World of X

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Anfang und Ende und der Valentinstag

von Kerstin

Kapitel 1

Verlegen lächelte sie ihn an. Seine Stimme war das reinste Gefühlserlebnis. Sein Mund zauberte lächelnde Bewegungen und seine Augen . . . seine Augen waren weeeeeeeeit geöffnet, starrten und verliehen ihren Körper übernatürliche Schwingungen in der Herzgegend.

"Kommen Sie . . . "

Nein, ich kann doch nicht. Mulder . . .

"Na los, kommen Sie schon . . . "

Wohin führen Sie mich?

"Scully, kommen Sie schon."

Mulder . . . bitte nicht. Ich bin nicht bereit dafür.

"Nein, lassen Sie meine Hand nicht los. Ich werde Sie führen."

Ich drehe mich um, versuche, das hier zu beenden. "Bitte nicht . . . ich kann nicht", flüstere ich. Meine Lippen zittern, meine blauen Welten starren in seine braunen. Ich bin verängstigt. Wo will er hin?

"ZEIGEN SIE MIR NICHT DEN WEG IN DIE DUNKELHEIT . . . "

Meine Kehle schreit, die brennenden Tränen sind zum Leben erweckt worden.

"Bitte . . . bitte nicht . . . "

Ein einziges Jammern entweicht meinen Lippen.

"Ich bringe Sie dort hin, wo Sie schon viele Male zuvor waren . . . "

Er drückt seine Hand fest um mein Handgelenk. Ich weiß, dass er meinen Puls dort spüren kann.

"Mulder, nein, ich will nicht . . . "

Warum?, fragen seine Augen, und ich weine die Antwort.

"Kommen Sie jetzt."

Seine Stimme ist erstaunlich hart. Seine Worte so ernst . . .

Er schleift mich hinter sich her. Vor uns erstreckt sich ein leuchtender Tunnel, der mir ins Auge sticht. Die Wärme von dort trocknet meine erbärmlichen Tränen.

Was will er? Will er mich loswerden? Einfach so?

"MULDER!", schreie ich, und mein Körper krümmt sich vor Verzweiflung. Ich will fort von hier, drehe mich wieder um und versuche, den langen Rückweg anzutreten.

Ich kämpfe. Kämpfe hart und bewege meine Arme, in der Hoffnung, dass er sie endlich loslässt.

Und er tut es.

Sein Gesicht verzieht keine einzige Miene, als ich auf den Boden falle und hemmungslos anfange zu kreischen.

"Hören Sie auf damit, Scully. Das beeindruckt mich in keinster Weise", sagt er und starrt auf mich herab.

"Wie oft standen Sie schon hier, Scully? Wie oft? . . . Waren es hundert Male? Tausend Male?"

Ich höre auf mit meinem kindischen Getue und höre ihn einfach zu, obwohl meine Tränen immer noch in meinen Augen stehen.

"Ich war der Meinung, dass Sie es diesmal ernst meinten. Ich bin hier, um Sie dorthin zu führen, Scully. In dem Himmel. In das Leben danach . . . aber Sie? Sie spielen nur mit mir. Ich bin nicht gewillt, Sie jedes Mal zu begleiten. Meine Nerven sind für so etwas nicht geschaffen."

Ich stehe langsam auf.

Er streckt mir seine Hand entgegen. "Kommen Sie. Ich bringe Sie noch ein Stück", flüstert er, und ich kann meinen Augen nicht trauen.

"Nein", schüttele ich meinen Kopf. Nein . . .

Er legt sein Kopf schräg und hebt bewusst eine Augenbraue.

"Ich kann nicht", gebe ich ihm zur Antwort.

Ich bemerke ein kleines Zucken bei seinem Mundwinkel. Ein Lächeln. "Warum können Sie nicht, Scully?", fragt er mich und kommt mir einen Schritt entgegen.

Ich bin verunsichert. Tränen suchen mich heim.

" . . . ich bin noch nicht bereit."

Er zuckt seine Schultern. "Beweisen Sie mir es."

Mein Kinn zittert.

Wie?, fragen meine Augen und er steht jetzt vor mir.

Sein warmer Atem massiert mein Gesicht, seine Nähe raubt mir das Verlangen.

Er lächelt wieder, streichelt meine Wange mit einer seiner Hand und lässt sie dann abrupt in die Tiefe schwingen.

"Ich weiß nicht, ob Ihnen klar ist, dass es nicht jedes Mal so ausgehen wird", sagt er leise, doch in einem beständigen Ton. "Sie haben Angst vor dem, was kommen wird, wenn Sie sich von mir dort hinführen lassen. Das ist verständlich . . . "

Mein Selbstvertrauen wurde gestärkt durch die Magie seiner Worte und ich führe meine Hand an sein Gesicht.

" . . . ich habe mich gestern selbst in Gefahr gebracht. Es war Dummheit, Ihnen nichts davon erzählt zu haben."

Er nimmt meine Hand von seinem Gesicht und führt mich an ein verschlossenes Glasfenster. Ich kann mich sehen; wie ich an diesen Schläuchen angebunden bin; meine Brust senkt und hebt sich mit jeden Atemzug.

"Sehen Sie sich an, Scully."

Ein kurzer Blick in seine Augen, und ich weiß, dass er sich Sorgen um die Frau macht, die dort mit ihrem Leben ringt.

Unglücklichkeit überfällt meinen Verstand, und ich frage mich, warum es jedes Mal so weit kommen musste.

"Können Sie den Mann dort neben Ihnen sitzen sehen?"

Ich nicke.

"Wie er Ihre Hand hält; hofft und betet?"

Ich finde keine Worte.

" . . . er dort ist verzweifelt und macht sich Vorwürfe. Er liebt die junge Frau, die so oft zum Tode verurteilt wurde. Nun sehen Sie mich an, Scully."

Ich schaue zu ihm auf - in seine Augen, die nun vor Feuchtigkeit leuchten.

"Ich weiß, ob sie überleben wird oder nicht. Ich kenne die Gewissheit . . . er kennt sie nicht . . . und jedes Mal, wenn Sie etwas machen, was Sie später in irgendeiner Weise bereuen, macht er sich Vorwürfe. Er sitzt abends auf seiner Couch, lässt den Fernseher laufen und starrt zur Decke. Ihm ist es nicht egal, ob sie stirbt oder nicht."

Ich falle ihm ins Wort.

"Denken Sie etwa, ich habe mir das so ausgesucht?"

"Nein", schüttelt er seinen Kopf, "aber Sie hätten es leicht verhindern können."

Ich weiß, dass er Recht hat, doch kein Wort kommt über meine Lippen.

Es ist für einen Moment ruhig.

Stille.

Unsere Augen fixieren unsere Gestalten in der Gegenwart.

Er seufzt.

"Ersparen Sie ihm die Schmerzen. Er hat schon so vieles durchlebt, was seine Seele zerissen hat. Ein weiterer Schicksalsschlag könnte für ihn den Tod bedeuten."

" . . . und für Sie auch", füge ich leise hinzu.

Er sieht mich an.

"Ich werde immer weiterleben, Dana; egal, ob mein Ebenbild aus der Menschheit verschwunden ist, oder nicht. Doch wir beide haben dafür zu sorgen, dass unsere Körper das Leben genießen konnten. Und wir haben Glück. Es gibt viele Menschen auf der Welt, die ohne gelebt zu haben, gestorben sind. Es gibt viele junge Menschen, die an Krankheiten verstorben sind; viele, die von abartigen Kreaturen misshandelt wurden und an diesen Folgen den Weg in den Tod fanden. Versuchen Sie endlich, zu genießen. Ich sage das nicht ohne Bedeutung, wissen Sie. Auch mein junger Freund dort sollte das tun. Denken Sie darüber nach, Scully."

Er macht eine augenblickliche Pause und lächelt plötzlich.

" . . . überwinden Sie die Schranken der Zeit, Scully. Öffnen Sie Ihr Herz und lassen Sie jemanden herein. Sie sind bereit für neue Erfahrungen in Bezug auf Ihr Privatleben. Teilen Sie es mit jemanden, der Ihnen sehr nahe steht. Sie wissen, wen ich meine."

Er lächelt wieder.

"Ich glaube, Sie müssen den ersten Schritt wagen. Wenn Sie den überwunden haben, wird er sich Ihnen öffnen, und er wird den Rest übernehmen. Ich weiß es, schließlich bin ich sein treuer Gefährte."

Ich sehe in seine Augen und wünsche, dass es passiert.

Auf unsere Spiegelbilder im Krankenhaus blickend, frage ich mich jedoch, ob sie diesen Erwartungen Treue leisten können . . .


____


Hoffnungslos scheint es. Habe ich denn so viel verbrochen, dass man mich mit so viel Pein und Schmerz bestraft?

Immer wieder, immer wieder passieren ihr Dinge, die ich nicht aufhalten konnte.

Dinge, die unbestraft davonsausten. In eine andere Richtung. Weit hinaus in die Welt.

Ich bin ein Mann, der für Gerechtigkeit kämpft. Der die Welt und deren Menschen zu verbessern versucht.

Dinge habe ich gesehen und gehört, und am eigenen Leib gespürt, dass ich nicht gewillt bin, sie jemand anderem zu übertragen.

Sie sollte niemals diese Dinge erleben müssen, doch ich habe versagt . . .

Immer und immer wieder . . .

Es hat nichts mit dem Job eines FBI-Agenten, der die X-Akten übernimmt, zu tun.

Jeder Beruf hat seine Schwächen und Stärken und seine eigene Lebensgefahr.

Doch kann man auch in jedem Beruf versuchen, die Grenzen der Partner zu ermitteln und sie anhand dessen zu beschützen?

Scully hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, einen Freund zu haben.

Ich vertraue ihr mehr denn je.

Doch mit dieser Vertraunis kommt die Angst und die Befürchtung, sie zu verlieren.

Und wenn man als FBI-Agentin arbeitet, hat das auch einen guten Grund.

Ich sehe in ihr einen starken Kumpel, und ab und zu eine Freundin, die mich mit Hilfe ihrer Zuneigung und Zärtlichkeit wieder aufbaut.

Ein Leben ohne sie scheint unmöglich zu sein.

Manchmal kommen diese Gedanken: Was wäre, wenn Sam noch da wäre, meine kleine Schwester, die ich in jungen Jahren aus unerklärlichen Gründen verlor?

Vermutlich würde ich dann nicht hier sitzen, nicht als FBI-Agent arbeiten, und meinen guten Ruf als Spooky Mulder wäre auch vergessen.

Doch hätte ich auch niemals eine Frau kennen gelernt, die sich mit der Zeit an mich gewöhnt hatte und die - wie niemand anderes zuvor - meine Achtung und Aufmerksamkeit geschenkt bekommen hatte.

An manchen einsamen Nächten vergleiche ich sie mit meiner kleinen Schwester, und ich denke mir: Was sie mir genommen haben, gaben sie mir in einer anderen Person zurück.

Vielleicht war das auch so.

Dana steht mir sehr nahe. Sogar viel näher, als Samantha es jemals getan hat.

Ich würde es nicht sagen, wenn es nicht wahr sein würde.

Aber es ist keine körperliche Verbindung. Es hat etwas mit der seelischen Seite eines Menschen zu tun.

In meinen Erinnerungen ist Sam eine niedliche Schwester gewesen. Sie war ein lebensfrohes Ding, hatte für ihr junges Alter ein sehr gutes Wahrnehmungsvermögen und war lustig bis auf die Knochen.

Albern war sie. Ständig lachte sie und zeigte damit ihre Lebensenergie, die mich manchmal umzuhauen drohte. Mich steckte sie damit sehr oft an, und ich war ihr dankbar für die guten Zeiten.

Wir waren mit unseren Leben zufrieden, bis die eine Nacht kam und sich mein Leben von Grund auf änderte.

Ich muss meinen Kopf schütteln, wenn ich daran denke, wie tief sich dieses Ereignis regelrecht in meine Seele gefressen hat.

Ich versteckte meine Emotionen meiner Familie gegenüber. Mir war es peinlich, sie zu offenbaren, und meine Familie entschied sich, es zu akzeptieren.

Als ich älter wurde, konnte ich damit schon gelassener umgehen, und als ich dann eines Tages eine Frau kennen lernte, die mich zu unterstützen versuchte, war diese Phase für immer vorbei.

Ich vertraute ihr Sachen an, die bis dahin kein Verwandter aus mir heraus gekriegt hatte.

Ich verdanke ihr so viel, dass, wenn sie es hören würde, sie wahrscheinlich tot umfallen würde.

Ich muss lächeln bei diesen Gedanken. Das war meine Scully. . . so würde sie reagieren.



Ich schwelge in meinen Illusionen . . .

Ein paar zaghafte Schritte lassen mein verträntes Gesicht aufblitzen. Ihre Mutter war gekommen. Mrs. Magaret Scully.

Kurz lässt sie ihren Blick zu mir schweifen, bevor ihre tränennassen Augen wieder in das Gesicht ihrer Tochter blicken.

"Hey", macht ihr Mund, bringt dennoch kaum einen einzigen Ton heraus.

Sie geht mit langsamen Schritten auf sie zu und setzt sich dann auf das Bett. Verzweifelt schaut sie sie an.

Ich drehe meinen Kopf nach unten. Die Gefühle sind zu heftig.

Als ich ihre Stimme höre, hebe ich meinen Kopf wieder nach oben und schaue sie an. Ihre Stimme ist weich und zittrig.

" . . . ich war . . . geschockt, als ich meinen Anrufbeantworter abhörte und ein Arzt mir mittelte, dass meine Tochter in Lebensgefahr im Krankenhaus liegen würde . . ."

Sie hob kurz ihre Schultern, und mit dem Atemzug, den sie gerade machte, gerieten die Tränen wieder in Wallung...

"Ich.. Ich weiß einfach damit nicht mehr umzugehen, Fox. Diese . . . ständigen Befürchtungen, dass sie in jedem Augenblick von einem Verrückten angeschossen werden könnte . . . ich bin dafür einfach zu schwach, um dies zu ertragen . . . "

Ja, denke ich, ich weiß.

" . . . in einer Woche ist Valentinstag. Viele Menschen werden zuhause sein, aber wo wird meine Tochter sein?!"

Ihre Stimme gerät außer Kontrolle.

"Sie wird hier in diesem Bett liegen, und wir?!"

Ich erkenne, dass sie wütend ist.

"Wir müssen beten und hoffen, dass sie eines Tages überhaupt wieder nach Hause zurückkommt!"

Die letzten Worte des Satzes gehen in ein lautes Schluchzen über.

Ich bekomme Gänsehaut, als sie das sagt.

Scullys Mutter weint vor meinen Augen.

Wenige Minuten später steht sie hoffnungslos von dem Bett auf. Ich erhebe mich von meinem Stuhl und sehe ihr in die Augen.

"Mrs Scully?", frage ich, und sie schaut leicht nickendzu mir auf. "Es tut mir sehr leid, was geschehen ist. Ich würde alles dafür geben, um die Sache rückgängig machen zu können..."

Sie starrt mich mit offenen Mund und laufenden Tränen an.

"Ja, das glaube ich Ihnen, Fox."

Nach einem Moment fragt sie mich, ob ich noch länger bei ihrer Tochter bleibe. Und ich antworte mit einem schlichten "Ja." Sie nickt mir nur zu und verlässt dann leise den Raum.

____


Zwei Tage später . . . .

Ich habe mir zwei, drei Tage Urlaub geben lassen, weil ich keine Ahnung habe, wie lange sie noch leben wird.

Ich trauere mit jeder Minute; ich versinke in einer Welt aus Hoffnung und Mitleid.

Sie liegt starr auf dem Bett, die Zudecke geht ihr bis zur Brust.

Ihre Augen sind geschlossen.

Am Liebsten würde ich sie aufreißen.

Sie soll mir das Leben dort zeigen.

Die blauen Meere und die einzelnen Gefühle . . .

Ihre Hände liegen steif neben ihren Körper.

Ich ergreife eine und umschließe sie mit meinen eigenen.

Ihre Hände sind kälter als meine, und ich versuche, ihr die Wärme widerzugeben.

Ein leises, lastendes Wimmern entrinnt meiner Kehle, und ich kann mich kaum zusammenreißen.

Gott, schreie ich in meinen Tiefen, lasse sie nicht einfach gehen . . .

____


"Dana . . . Dana . . . komm, wach` auf aus deiner selbst . . . "

Rege, rege dich.

Zu schwach.

"Komm, Sie warten . . . "

Eine Stimme dringt an mein Ohr, doch ich kann den Eindringling nicht sehen.

"Ich bin hier, Dana. Ganz in deiner Nähe."

Wohin willst du mich entführen?

" . . . zurück in das Tageslicht, Dana. In das Leben . . . in den Alltag. Du weißt, warum. Es ist Zeit für dich. Sie denken sonst noch, du seist verloren . . . "

Bin ich das denn nicht?

"Sie warten alle, dass du zu ihnen zurückkehrst. Sie beten leise und hoffen anständig. Wir wollen ihnen diesen einen Wunsch erfüllen, Dana."

Ich kann dich nicht sehen-

"Öffne deine Augen, und du wirst mich sehen."

Sag mir, wo bin ich?

"Du bist gefangen im Kampf um Leben und Tod. Zwischen zwei Welten, die sich verschieden anhören und es auch sind. Ich bin hier, um dir den richtigen Weg zu zeigen."

Warum jetzt? Warum gerade jetzt?

" . . . du und er, diesen Mann meine ich . . . "

Mulder.

"Mulder. Genau. Ihr seid nun reif für etwas Neues."

Das habe ich schon einmal gehört.

" . . . die Zeit ist gekommen, um sich die Gefühle der anderen zu gestehen."

Ich weiß nicht . . .

"Zweifel nicht an dir selbst, Dana. Er ist es leid, dich jedes Mal in so einer bedrückten und lebensgefährlichen Situation erleben zu müssen . . . er liebt dich."

. . . lass mich nicht anfangen zu weinen.

"Wenn du es tust, dann nur aus bestimmten Gründen."

. . . er liebt mich wirklich?

"Mehr, als man es in Worte fassen kann."

Warum sagt er mir es dann nicht?

"Weil du es nicht hättest erwidern können. Wie gesagt, die Zeit ist nun reif."

Die Zeit ist nun reif, die Zeit ist nun reif! Was bedeutet das?!

"Eure Gefühle füreinander kann man nun nicht mehr verstecken."

Man kann nichts von uns verlangen, was wir nicht selber wollen.

"Ihr wollt es . . . aber ihr seid zu stolz, um es zuzugeben."

Ich bin sprachlos. Keine Worte lassen mich das ausdrücken, was ich jetzt empfinde.

Sag mir, was wir zu tun haben, um unser Glück zu finden.

"Ich weiß es nicht. Das ist euer beider Leben. Dafür bin ich nicht zuständig."

Kannst du mir denn nicht irgendein Stichwort geben, das mir vielleicht weiterhelfen kann?

" . . . Montag . . . ."

Es gibt viele Montage in diesem Leben.

"Ja, aber nur einen, an dem man den "Valentinstag" feiert."

. . .

"Sage etwas."

. . . ich weiß nicht, was ich sagen soll . . . ich bin . . . irgendwie etwas verunsichert.

"Weswegen?"

Es hört sich alles so geplant an . . . als ob ihr wüsstet, dass an diesen Tag etwas passieren würde.

"Das wird es auch. Ein neues Kapitel eures Lebens beginnt. Und ich verspreche dir, dass es ein schönes sein wird."

Ich bin noch nicht bereit dafür.

" . . . du wirst es sein."

Nein.

"Lass uns nicht streiten. Gehe wieder zurück, und du wirst es sehen."

Ich bin zu schwach.

"Nimm meine Hand, und ich werde dich dort hinführen. Komm, greife sie."

Ich habe Angst davor . . .

"Du brauchst nur deine Hand in die Luft heben-"

Das meine ich nicht.

"Dana . . . komm. Nimm jetzt endlich meine Hand und vertraue mir, bevor es zu spät ist."

Aber . . .

"Sei kein Kind, Liebes. Versuche es wenigstens."

____


Ich streichele ihre Wange.

"Du hast . . . so zarte Haut . . ."

Mein Hilferuf verschwindet in der Stille.

____

Mulder?

Hilfe, ich kann ihn nicht sehen!

Gott, was ist passiert?

"Shhhh . . . ganz ruhig, Dana. Ich bin noch bei dir. Wir haben es gleich geschafft."

Bitte schnell. Ich habe Angst. So wahnsinnige Angst . . .

____


"Ich weiß nicht, was ich machen soll, Dana. Ohne dich, meine ich . . . du bist . . . wie ein Stern am Himmel . . . mein Rettungsboot vor dem Ertrinken . . . Ich brauche dich, verstehst du?"

Ich führe ihre Hand an meine Wange und schließe meine Augen. Ihre Finger berühren meine Haut; ich bewege ihre Hand leicht auf und ab, und sie geben mir den Schutz.

____

Es wird warm. Deine Hände sind auf einmal so . . . zärtlich und . . . gefühlvoll.

"Das bin nicht ich, Dana. Das ist Mulder."

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"Ich weiß nicht, ob ich ohne dich weiterleben kann, Dana. Ich wünschte mir so sehr, dass du deine Augen für mich öffnen könntest. Du hast noch Dinge zu erledigen, bevor du gehst, und das weißt du."

Meine Stimme bricht mit den letzten Worten.

Ich weine den Kummer aus mir heraus.

Ein letzter Blick auf ihrer Augen und ich stehe auf.

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Es wird kalt.

Er hat mich losgelassen.

"Wir sind gleich da. In ein paar Sekunden hast du es geschafft."

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"Deine Mutter ist schwer unglücklich. Sie hat gesagt, ich solle sie anrufen, wenn du wieder bei Bewusstsein bist . . . aber ich . . . Gott, Dana, ich kann einfach nicht mehr warten."

Ich hole tief Luft und sage für einige Sekunden gar nichts.

Ich habe den Wunsch, dass sie aus ihrer Trance erwacht.

Leise trete ich von ihren Bett fort.

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Ich höre jemanden, der mit mir spricht.

Seine Stimme entfernt sich immer mehr.

Ich bin da, Mulder!

Hier bin ich!! Hörst du mich denn nicht?

"Gehe zurück in deinen Körper, Dana."

Die Stimme ist nicht seine, aber ich tue, was man mir empfohlen hat.

Ich vereine den Kreis und kehre zurück; bewege leicht meine Finger.

Ein Wunder!

Ich spüre die angenehme Kälte um mich herum und suche mit meiner Hand die Oberfläche des Lakens ab.

Ich suche nach ihn, kann ihn jedoch nicht ausfindig machen.

" . . . Öffne deine Augen, Dana . . . deine Augen . . . "

Die Stimme entfernt sich, und nun ist sie fort. Ich bin auf mich allein gestellt.

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Das plötzliche schnellere Piepen des EKG`s lässt meinen Körper herumwirbeln.

Ich stürme auf sie zu und berühre zitternd ihre Wange.

"Gott, Doktor!!!", schreie ich.

Freudenstränen strömen wie Bäche an mir herunter.

"Sie ist wach!! Sie ist wach!"

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Ich lächele.

Hallo mein Liebling.

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Alle Menschen wissen, was Liebe ist,
egal welche Hautfarbe sie haben, oder
welcher Rasse sie angehören. Die
Liebe soll die Menschen vereinen,
soll sich über Rassismus
hinwegsetzen, soziale Unterschiede
ausgleichen und der Welt Frieden bringen.
"Marky Mark"
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Es ist Montag.

Ein bestimmter Montag.

Valentinstag.

Als ich ins Büro komme, ist er schon da.

Er sitzt an seinem Schreibtisch, und als ich hineinkomme, lächelt er mich an.

Im Krankenhaus habe ich ihm erzählt, warum ich mich entschlossen hatte, nicht aufzugeben und zurück ins Leben zu schreiten.

Ich habe ihm nichts von den Dingen erzählt, die ich tief in meinen Inneren ausgestanden habe.

Die Stimmen, die ich hörte und die mich ermutigten, meine Augen zu öffnen . . .

Wir sind seit diesem Tag zusammen. Jeden Tag.

Ich habe mich entschlossen, ihm zu sagen, dass ich ihn liebe.

Wir wissen, dass wir mehr für einander empfinden, als wir hauptsächlich zugeben wollen.

Eigentlich war es egal, ob ich es ihm sagte oder nicht. Er wusste auch so, dass ich ihn liebte.

Mit jeden Tag, den wir miteinander verbringen, lernen wir uns besser kennen, aber in einem emotionalen Sinne.

Es ist der Anfang einer Beziehung, und mit dem Valentinstag, der heute ist, haben wir unser erstes richtiges Date.

"Hey", sage ich und sehe ihm in die Augen.

"Hey", macht er zurück und steht auf.

Er betrachtet mich von oben bis unten.

Ich trage ein langes schwarzes Kleid.

"Hmm. Wow. Du siehst richtig gut aus."

"Danke", lächele ich schüchtern. "Du siehst auch nicht schlecht aus."

"Naja, ich habe mich extra herausgeputzt."

Er grinst, und ich bemerke die rote Farbe in meinem Gesicht.

"Wollen wir?", fragt er mich plötzlich und ich soll meinen Arm bei ihm einhaken.

"Jetzt?", frage ich mit erhobenen Augenbrauen.

"Ja", lächelt er. "Ich habe uns frei geben lassen. Bis morgen."

Er fordert mich wieder auf, bei ihm einzuhaken, und ich tue es.

Wir verlassen beide das Büro und fahren in ein extravagantes Restaurant.

"FAHRT IN DIE LIEBE" ist der Name dessen.

Der Tag verläuft wunderschön. Wir essen und trinken, reden und starren uns an.

Und wir lachen ungezähmt.

Als wir nachher in seine Wohnung fahren, verbindet er mir vor seiner Haustür die Augen mit einem Stück Tuch, das nach ihm riecht.

Es ist mittlerweile Abend.

Als ich in seine Wohnung komme, riecht es angenehm nach . . . ich weiß nicht, nach einem Duft, der mir aber sehr bekannt zu sein scheint.

Ich lächele.

"Was ist das, Mulder?", frage ich ihn und rümpfe meine Nase.

"Das ist ein Öl", erklärt er mir und ich nicke.

Das kenne ich.

Er führt mich irgendwo hin, aber ich weiß nicht wo.

"So", flüstert er dicht an meinem Ohr. "Ich werde dir das Tuch jetzt abnehmen."

Ich spüre seinen Körper an meinen Rücken. Es ist ein elektrisierendes Gefühl.

Als ich langsam, aber dennoch neugierig, meine Augen öffne, erstarre ich in dem, was er vorbereitet hatte.

Kerzen stehen überall um uns herum. Wir befinden uns in der Mitte seines Wohnzimmers. Die wenigen Möbel hatte er an die Wand gestellt.

Plötzlich geht sein Plattenspieler an, und ich zittere bei der Melodie und der Stimme des Mannes. Es ist ein Lied aus den Fünfzigern, und ich bin mir sicher, dass es jeder kennt.

Only You von den Platters.

Er beginnt sich zu dem Rhythmus des Liedes zu bewegen. Er umschließt meinen Körper mit seinen Armen und drückt mich an seinen eigenen.

Ich lächele und bewege plötzlich meinen Kopf sachte nach oben.

Sein Mund entflammt meinen Körper, und seine Zunge berührt meinen Hals.

Ich beginne nun auch, mich in dem Rhythmus zu bewegen.

Er dreht mich zu ihm und ich sehe ihn in seine Augen.

Wir tanzen nah beieinander, unsere Gesichter sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.

Aber wir küssen uns nicht.

Noch nicht.

Ich schmiege mich an ihn und lasse mich sanft von seinen Bewegungen in das Glück gleiten.

Das ist der Anfang.

Der Anfang eines Dates.

Und das Ende der freundschaftlichen Vergangenheit.

Wir haben nun beides.

Anfang und Ende.

Der Valentinstag.


E N D E
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