wölbung ihres Bauches. Es hatte beinahe etwas mystisches. Und plötzlich fragte ich mich, wie Dana wohl als Schwangere aussehen würde.

„Die Raschheit meiner heft´gen Liebe lief schneller als die zögernde Vernunft... Wer konnte sich da zügeln, der ein Herz voll Liebe hat und in dem Herzen Mut, die Liebe zu beweisen?“, beantwortete sie meine Frage, auf ihre eigene Art und Weise.

Ich begann Gefallen an ihren Shakespearezitaten zu finden. Krampfhaft kramte ich in den halb vergessenen Erinnerungen meiner Schulzeit. Glücklicherweise war Literatur eines meiner Lieblingsfächer gewesen. Ohne genau zu wissen warum, beschloss ich ehrlich zu ihr zu sein.

„Meine Hände Sind so blutig wie die deinen; doch ich schäme mich, dass mein Herz so weiß ist.“

„Bist du zu feige, Derselbe Mann zu sein in Tat und Mut, Der du in Wünschen bist?“

„Agent Scully und ich sind Partner!“, versuchte ich auszuweichen.

Doch sie ließ sich nicht beirren.

„Willst du dein Ziel erreichen, lass Schüchternheit beiseit, denn wer sich scheut zu fragen, der kommet meist nicht weit!“, lächelte sie. „Vielleicht haben Sie Glück und man wartet nur darauf, das Sie den ersten Schritt tun...“

Mit einem Ruck setzte sich der Aufzug plötzlich wieder in Bewegung und bescherte damit dieser ungewöhnlichen Unterhaltung ein Ende.

„Es hat mich gefreut Sie kennen zu lernen , Agent Mulder!“

Lucy reichte mir die Hand. Die Tür des Aufzugs öffnete sich.

„Die Freude war ganz auf meiner Seite!“, verabschiede ich mich. „Ich wünsche Ihnen alles Gute!“

Dann war Walter Skinners Tochter verschwunden. Kaffee war plötzlich das letzte, woran ich denken konnte. Lucys Worte hatten mich vollkommen durcheinander gebracht. Ich könnte nicht einmal sagen, wie lange ich ziellos durch die Stadt lief, doch als ich wieder beim FBI-Gebäude angelangt war, hatte ich einen Entschluss gefasst.



„Wo zum Henker sind Sie gewesen?“, empfing ich meinen Partner aufgebracht. Doch sein Blick brachte mich zum schweigen. Es sah mich auf eine Weise an, die mich augenblicklich nervös machte.

Seit gut eineinhalb Stunden saß ich bereits mit dem Papierkram unseres letzten Berichts im Büro. Lucy hatte mich begleitet, um ihren Vater darüber aufzuklären, dass sie noch ein paar Tage in der Stadt bleiben würde. Danach wollte sie meinen Rat befolgen und sich von Dr. Niels untersuchen lassen. Eigentlich hatte ich erwartet, schon an der Tür von einem aufgebrachten Fox Mulder empfangen zu werden. Statt dessen glänzte er durch Abwesenheit.

„Ich bin durch die Gegend gelaufen und habe versucht nachzudenken.“, erklärte er.

Seine Stimme zitterte beinahe unmerklich. Ich versuchte vergeblich den Kloß, der sich aus unerfindlichen Gründen in meinem Hals gebildet hatte, herunterzuschlucken.

„Skinners Tochter ist mir vorhin begegnet.“, fuhr er fort.

„Lucy?“, hörte ich mich irritiert fragen.

„Sie kennen Sie?“

Ich nickte.

„Scully... Dana...“, stotterte Mulder.

Er stand direkt vor mir und blickte mich an. Wie so oft versank ich in der unglaublichen Wärme seiner Augen. Ich versuchte darüber nachzudenken, wie und wo Mulder und Lucy sich begegnet waren. Panisch erinnerte ich mich daran, wie ich Lucy damals im Aufzug über den Weg gelaufen war. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Was hatte sie ihm erzählt? Ungläubig realisierte ich, dass er immer näher kam. In diesem Moment klingelte das Telefon.

Mechanisch griff ich nach dem Hörer. „Agent Scully!“

Die Stimme am anderen Ende riss mich zurück in die Realität. Für einen Moment hatte ich das Gefühl, dass mein Herz stehen bleiben würde. Mulder blickte mich irritiert an. Jegliche Farbe musste aus meinem Gesicht gewichen sein, denn ich konnte die Besorgnis in seinen Augen sehen.

„Ich bin in 10 Minuten da!“, antwortete ich tonlos, dann blickte ich zu Mulder.

„Es ist Lucy!“, erklärte ich. „Sie wurde ins Krankenhaus eingeliefert!“

Aus irgend einem Grund erstaunte es mich nicht im Geringsten, als er wortlos aufstand und mir meinen Mantel reichte.

„Ich fahre Sie!“, erklärte er.

Im Krankenhaus angekommen begann sich die Panik, die mich erfasst hatte, zu legen. Der vertraute Geruch von Desinfektionsmittel half mir zu meiner gewohnten Perfektion zurückzufinden. Immerhin war ich Ärztin. Das hier war mein Territorium und ich würde nicht nutzlos rumstehen, während Lucy in Gefahr war. Alles andere musste jetzt warten. Mulder stand schweigend neben mir. Wie so oft waren keine Worte nötig. Er war da. Er würde mir zur Seite stehen. Mulder und ich... so wie immer!

Ohne Widerworte erklärte mir der behandelnde Arzt, was geschehen war. Lucy war bei meinem Arzt zusammengebrochen und mit Bauchkrämpfen und Blutungen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Sie hatte darum gebeten, dass ich benachrichtigt wurde. Die Ärzte hatten ihr möglichstes getan. Die verfrühten Wehen, die eingesetzt hatten, wurden medikamentös unterbunden. Es war die Blutung, die ihnen Sorgen machte. Es bestand die Gefahr, das es zur Fehlgeburt kommen würde.

„Wohnt Miss Skinner bei Ihnen?“, fragte mich eine der Schwestern plötzlich.

„Ja!“, nickte ich. „Warum fragen Sie?“

„Wir haben hier ein paar ihrer Sachen, die Sie denke ich besser verwahren können, als wir.“, antwortete sie und reichte mir Lucys Habseligkeiten.

„Danke!“, mein Blick fiel auf Lucys Handy.

Einer verrückten Idee folgend, blätterte ich im Verzeichnis. Mulder sah mich irritiert an.

„Was tun Sie da?“

„Ehrlich gesagt, weiß ich das selber nicht so genau...“, entgegnete ich gedankenverloren.

Dann hatte ich gefunden, was ich gesucht hatte und wählte eine Nummer. Bereits nach dem zweiten Klingeln, meldete sich eine Männerstimme.

„Lucy?“

„Nein!“, antwortete ich. „Mein Name ist Dana Scully. Ich bin eine Freundin von Lucy...“

Einen Moment lang trat eine Stille ein, die ich nicht interpretieren konnte. Ich konnte einen Hauch von Panik spüren, als er sich schließlich zu der Frage durchrang, die im Raum lag: „Was ist passiert?“



Noch in der selben Nacht...

Ein Geräusch riss das junge Mädchen aus ihren Gedanken. Irritiert blickte sie zur Tür. Für einen Moment fürchtete Lucy, sie würde träumen.

„Darf ich hereinkommen?“, fragte Alen, und sein Tonfall verriet ihr, dass er alles wusste.

Sie konnte in seinen Augen lesen, wie in einem offenen Buch.

„Träum ich? Sagt, oder träumte mir bis jetzt? Ich schlafe nicht, ich seh, ich hör, ich spreche, Ich rieche Duft, ich fühle weiches Lager...“, flüsterte sie zögernd.

„Ich nehme an, das heißt ja!“, lächelte er und trat näher.

Sein Lächeln, ließ in Lucys Herzen die Sonne aufgehen. Es waren keine weitere Worte nötig. Sie kommunizierten mit Blicken. Seit langem machte sich in Lucys Herzen wieder die Hoffnung breit, dass alles wieder gut werden würde. Zärtlich nahm er sie in den Arm.

„Wenn ihr mich liebt, so bleibt!“, lächelte sie.

„Ich bleibe, so lange du willst!“, antwortete er flüsternd.



Am nächsten Morgen...

Ich hatte die ganze Nacht im Krankenhaus verbracht. Zum hundertsten mal hatte ich mir nun vom behandelnden Arzt Lucys Zustand erklären lassen. Als ich aus dem Besprechungszimmer trat, erblickte ich Mulder. Lächelnd deutete er in Richtung Glasscheibe, durch die man sehen konnte, wie Alen an Lucys Bett trat. Mir fiel auf, dass sie ihn mir eigentlich nie richtig beschrieben hatte. Er war fast einen Kopf kleiner als Mulder, hatte blonde Haare und seine unglaublich blauen Augen ließen mich erahnen, was Lucy in ihm sah. Er war unglaublich präsent. In jedem seiner Züge lag Stolz. Irgendwie war er genau so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.

„Gut gemacht Agent Scully!“, grinste Mulder.

„Lucy und das Baby sind außer Gefahr. Und es scheint als ob Alen Simens zumindest das Baby nicht vollkommen egal ist. Immerhin ist er sofort hergeflogen.“, sprach ich, während ein unglaubliches Gefühl der Zufriedenheit über mich kam, als ich sah, wie Alen zärtlich Lucys Hand nahm. Sanft strich er mit der anderen über ihren Bauch und ich konnte sehen, dass sie lächelte. Alle Sorgen schienen vergessen. Mulders Arm, der sich plötzlich um meine Hüften legte, riss mich aus den Gedanken.

„Wie würde Old Will sagen? Zwar spät, doch endlich stimmt, was Missklang schien, Und Zeit ist´s, wenn der wilde Krieg vorüber, der Angst zu lächeln, der bestandnen Not... Wohlan! Wohlan! Begeht den Feiertag, beginnt mit Lust, was glücklich enden mag.“, grinste er.

„Mir kommt da eher `Ein Wunder bleibt´s, dass dies so glücklich endigt.` in den Sinn!“, entgegnete ich, und beschloss einfach diesen Augenblick der Nähe mit ihm zu genießen. Ohne Fragen. So wie Lucy es mich gelehrt hatte.

„Dies Wunder tat die Liebe... Der Rest ist Schweigen!“
O.k. Das war´s! Pünktlich zu meiner alljährlichen Winterdepression musste natürlich wieder mal so `ne richtig schöne Schnulze her. Das Schreiben hat dann doch etwas länger gedauert. Hoffe es hat euch gefallen, denn irgendwie bin ich mir ziemlich sicher, dass ein dritter Teil folgen wird...
Rezensionen