World of X

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Süße Geständnisse

von Petra Weinberger

Kapitel 1

"Oh Mulder, bitte,"bat Scully und mußte doch grinsen. So hatte sie ihren Partner jedenfalls noch nie gesehen.

Mulder schüttelte den Kopf und rieb sich die Tränen aus den Augen. Er schluckte kurz und versuchte ein ernstes Gesicht aufzusetzen, doch gleich darauf brach er wieder in schallendes Gelächter aus. Dabei war der Scherz nicht mal so gut und er konnte auch nicht mal sagen, was Scully da eigentlich erzählt hatte. Er wußte nur, daß er einfach nicht aufhören konnte zu lachen. Er war völlig überdreht. Vermutlich war der Wein Schuld daran, den er mit ihr genossen hatte.

Scully mußte schmunzeln und lehnte sich im Stuhl zurück. Normalerweise wäre es ihr peinlich gewesen, denn die Leute sahen bereits zu ihnen herüber. Doch der Wein hatte auch sie lockerer gemacht und Mulders ausgelassene Stimmung sorgte noch zusätzlich dafür, daß sie es ziemlich gelassen nahm und sich nicht um die Blicke der anderen kümmerte.

Scullys Blick glitt über den Mann, der ihr gegenüber saß und den sie nun schon seit 6 Jahren kannte. Ihre Freundschaft war etwas ganz besonderes. Sie waren sich sehr nah und doch gleichzeitig entfernt. Sie flirteten und hielten doch Abstand zueinander. Längst war ihre Beziehung nicht mehr nur rein beruflich, obwohl das private im Hintergrund lag. Doch sie wußten mehr voneinander, als andere Kollegen oder Partner. Sie tauschten begrenzte Zärtlichkeiten aus, mit Worten, oder einer tröstenden Hand und sie spürten die Liebe und Angst des anderen. Aber tiefer war ihre Zuneigung nie gegangen. Sie hatten beide Angst davor, ihre wunderbare Freundschaft damit zu zerstören.

Es hatte immerhin 6 Jahre gedauert, bis Mulder sein Versprechen wahr gemacht hatte und sie tatsächlich mal, ganz privat, zum Essen einlud. 

Mulder lachte noch immer, als er bereits nach dem Ober winkte, um die Rechnung zu bezahlen.

Scully fand ihn einfach hinreißend. Ihr Partner war ansonsten immer sehr verschlossen und nur selten zeigte er wirklich mal seine Gefühle. Er hatte sie tief in sich vergraben, aus Angst, jemand könnte zuviel über ihn erfahren. Aus Angst, verletzt zu werden.

Scully wußte, daß er sehr sensibel und verletzlich war. Besonders wenn es um Menschen ging, die ihm nahe standen. Zu viele hatte er schon verloren. Zu oft hatte man ihn schon betrogen. Zu oft weh getan. Scully hatte ihn bisher nie richtig lachen sehen. Meist hatte er nur mal flüchtig gelächelt oder über einen Scherz gegrinst. Es tat gut, zu sehen, daß er auch in dieser Beziehung sehr spontan sein konnte.

Als Mulder die Rechnung bezahlte, hatte er sich auch soweit wieder beruhigt, daß er nicht mehr bei jedem Wort oder jeder Geste in schallendes Gelächter ausbrach.

In ihren Gläsern war noch ein Rest Rotwein. Mulder sah seine Partnerin an und hob sein Glas. Er grinste breit, "das sollten wir öfter mal tun. Ich wußte gar nicht, daß Sie einen solchen Humor haben."

Scully lächelte und stieß mit ihm an, "und ich wußte gar nicht, daß Sie überhaupt so ausgelassen lachen können."

Mulder nippte an seinem Wein und beugte sich dann nach vorne. Ihr entgegen. Sein Blick war jetzt ernsthaft und tief.

Scully wurde unwohl unter seinem Blick. Irgend etwas lag darin, daß sie bei ihm noch nicht gesehen hatte und das sie nicht deuten konnte.

"Scully, weshalb haben wir das bisher nie getan?"fragte er leise.

Scully versuchte ihr Unbehagen mit einer trockenen Erwiderung zu überspielen, "weil Sie mich bisher nie eingeladen haben?"

Mulder runzelte die Stirn und nickte, "ja. Sie haben recht. Ich hätte Sie viel früher schon einladen sollen. Scully, der Abend war herrlich. Ich würde gerne ... ,"Mulder unterbrach sich und warf einen Blick auf die leeren Gläser, "wird wohl Zeit, daß wir langsam aufbrechen. Ich fürchte, wir müssen uns ein Taxi nehmen. Ich glaube nicht, daß ich noch in der Lage bin zu fahren."

Scully grinste und nickte, "mir geht es nicht anders. - Danke, Mulder. Der Abend war wirklich wundervoll."

Mulder half ihr in ihren Mantel und reichte ihr seinen Arm. Lächelnd hängte sich Scully bei ihm ein und ließ sich von ihm auf die Straße führen.

Etwas ratlos sah Mulder sich um. Die Straße war wie ausgestorben. Parkende Autos standen am Bordstein, die meisten Lichter in den Häusern waren aus.

"Ich fürchte, wir müssen zur Hauptstraße laufen, wenn wir ein Taxi finden wollen. Hier dürfte jetzt nichts mehr unterwegs sein,"sagte Scully auch schon und zog fröstelnd den Mantel zu.

Mulder sah zu ihr hinab, "ist Ihnen kalt?"

"Etwas,"gab sie zu.

Mulder legte vorsichtig seinen Arm um ihre Schulter und zog sie enger zu sich heran. Er wartete. Wartete darauf, wie sie reagieren, ob sie es dulden würde.

Nur ganz kurz zögerte Scully, dann kuschelte sie sich enger an ihn und schob ihre Hand um seine Taille.

Mulder lächelte erleichtert. Er wollte sie. Er wollte sie mit allen seinen Sinnen spüren und ihr alles geben. Doch er wollte es auch nicht übereilen. Nicht bei ihrem ersten Date die Schranke passieren. Er wollte sie nicht überrumpeln. Er liebte und respektierte sie zu sehr, als das er sie einfach als Sexgespielin ansehen konnte.

Er wollte warten, warten bis sie bereit dazu war. Bis er sicher war, daß sie es auch wollte.

Gemeinsam schlenderten sie die Straße hinunter und dem Hauptverkehr entgegen. Es schien, als hätten sie alle Zeit der Welt.

Sie waren beide einfach nur glücklich.

Als sie die Hauptstraße erreichten, sah Mulder sich nach einem Taxi um, doch er konnte keines entdecken.

Seufzend sah er zu der Frau in seinem Arm.

Scully hob gelassen die Schultern, "dann laufen wir eben weiter. Irgendwann werden wir schon eines finden."

Sie sah ihn dabei nicht an, doch sie ließ ihn auch nicht los. Niemals hätte sie, ihm gegenüber zugegeben, daß sie sich in seinen Armen so sicher und geborgen fühlte. Das sie, nur um dieses Gefühl zu erleben, ewig mit ihm so weiter laufen könnte. Sie wollte einfach nicht, daß der Abend schon zu ende war.

Mulder unterdrückte ein lächeln und nickte, "laufen wir weiter."

Ihre Antwort war ihm gerade recht. Er wollte sie fühlen, ihre Nähe spüren, sie wärmen und lieben.

Er schluckte trocken. Hart spürte er sein Herz gegen seine Rippen schlagen. 'Nein' mahnte er sich selbst. ' Reiß dich zusammen. Mach es nicht kaputt.'

Er mußte einfach etwas tun. Würde er noch länger mit ihr zusammen sein, konnte er für nichts mehr garantieren. Er brauchte Abstand um seine Gefühle und Gedanken zu ordnen.

Unvermittelt blieb er stehen und sah wieder die Straße hinunter.

Ein Taxi kam gerade auf sie zu.

Mulder ließ Scully los. Es brach ihm zwar fast das Herz, doch er fürchtete, daß er sonst über sie herfallen würde.

Schnell sprang er auf die Straße und hob die Hand.

Das Taxi hielt tatsächlich. 

"Sehen Sie, es gibt doch noch Wunder. Hier drin ist es wenigstens warm und wir müssen nicht die ganze Nacht durch Washington laufen,"grinste er und hielt Scully die Tür auf.

Schnell kletterte Scully in den Fond und schob sich über die Bank, damit auch ihr Partner einsteigen konnte.

Mulder sprang neben sie und rieb sich die Hände. An den Fahrer gewannt nannte er ihm Scullys Adresse und lehnte sich dann im Sitz zurück.

Er spürte den fragenden Blick auf sich, doch er grinste, "ich bin froh, daß wir das Taxi gefunden haben. Ich hatte schon Angst, Sie würden sich sonst noch ihre zarten Knöchel brechen. Ich werde nie verstehen, wie Frauen mit solchen Absätzen überhaupt einen Schritt voran kommen."

Scully mußte lachen und nickte. Doch sie wußte auch, daß dies nicht der einzige Grund für seinen überraschenden Rückzug war. Sie hatte seine Unsicherheit gespürt.

Um das peinliche Schweigen zu beenden, daß sich zwischen ihnen aufbaute, begannen sie über belangloses zu reden. Über alte Fälle, über Skinner, über andere Kollegen.

Kurz vor Scullys Wohnung wechselte er dann erneut das Thema, "der Abend war wundervoll, Scully. Ich ... - es ist schade, daß er schon zu Ende ist."

Scully sah ihn von unten herauf an, "ja. Es war ... danke, Mulder. Es war sehr schön."

Mulder nickte und sah sie an. Sein Blick war weich, es lag etwas gequältes darin.

"So, wir sind da. Macht 8 Dollar 50 Cent,"rief der Fahrer von vorne.

Mulder nickte und öffnete die Tür, um Scully heraus zu lassen, "Augenblick noch, ich fahre gleich weiter."

Der Driver nickte und wartete.

Scully kletterte ins Freie und blieb dicht vor Mulder stehen, "ich fürchte, Sie müssen mich nach oben begleiten."

Mulder sah an der Fassade ihres Hauses hinauf und warf ihr dann einen nachdenklichen Blick zu.

Scully wankte leicht. Schnell faßte Mulder nach ihrem Arm und hielt sie fest. Er mußte grinsen und nickte.

"Bitte warten Sie noch einen Augenblick. Ich komme gleich zurück,"beugte er sich ins Fahrzeuginnere.

Der Driver verzog das Gesicht, "wer’s glaubt. Ich warte hier. Aber nur 5 Minuten. Wenn Sie dann nicht zurück sind, müssen Sie sich ein anderes Taxi nehmen. Ich habe nämlich keine Lust, die ganze Nacht hier herum zu stehen. Und meine 8,50 $ hätte ich gerne jetzt schon."

Mulder zählte ihm das Geld vor und schloß dann die Tür.

Noch immer hielt er Scully am Arm. Nun legte er seine Hand wieder um ihre Schulter und führte sie in den dunklen Hausflur.

Scully taumelte leicht, neben ihm.

Der Wein schien ihr doch mehr zugesetzt zu haben, als er bisher geglaubt hatte.

Etwas umständlich hantierte sie kurz darauf an ihrem Schlüsselloch herum, bis Mulder ihr den Schlüssel aus der Hand nahm und selbst aufsperrte.

"Voilà,"sagte er und stieß die Tür auf.

Scully drehte sich so herum, daß sie ihn mit ihrer Brust ganz leicht berührte. Ihre Hand lag noch immer um seiner Taille. Sie faßte mit der anderen Hand ebenfalls noch zu und hielt ihn so fest.

Mulder schluckte trocken, "ich ... - ich sollte wohl besser gehen. Mein Taxi wartet noch und ich ... ."

Scully stellte sich auf die Zehenspitzen. Ohne Vorwarnung, beugte sie sich noch weiter vor.

Ganz sanft berührte sie mit ihren Lippen seine. Es war nur eine kurze, faßt gehauchte Berührung.

"Ich will aber nicht, daß du gehst,"sagte sie leise und hielt seinen Blick gefangen. "Ich möchte, daß du hier bleibst. Bei mir. Heute Nacht. Laß mich jetzt nicht alleine."

Mulder schluckte trocken. Sein Blick glitt über ihr Gesicht. Versuchte zu erkunden, was sie vorhatte, oder auch nicht. Er war unsicher. Er wollte nicht zu weit gehen, wollte sie nicht verletzen.

"Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ...,"weiter kam er nicht.

Scully zog ihn zu sich herunter und küßte ihn. Zart und leidenschaftlich. Ihre Zunge drängte in seinen Mund, streichelten sanft über seine Lippen.

Mulders Blick wurde weich. Langsam legte er die Hände auf ihren Rücken und hielt sie eng an sich gepreßt. Er öffnete die Lippen, als Einladung für sie.

Seine Gefühle gingen mit ihm durch und er konnte nichts mehr dagegen tun.

Er liebte diese Frau. Er liebte sie mehr, als sein eigenes Lebens, mehr als die Wahrheit, die er immer gesucht hatte. Er hätte für sie alles geopfert. Doch er wußte nicht, wie stark ihre Gefühle zu ihm waren. Zwar kannte er Scully lange genug und wußte auch, daß sie niemals mit ihm spielen würde. Doch er hatte Angst, verletzt zu werden. Angst, zu weit zu gehen. So weit, wie sie es vielleicht nicht wollte.

Er schloß die Augen und gab sich ihrem Kuß hin. Er vertraute darauf, daß sie ihn rechtzeitig genug stoppen würde.

Langsam löste sie sich von ihm, faßte seine Hand und zog ihn in die Wohnung.

Mit einem Fuß kickte sie die Tür ins Schloß. Sie führte ihn in sein Wohnzimmer und ließ ihn nicht mal los, als sie ihren Mantel abstreifte und ihm aus der Jacke half.

Ihr Blick lag auf ihm.

"Laß den Abend noch nicht zu Ende sein, Mulder. Ich ... - ich liebe dich,"ihre Stimme war sanft, fast geflüstert.

Mulder sah sie an, sah in ihre Augen. Stürmisch zog er sie zu sich heran. Er küßte sie. Heiß und innig. Seine Finger glitten über ihren Rücken und unter ihre Bluse.

Sanft streichelte er ihre Wirbelsäule hinauf. Scully stieß einen tiefen Seufzer aus und preßte sich enger gegen ihn. Ihr Becken gegen seinen Schritt. Hart zog sie ihn zu sich heran, spürte seine Körperformen an ihrem.

Mulder nestelte am Verschluß ihres BH's herum.

Scullys Finger wanderten über seine Brust abwärts in seinen Schritt.

Mulder schloß die Augen und stöhnte auf.

Fest und bestimmend rieb Scully über den weichen Stoff seiner Hose. Fühlte seine Hoden und seinen Penis darunter. Sie spürte, wie sein Verlangen immer stärker wurde und seine Erregung wuchs.

Hart atmete er in ihren Mund, während seine Zunge mit ihrer spielte und seine schlanken Finger, zärtlich den Weg zu ihren Brüsten fanden.

Sanft streichelte er über die zarte Haut und liebkoste mit den Fingerspitzen ihre Brustwarzen, bis diese hart hervorstanden.

Langsam löste sich Scully von ihm.

Ihre Lippen wanderten über sein Kinn, seinen Hals entlang. Ganz sanft knabberte sie an seinem Ohrläppchen und strich mit ihrer Zunge über die weiche Haut.

Mulder hatte sein Gesicht an ihrem Hals vergraben. Sein heißer Atem strich über ihren Nacken.

Sie erschauerte.

Seine Hände wanderten wieder zu ihrem Rücken. Er hielt sie fest, ganz eng an sich gepreßt.

"Ich will dich. Heute Nacht. Immer,"hauchte sie in sein Ohr.

Langsam schob sie ihre Hand in seinen Hosenbund, tastete sich vorsichtig nach unten.

Erneut stöhnte er auf, als sie ihr Ziel erreichte und ihn sanft massierte.

Seine Gedanken und Gefühle lieferten sich ein schweres Duell. Er wollte, er brannte darauf. Ihre Zärtlichkeit tat so gut, daß Gefühl war einfach zu schön, zu berauschend. Doch seine Gedanken sagten ihm, daß es falsch war, was sie hier taten. Es ging zu schnell, und es war nicht Scullys Art. Es paßte nicht zu ihr. Er wollte nicht, daß es so geschah. Sie hatten beide etwas zuviel Wein getrunken. Sie waren beide berauscht. Vermutlich wußte sie gar nicht, was sie da tat.

Es sollte nicht so geschehen. Sie würde morgen aufwachen und verbittert feststellen, was sie getan hatten. Es würde ihre Freundschaft, ihre Partnerschaft zerstören. Nichts würde mehr so sein, wie früher. Sie würden sich nicht mehr offen in die Augen sehen können, ohne dabei an diese eine Nacht denken zu müssen.

Scully spürte seine plötzliche Zurückhaltung. Unsicher und fragend sah sie ihn an.

Mulder faßte nach ihrer Hand und hielt sie fest. Gequält sah er sie an und schüttelte langsam den Kopf, "ich ... - es tut mir leid."Seine Stimme klang rauh.

Hastig wandte er sich ab, schnappte sich seine Jacke und stürmte aus der Wohnung.

Verwirrt stand Scully im Zimmer und starrte auf die Tür, durch die er eben verschwunden war.

Wie in Trance richtete sie ihre Bluse und ihren BH und ließ sich dann auf dem Sessel nieder.

Langsam schüttelte sie den Kopf. ' Oh Gott, was hatte sie nur getan?'

***

Zwei Tage waren seit dem vergangen. Scully hatte ihn seit dem nicht wiedergesehen. Sie hatten beide nur noch wenige Tage Urlaub.

Scully fürchtete ihren ersten gemeinsamen Arbeitstag. Zig mal hatte sie schon versucht ihn telefonisch zu erreichen. Sie hatte ewig vor seiner Wohnungstür gewartet, hatte geklopft, gehofft, daß er da war. Doch nichts hatte sich getan, und einfach seine Wohnung betreten wollte sie auch nicht.

Wieder wählte sie seine Nummer und wieder hatte sie seinen Anrufbeantworter dran.

"Mulder, bitte. Wenn Sie da sind, gehen Sie rann,"bat sie und wartete kurz. "Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht überfahren,"fuhr sie fort und wartete vergeblich auf eine Antwort. "Wenn Sie zuhause sind, rufen Sie mich an. Bitte. Es ist wichtig. Wir müssen miteinander reden."Noch immer tat sich nichts. Enttäuscht und verzweifelt legte sie den Hörer zurück.

Sie wartete. Wartete darauf, daß er sich melden würde. Doch das Telefon blieb still.

Irgendwann schnappte sie sich ihre Jacke und ihre Schlüssel und verließ fast fluchtartig ihre Wohnung.

Eine halbe Stunde später bremste sie vor dem Haus ihrer Mutter.

Mrs. Scully sah verwundert durch das Küchenfenster und eilte dann auf die Haustür zu. Sie freute sich immer, wenn Dana Scully sie besuchen kam. Zu selten waren ihre Treffen.

Kaum hatte sie die Tür geöffnet, als ihre Tochter ihr auch schon in die Arme fiel, "oh Mom, ich ... - ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht. Ich habe alles zerstört."

Mrs. Scully brachte Dana ins Wohnzimmer und drückte sie auf das Sofa. Dann lief sie in die Küche und erschien kurz darauf mit einer Kanne Tee und zwei Tassen.

Nachdem sie eingeschenkt hatte, ließ sie sich neben ihrer Tochter nieder.

Scully schien verstört.

Mrs. Scully legte ihren Arm um sie, "Dana. - Kind, was ist geschehen?"

Scully schluckte trocken. Tränen schimmerten in ihren Augen, "ich habe alles kaputt gemacht. Ich ... - es wird nie wieder so sein, wie früher. Ich habe alles ruiniert."

"Was hast du ruiniert? Von was sprichst du?"die Stimme ihrer Mutter war sanft, beruhigend und auffordernd.

Scully schloß kurz die Augen und atmete einmal tief durch, "er ... - er hatte mich zum Essen eingeladen. Es war herrlich. Wundervoll. Der ganze Abend. Wir tranken Wein und redeten und er lachte aus vollem Herzen. Ich hatte ihn noch nie so erlebt. Er war so ausgelassen."

"Wer? Timothy Cansas?"

Scully war einen Moment irritiert. Es dauerte, bis ihr einfiel, daß ihre Mutter den Nachbarn meinte, von dem Scully unlängst erzählt hatte. Er war zwei Monate zuvor direkt über ihr eingezogen und hatte sich bei ihr für den Lärm entschuldigt, den seine Bohrmaschine verursacht hatte. Sie waren sich sofort sympathisch und Scully hatte ihm dabei geholfen, Inventar für seine Küche auszusuchen.

Doch mehr war nicht zwischen ihnen. Er war zwar in Ordnung und man konnte sich gut mit ihm unterhalten, aber Scully wäre nie mit ihm intimer geworden. Sie hatte ihm geholfen und das war's.

Mrs. Scully sah sie noch immer fragend an.

"Nein. Nicht Timothy Cansas. Er ist einfach nur ein netter Nachbar. Ich rede von Mulder, Mom."

"Fox? Er hat dich zum Essen ausgeführt?"ihre Mutter war erfreut und erstaunt zugleich. Sie wußte, was Fox Mulder für ihre Tochter empfand. Es war mehr als berufliche Zuneigung. Und auch ihre Tochter fühlte mehr für ihn, als sie zugeben würde.

Scully lächelte flüchtig und hatte noch immer Tränen in den Augen, "ja. Wir ... - liefen später durch die Straßen, da wir beide nicht mehr Autofahren wollten. Er hatte seinen Arm um mich gelegt und mich gewärmt. Es war ... - es war wunderschön. Ich konnte hören, wie sein Herz immer schneller schlug. Ich konnte spüren, daß er es genauso genoß, wie ich. Ich weiß nicht wieso, ich ... - ich spielte ihm etwas vor. Ich wollte nicht, daß der Abend schon zu Ende ist. Als wir vor meinem Apartment ankamen, stellte ich mich ... beschwipst. Er brachte mich nach oben. Ich habe ihn regelrecht... -. Es ging mit mir durch. Ich konnte mich einfach nicht zurückhalten. Es war einfach zu schön, zu berauschend."

Mrs. Scully nahm Dana in die Arme und tröstete sie.

Langsam berichtete Dana, wie der Abend so plötzlich zu Ende gegangen war.

"Ich habe es kaputt gemacht. Er wird mich jetzt sicher niemals mehr richtig ansehen. Ich habe mich benommen, wie eine sexgierige Nymphomanin. Wie soll ich ihm denn jetzt noch einmal unter die Augen treten? Wie soll ich vernünftig mit ihm zusammen arbeiten? Er muß mich doch jetzt für eine Verrückte halten,"weinte Scully.

Ihre Mutter schüttelte den Kopf, "das kann ich nicht glauben. Ich weiß, was er für dich empfindet. Er liebt dich, das weiß ich. Das ist nicht nur partnerschaftliche Loyalität oder Zuneigung. Ich habe ihn beobachtet, als du im Krankenhaus gelegen hast. Ich sehe, wie er dich ansieht."

"Warum ist er dann fast panikartig geflohen? Warum meldet er sich nicht? Warum, Mom?"

Mrs. Scully trank einen Schluck Tee und überlegte, "du mußt versuchen mit ihm zu reden. Vielleicht war er für diesen Schritt einfach noch nicht bereit. Ich weiß es nicht. Aber du solltest möglichst schnell mit ihm reden. Im Büro dürfte das etwas schwierig sein und ihr könnt auch nicht so tun, als sei nichts geschehen. Du kannst es nicht und er kann es sicherlich auch nicht. Es würde auf die Dauer nicht gutgehen. Es würden Spannungen entstehen und gerade in eurem Beruf könnte das sehr fatale Folgen haben."

Scully schluckte, "ich habe es doch schon versucht. Ich war bei ihm und habe wie oft geklopft. Ich habe seinen ganzen AB besprochen. Ich weiß nicht mal, ob er zuhause ist. Ich habe keine Ahnung, wo er sich aufhält. Sein Handy ist ausgeschaltet und ich kann ihn ja auch nicht einfach suchen lassen. Ich ... -ich weiß nicht, was ich noch tun soll."

"Frage seine Mutter. Vielleicht weiß sie, wo er ist. Vielleicht ist er sogar bei ihr."

Scully sah nachdenklich vor sich hin. Langsam nickte sie.

Einen Augenblick schwiegen sie. Jeder mit seinen Gedanken beschäftigt.

"Mom, was wenn er doch nicht soviel für mich empfindet, wie ich für ihn? Wenn ich tatsächlich zu weit gegangen bin und alles zerstört habe? Wenn er für diesen Schritt einfach nicht bereit ist?"

Mrs. Scully lächelte flüchtig, "Dana, du wirst es nie erfahren, wenn du nicht mit ihm darüber sprichst."

Scully atmete einmal tief durch und erhob sich, "danke, Mom. Ich werde ihn suchen und ich werde mit ihm reden. Und egal wie seine Antwort ausfällt, ich werde mich damit abfinden müssen."

Ihre Mutter nickte lächelnd, "ruf mich an, Dana. Okay?"

Scully legte ihre Arme um sie und drückte sie fest an sich, "ich sage dir Bescheid, Mom."

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