World of X

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Arachnophobia - The Second Edition

von XFilerN

Kapitel 6

4 Wochen später,

Quarantäne-Station Maryland



Gerade hatte er sich vor Erleichterung seufzend seine Jacke angezogen und wollte Scully in ihrem Zimmer abholen gehen, als die Tür zu seinem eigenen aufging und sie herein trat. Ihr Gesicht zeigte noch immer die Bissspuren der Vogelspinnen und die dunklen Ringe unter ihren Augen ließen ihn nur erahnen, wie schrecklich ihre Nächte zurzeit sein mussten. Sein Verstand kam mit dem Erlebten ganz gut zurecht, doch Scully litt unter schlimmen Albträumen, die sie nicht mehr ruhig schlafen ließen.

„Sind Sie soweit, Mulder?“, fragte sie und ignorierte den mitleidigen Blick ihres Partners absichtlich.

„Ja, von mir aus können wir gehen. Je schneller, desto besser“, antwortete er und setzte ein Lächeln auf, um die Situation aufzulockern. „Ich hasse diesen Geruch hier.“

Scully erwiderte sein Lächeln gezwungen und nickte zustimmend. In Quarantänestationen hing tatsächlich immer ein eigenartiger, undefinierbarer Geruch in der Luft und sie war froh endlich wieder nach Hause gehen zu dürfen.

Mulder griff nach den paar Sachen, die er wieder mitnehmen durfte, da sie inzwischen keimfrei waren, nahm Scully die kleine Tasche ab und deutete zur Tür hinaus.

Sie beide hatten großes Glück gehabt, denn Samuel Amibi hatte letzten Endes doch noch an ein Wunder geglaubt und Hilfe gerufen. Zwar hatten beide Agenten unter starker Dehydration gelitten, aber abgesehen davon und den unzähligen Bissen und Scullys Albträumen, unter denen sie sicherlich noch eine Weile leiden würde, hatten sie den Angriff der Spinnen gut überstanden.

Als Scully neben Mulder den Gang entlang ging, bemerkte sie einen kleinen, fast unscheinbaren Papierfetzen in seiner Hand. Sie blickte einige Sekunden darauf, ehe sie fragte: „Was ist das?“

„Das hab ich in der Höhle gefunden, kurz bevor… wir auf die Riesenspinne trafen.“

„Was ist es?“

Mulder hob den Papierfetzen hoch, auf dem die Hälfte von etwas zu sehen war, das ein wenig wie ein Logo auf Scully wirkte. Die eine Hälfte war weiß, die andere rot. Sie sah es lange an, versuchte sich das Bildnis als Ganzes vorzustellen, kam aber nicht darauf, was es darstellen könnte.

„Ich habe es mir die letzten Wochen reichlich angesehen und leider keine Ahnung was es ist. Ich bin mir ziemlich sicher es schon mal gesehen zu haben, aber ich kann nicht mehr sagen wann oder wo.“ Er zuckte die Schultern. „Haben Sie eine Idee?“

„Leider nein“, erwiderte Scully und schüttelte dabei leicht den Kopf. „Sie sollten es den Gunmen zeigen. Vielleicht haben die eine Idee, was es darstellen soll.“

„Ja, vielleicht.“ Die Idee war gar nicht schlecht, musste Mulder zugeben. Und er fühlte ein wenig Hoffnung aufsteigen, doch zunächst mussten sie sich vor A.D. Skinner verantworten und ihren Bericht abliefern.





FBI-Zentrale Washington DC,

einige Zeit später



Sie hatten sich mit einem Taxi zum J. Edgar Hoover Building fahren lassen, um dort A.D. Skinner Rede und Antwort zu stehen. Während sie in der Quarantäne gewesen waren, hatten sie ja genügend Zeit gehabt gemeinsam einen Bericht zu verfassen.

Mulder schaute seine Partnerin an, die noch einmal tief einatmete und dann an der Tür klopfte.

„Herein“, erklang es gedämpft durch die massive Holztür und die beiden Agenten folgten der Aufforderung.

Sie traten ein und wurden in dem großen und komfortablen Büro von ihrem Chef und einem halben Dutzend anderer Agenten empfangen. A.D. Skinner hatte zu diesem Fall eine Sitzung einberufen, die den Vorkommnissen und den noch ungeklärten Vorgängen auf den Grund gehen sollte.



Mulder begann seine Sicht der Dinge darzulegen und dabei wurde ihm eine Aufmerksamkeit zuteil, die er so noch nie zuvor erhalten hatte. Seinen Kollegen war durchaus bewusst, dass dieser Fall nicht zu ‚Spooky’ Mulders üblicher Arbeit gehörte. In den meisten Fällen brachten die Vorstandsmitglieder den Agenten nur wenig Interesse entgegen und auch Scully vermochte es nur selten die bizarren Geschehnisse zu verdeutlichen, doch bei diesem Fall schien alles anders. Diese Spinnen waren greifbar.

Dem Vorstand und auch A.D. Skinner war bewusst, dass dies kein paranormales Phänomen war, sondern vielmehr eine an der Natur begangene Grausamkeit. Es war eine handfeste Sache, die man beweisen konnte und die dem Ruf des FBI nicht schaden würde.

Und auch als Scully schließlich ihren Bericht ablieferte und Mulders Version bestätigte, sprach nichts dafür, dass es sich hierbei um eine typische X-Akte handeln könnte, die ungeklärt blieb. Sie waren sich einig, dass noch nicht klar war, ob diese Riesenspinne das Ergebnis einer bizarren evolutionären Entwicklung war oder das eines ethisch unvertretbaren Experiments, einer im Schatten operierenden Organisation, die es aufzudecken galt.

Daher war dem Agentenduo eines klar: Sie mussten noch einmal nach Nevada, um weitere Forschungen anzustellen. Sehr zu Scullys Missfallen, die diesmal jedoch nicht versuchte sich herauszureden. Sie hatte die vage Hoffnung, dass die Albträume aufhören würden, sobald sie herausfänden, dass es sich tatsächlich um ein einzigartiges Exemplar dieser Riesenspinne gehandelt hatte. Gewebeproben und eine nähere Untersuchung der Höhle und der angrenzenden Umgebung würden schließlich stichhaltige Beweise liefern. Das zumindest war Scullys Hoffnung.





Einen Tag später,

10 Meilen vor Nevada



Die Agenten saßen in einem Helikopter, zusammen mit den Soldaten, die man ihnen zur Unterstützung mitgeschickt hatte. Sie alle trugen Kopfhörer, um dem immensen Lärm der Rotoren standhalten zu können, doch sie hörten den ohrenbetäubenden Lärm trotz allem, wenn auch gedämpft.

Plötzlich drehte sich der Pilot um und rief: „Wir sind gleich an der besagten Stelle!“

Mulder und Scully nickten ihm nur zu, während sich der Trupp schon auf das Schlimmste vorbereitete und sich mit Waffen und genügend Munition rüstete.

Von einem Moment auf den anderen herrschte reger Verkehr in dem relativ großen Helikopter.

Die Agenten sahen mit gemischten Gefühlen aus den Fenstern. Weit unter ihnen erstreckte sich die Wüste, die von hier oben so friedlich wirkte. Wer konnte denn schon wissen, was ihnen allen noch bevorstand? Die Soldaten waren auf solche Einsätze trainiert und es gab rein gar nichts, vor dem sie sich fürchteten. Sie waren die Elite der US Army.

„Scully, wenn das hier endlich vorbei ist, dann schwöre ich Ihnen, dass ich Sie nie wieder zu einem derartigen Fall locke“, meinte Mulder plötzlich und brachte seine Partnerin dazu endlich mal wieder ehrlich zu lächeln.

Seit sie diesen Fall übernommen hatten, hatte sie es lediglich auf zwei oder drei Male gebracht. Er wusste, dass sie genauso froh über das Ende des Falls sein würde, wie er selbst. Er wusste, dass er sie nur allzu oft in Abenteuer hineinzog, die den üblichen Risiken des Berufes überwogen. Und er hatte auch jedes Mal ein schlechtes Gewissen, da sie oftmals die Leidtragende war und nicht er selbst. Andererseits war sie eine erwachsene Frau, die ihre eigenen Entscheidungen fällte und die inzwischen aus freien Stücken mit ihm an den X-Akten arbeitete und das schätzte er sehr. Wieder sah sie ihn an und lächelte dieses typische Scully-Lächeln, das er so sehr an ihr mochte.

Plötzlich wurde Mulder aus seinen Gedanken gerissen, als sich die Soldaten zu den Fenstern begaben und ungläubige Blicke in die unter ihnen liegende Wüste warfen.

„Das gibt’s doch nicht...“, meinte einer kritisch.

„Kaum zu glauben“, erklang die Stimme eines weiteren.

Dann begann der Pilot den Helikopter um die Zielstelle zu kreisen, sodass auch Mulder und Scully sehen konnten, was so unfassbar schien: Dort wo einst die Höhle gewesen war, war nun nichts weiter als ein riesiger Krater, der sich über gut zwei Meilen erstreckte. Aus der Luft wirkte er natürlich kleiner, aber die Agenten und die Soldaten konnten grob abschätzen wie groß er war.

Mulder und Scully sahen sich verblüfft und auch enttäuscht an, als sie den Krater erblickten.

„Sollen wir trotzdem landen?“, fragte der Pilot mit lauter Stimme, doch Mulder schüttelte unmerkbar den Kopf und Scully stimmte mittels eines einzigen Blickes zu, der Bände sprach.

Sie würden dort ohnehin nichts mehr finden, was den Fall endgültig lösen konnte. Die Beweise waren wieder einmal zerstört worden. Der Pilot bot an auch noch zu dem Haus der Daniels zu fliegen, was er schließlich auch tat. Doch auch dort war nichts mehr übrig geblieben, das auch nur ein schwaches Indiz zurückgelassen hätte, was die Vermutung eines Experiments natürlich immens verstärkte. Wer auch immer diese Orte hatte sprengen lassen, hatte ganze Arbeit geleistet. Und alles, was Mulder blieb, war der Papierfetzen mit dem bisher ungeklärten halben Symbol darauf.

Der Helikopter flog letztlich wieder zurück, von wo aus sie gestartet waren und auf dem gesamten Rückflug herrschte eisernes Schweigen.





Washington DC,

FBI-Zentrale,

einige Stunden später





„Wir haben mal ein bisschen mit dem Computer gespielt und den Scan bearbeitet“, erklärte Langely und blickte Mulder viel sagend an, der neben Scully stand und auf das Bild starrte, das der Tageslichtprojektor an die Wand übertrug.

„Das sieht… wie ein Schirm aus.“

„Umbrella“, nickte Byers mit verschwörerischer Stimme und sah in die Runde.

Mulder und Scully warfen sich fragende Blicke zu.

Und schließlich meldete sich Frohike zu Wort. „Ihr habt noch nie von White Umbrella gehört? Ich dachte, dass nach den Ereignissen 1998 in Raccoon City jeder davon gehört hat. Besonders du, Mulder. Ich bin schwer enttäuscht.“

„Klären Sie uns auf?“, fragte Scully, den Unterton des ältesten Gunmen absichtlich ignorierend.

„White Umbrella ist bekannt als Pharmazie Konzern. Das sagt euch wirklich nichts?“ Byers konnte es kaum fassen. Als Mulder und Scully die Schultern zuckten, führte er seine Erzählung fort und berichtete von den skurrilen Machenschaften des Konzerns, der laut den Gunmen alles andere als ein Pharmazie Konzern war, sondern vielmehr ein Unternehmen, das Biowaffen für die US Regierung herstellt, sowie illegale Genexperimente sowohl an Tieren, wie auch – und das wurde bislang besonders gut vertuscht – an Menschen durchführt. Es gab mehrere Sitze des Unternehmens, jedoch alle an streng geheimen Orten, verteilt in ganz Nord- und Südamerika. Zudem vermuteten die Gunmen, dass Umbrella inzwischen auch außerhalb von Amerika tätig war und sich überall auf der ganzen Welt verbreitet hatte.

Während Scully anfing zu glauben, dass die Jungs versuchten ihr einen Bären aufzubinden, bemerkte sie nicht, wie sehr Mulder von Byers Bericht gefesselt wurde.

Schließlich nickte er eifrig, als Byers eine bedeutungsschwangere Pause in seiner Erzählung machte und sagte: „Diesen Konzern müssen wir zerschlagen. Jungs, seid ihr dabei?“

Die Gunmen nickten in grinsendem Einvernehmen und Scully ließ sich seufzend auf den Stuhl vor Mulders Schreibtisch sinken, das Gesicht in den Händen vergraben. Der Ausflug nach Nevada schien plötzlich nicht das Ende, sondern der Anfang eines noch viel größeren Abenteuers zu sein.

„Das kann unmöglich euer Ernst sein“, murmelte Scully in ihre Hände und wusste genau, dass sie gegen diese vier Chaoten keine Chance hatte.




ENDE
Ich würde mich sehr über eure Meinung zu den Änderungen und dem neuen Ende freuen. Da Resident Evil einen Teil der Inspiration zu dieser Story lieferte, musste ich es einfach irgendwie mit einbeziehen und heraus kam dabei dieses Semi-Crossover.



Danke fürs Lesen! :)
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