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Familienbande V: Vermächtnisse

von Dawn

Kapitel 18

Unbekannter Ort
Donnerstag
17:26 Uhr


*Grell. Blendend. Schneidend. Endlos. Unnachgiebig. Hoffnungslos.*

Scully kehrte gewaltsam in ihre Umgebung zurück, schreckte auf und krabbelte rückwärts bis sie mit dem Rücken schmerzhaft an eine Wand stieß. Sie legte ihre Arme fest um ihre Knie und schaukelte schluchzend vor und zurück. Ihr gesamter Körper schmerzte mit dem gleichmäßigen Pochen eines schmerzenden Zahnes. Aber weitaus schlimmer als der körperliche Schmerz war die Ansammlung an chaotischen und extrem verstörenden Bildern, die am Rande ihres Bewusstseins lauerten.

„Mulder, Mulder, Mulder.“, wiederholte sie leise in einem Sing-sang und wünschte sie könnte spüren, dass er hinter ihr war, dass er sie mit der Sicherheit seiner Umarmung umgeben könne.

Obwohl ihre Augen verquollen und ihr Mund ausgetrocknet war, kehrte mit der Zeit ihre Geistesstärke zurück und sie fing an ihre Situation abzuschätzen. Ein kleiner Raum, kahl, steril und nicht inspirierend, der nur Bett, Stuhl, Waschbecken und Toilette enthielt. Ein mittelgroßer Spiegel war an der Wand über dem Bett angebracht und eine Videokamera in der Ecke sagte ihr, dass wenn sie auch nicht im Moment beobachtet wurde, dies jeden Moment geschehen konnte. Nackt bis auf ein lumpiges Krankenhaushemdchem erblickte Scully ihre Kleidung ordentlich gefaltet auf dem Stuhl, die Schuhe in Reih und Glied darunter gestellt. Sie packte das Laken und drückte es fest an sich als das Gefühl der Verwundbarkeit rachsüchtig in ihr Bewusstsein zurück kehrte.

Scully schloss ihre Augen, atmete langsam und tief und konzentrierte sich darauf das wilde Pochen ihres Herzens zu beruhigen. Mit der Rückkehr der Kontrolle über sich wurde ihr allerdings auch klar, dass sie sich dringend erleichtern musste. Man konnte sie wohl kaum prüde nennen – viele Fazilitäten für Pathologen waren noch auf ausschließlich Männer zugeschnitten und in den Duschen mangelte es an Privatsphäre. Aber während sie im Alltag ihres Berufslebens strikte Sittsamkeit übergehen mochte, wurde ihr etwas übel bei dem Gedanken unter Beobachtung die Toilette zu benutzen.

Seltsamerweise fachte diese unwürdige Behandlung ihren Ärger an und verdrängte die lähmende Angst in eine Ecke ihres Gehirns. Stoisch ergab sie sich ihrem Bedürfnis, wobei sie den Spiegel anfunkelte und etwas über kranke, erbärmliche Voyeure murmelte. Ein drängender Impuls durchflutete sie heraus zu finden ob die Tür verriegelt war, aber sie zügelte sich. Sie mochte wie eine Gefangene behandelt werden und ihr Raum sah wahrhaftig aus wie eine Zelle, aber unter dem Strich hatte sie sich freiwillig in ihre Hände begeben um Mulder zu retten. Sie würde nicht entkommen, selbst wenn sie könnte.

Scully kehrte zum Bett zurück, bewegte sich dabei vorsichtig um zu vermeiden ihre schmerzenden Muskeln zu überfordern. Sie hielt inne und betrachtete verlangend den Stapel Kleidung, aber das Rasseln des Türknaufs löste das Dilemma und sie schlüpfte schnell wieder unter die Decke.

Ihre Nase identifizierte ihren Besucher kurz vor ihren Augen. Sie betrachtete ihn schweigend und kalt als er durch den Raum zum Stuhl ging, ihre Sachen achtlos auf den Boden schmiss und sich nieder ließ. Der heftige Abscheu verwunderte Scully etwas. Von den glatten, seelenlosen Augen, die in seinem faltigen Gesicht hausten hin bis zu der sorglosen Leichtigkeit seiner Pose verabscheute sie ihn mit einer mordsmäßigen Lust. Ja, mordsmäßig, dachte Scully etwas pikiert. Obwohl sie immer einem Menschenleben unschätzbaren Wert zugedacht hätte könnte sie diesem Monster lachenderweise eine Kugel ins Hirn jagen ohne je Gewissensbisse zu bekommen. Dazu hatte er sie reduziert. Und es feuerte ihren Hass nur an.

Ein obligatorischer Zug an der Zigarette und en nichtssagendes Lächeln. „Agent Scully, ich vertraue darauf, dass Sie Ihr Quartier adäquat für ihre Bedürfnisse finden.“

Als ob er sie zu einem langen Wochenende eingeladen hätte anstatt ihre Not für seine eigenen Belange auszunutzen. Scully verzog die Lippen. „Ein gutes Zuhause fern von Zuhause.“

„Gut, gut. Die Arbeit an dem Serum schreitet voran wie geplant. Mit Ihrer andauernden Kooperation wage ich zu behaupten, dass eine wirksame Lösung in den nächsten 24 Stunden – allerhöchstens 48 Stunden - erlangt werden sollte.“

Andauernde Kooperation. Also waren sie mit ihr noch nicht fertig. Scullys trockene Zunge versuchte erfolglos ihre ebenso trockenen Lippen zu befeuchten. „Ist das der Grund Ihres Besuchs? Mit nebenbei mitzuteilen, dass meine Rolle als Versuchskaninchen noch nicht vollendet ist?“

Spender zog eine Augenbraue hoch, unbeeindruckt von dem Gift in ihrer Stimme. „Zum Teil. Eigentlich glaubte ich, dass Sie an Informationen über Mulders Zustand interessiert wären. Habe ich da meine Kompetenzen überschritten?“

Scully knirschte mit den Zähnen und das Knarren von Knochen auf Knochen hallte in ihrem Schädel wider. „Wie. Geht. Es. Ihm?“

„Sie sind ja genau so geduldig wie Mulder.“, antwortete Spender mit einem Hauch von – man könnte sagen - Bewunderung in seinen Augen. „Das Fieber ist genug gesunken dass er bei klarem Verstand ist, wurde mir gesagt. Natürlich kreiert das eine Menge neuer Schwierigkeiten, nicht wahr?“

Scullys Augen zogen sich zusammen als sie versuchte des Rauchers Taten mit dem Respekt der in seinem Blick sichtbar war zu vereinigen. „Warum tun Sie das hier – wirklich? Und erzählen Sie mir keinen Scheiß von wegen Investition. Sie haben doch in der Vergangenheit versucht Mulder umzubringen – Ihre Hände sind rot vom Blut seines Vaters. Er hat mehr als nur einmal Ihre Pläne zunichte gemacht. Warum lassen Sie ihn nicht einfach sterben und Sie wären ihn los?“

Anstatt eines herablassenden Lächelns kam der Anblick von wohlwollendem Erinnern über seine Züge. „Ein Gefallen für einen alten Freund?“

„Sie? Sie müssen mir vergeben wenn ich sage, dass ich mir das unmöglich vorstellen kann.“

Spender sah belustigt aus. „Vielleicht, aber dennoch wahr. Es gab eine Zeit in der Bill und Teena mich als eine Erweiterung der Familie angesehen haben. Es war Teil meines Jobs, wissen Sie, ein Auge auf Bill zu werfen und sicher zu stellen, dass er dem Projekt auch vollständig loyal war. Er hat mir vertraut, mir seine Frau und Kinder anvertraut.“

Scullys Lippen verzogen sich erneut. „Aber nicht alle Kinder.“

Ärger blitzte kurz auf, dann gewann wieder der Respekt die Oberhand. „Nein. Offensichtlich nicht. Aber ich habe früh gelernt Bill und Teena nicht zu unterschätzen. Oder ihren Sohn. Der Erfolg unserer genetischen Verbesserungen war offensichtlich als Fox noch sehr jung war. Schade, dass Bill nie fähig war seinen väterlichen Stolz mit dem Schuldgefühl über seine Kapitulation zu vereinigen.“

Scully schrak zurück als ob Spender ihr ins Gesicht geschlagen hätte. „Wollen Sie damit sagen, dass Mulders Vater... er hat das Experiment *erlaubt*?“

Spender beäugte sie kühl. „Ich bin geschmeichelt ob Ihres Vertrauens in mich, aber noch nicht einmal *ich* kann einen unbefleckte Empfängnis organisieren, Agent Scully. Bill und Teena hatten sich entschlossen keine Kinder zu bekommen. Nach einer Weile und der richtigen Überzeugungskraft änderte er seinen Entschluss.“

Spender zerquetschte die Zigarette unter seiner Hacke und erhob sich geschmeidig während Scully noch daran arbeitete das Gehörte zu verstehen. „Ich werde Sie bezüglich des Serums auf dem Laufenden halten, Agent Scully. In der Zwischenzeit werde ich Ihnen jemanden mit etwas zu Essen und Wasser vorbeischicken. Wir wollen doch dass Sie bei Kräften bleiben.“

Scully war zu nichts anderem fähig als stumm auf die Tür zu starren, noch lange nachdem Spender den Raum verlassen hatte. Ihr war übel wegen der Enthüllung dass Bill Mulder wissentlich Teil der Experimente an seinem Sohn – und höchstwahrscheinlich auch an seiner Tochter – gewesen war. Wie konnte sie Mulder das auch noch aufbürden?

Voreingenommen von ihrer Sorge um Mulders versagende Gesundheit verbunden mit Spenders Enthüllung über seines Vaters Komplizenrolle dauerte es mehr als eine Stunde und ein geschmackloses Mahl bevor eine weitere Aussage des Rauchers an die richtige Stelle rutschte und ihr den Atem stocken ließ.

*Der Erfolg unserer genetischen Verbesserungen war offensichtlich als Fox noch sehr jung war.*

*Verbesserungen.*

*Plural.*

*Mein Gott. Was haben sie sonst noch getan?*


Zimmer 326
Donnerstag
19:18 Uhr


Er war an einem dunklen Ort, die Dunkelheit war so undurchdringlich und vollkommen, dass er noch nicht einmal die Hand vor Augen sehen konnte. Wo er war und wie er dort hingekommen war, war ihm völlig schleierhaft, aber das nagende Verlangen nach Nahrung und Wasser unterdrückte seine normal überaktive Neugierde.

Hallo? Ist hier jemand?

Das hohle Echo einer Gruft verwandelte seine Laute in die eines Fremden. Er zitterte, das Gefühl von Angst und Kälte durchbrach seinen intensiven Hunger und Durst.

Bitte, ist irgendjemand hier? Mir ist kalt!, rief er jämmerlich.

Da ist eine Decke neben deiner rechten Hand. Bedien dich.

Scullys Stimme, warm und vertraut, aber in der Leere konnte er nicht sagen wo sie her kam.

Scully? Scully wo bist du? Seine Zähne klapperten als die unfreiwilligen Schauer seinen Körper in einem Versuch ihn zu wärmen überliefen.

Nimm dir die Decke, Mulder, sonst erfrierst du noch.

Beruhigt durch die Vertrautheit ihres trockenen Befehls streckte er seine rechte Hand aus und tastete die eisige Oberfläche ab. Obwohl er alle Richtungen ausprobierte blieb seine Hand leer und taub.

Sie ist nicht hier, Scully. Scully, wo bist du?

Ich bin hier, Mulder, und die Decke auch. Hier ist auch eine Tasse mit heißer Suppe, falls du Interesse hast.

Als sie die Suppe erwähnte knurrte sein Magen wild. Mulder suchte mit beiden Händen alle Richtungen ab, krabbelte sogar etwas herum. Nichts. Nur kaltes, poliertes Ebenholz überall. Mittlerweile hatte sein ganzer Körper das Gefühl verloren, sogar die Tränen von Elend und Frust fühlten sich wie Eis auf seinen Wangen an. Was geschah mit ihm? Wo war Scully und warum wollte sie ihm nicht helfen?

Ich kann es nicht finden, Scully! Ich brauche deine Hilfe. Ich brauche dich., stöhnte er.

Ich bin die ganze Zeit bei dir, Mulder. Du musst nur die Hand ausstrecken und mich berühren.

Dieses Mal erkannte er tiefen Kummer in Scullys warmer Stimme. Verzweifelt stand er auf und taumelte im Kreis wobei er mit den Armen wild um sich schlug, aber nichts als Luft spürte. Verausgabt sank er auf die Knie und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, weinte am Boden zerstört.

Ich kann es nicht., schluchzte er. Ich kann nicht, kann nicht, kann nicht...

Ein leises Klicken und das darauf folgende grelle Licht beendeten sein Mantra und langsam hob er den Kopf, die Augen mit Tränen gefüllt. Direkt vor ihm, wo er kniete, so nah, dass er sicher während seiner verzweifelten Suche darüber gestolpert wäre, war eine dicke, warme Decke und eine Keramiktasse mit dampfender Suppe. Und direkt daneben saß Scully, ihr Ausdruck kummervoll und ihre Wangen tränenüberströmt.

Es war ein Test, Mulder. Du hattest alles direkt vor dir, aber du wolltest es nicht sehen.

Zu seinem Horror begann Scullys Form zu wackeln und wurde transparent, entschwand wie Nebel im Sonnenschein.

NEEEIN!, schrie er und griff vergeblich nach ihrer nicht mehr festen Form. Scully! Es tut mir Leid, Sculleeeee!

Die Lichter verschwanden und er war erneut in der bodenlosen Dunkelheit.

„Sculleee! Sculleee!“

„Fox, ganz ruhig! Es war nur ein Traum.“

Grey ahmte die Bewegungen nach, die er sich bei Dana abgeguckt hatte, strich eine Locke aus seiner Stirn und redete ohne Unterlass beruhigend auf ihn ein. Nach und nach beruhigte Fox sich, sein zuckender Körper schlaff auf der Matratze Seine Augen, dunkel und eingesunken, enthüllten sowohl Schmerz als auch Klarheit.

„Wo ist Scully? Ich muss sie sehen!“

Grey erhob sich und beschäftigte seine Hände damit seinem Bruder etwas Wasser einzuschütten. Wie oft waren sie diese Frage heute schon durchgegangen? Jedes Mal ließ sie ihn noch schuldiger fühlen und Fox noch frustrierter werden. Dana war nun schon mehr als 24 Stunden fort und die Ausrede, dass sie an einem Heilmittle arbeitete war schon abgenutzt.

Schweigsam bot er das Wasser an, bugsierte den Strohhalm an Fox’ Lippen und ignorierte den durchdringenden Blick der ihn von über dem Rand der Tasse durchbohren wollte.

„Mehr?“, fragte er als die Tasse leer war.

„Ja. Mehr Antworten.“, krächzte Fox und starrte ihn noch durchdringender an.

Grey seufzte und achtete darauf, dass sein Gesicht ausdruckslos blieb. „Fox, ich habs dir doch schon gesagt. Dana versucht ein Serum aus den Antikörpern in ihrem Blut zu machen.“

„Ja, das hast du gesagt. Aber es erklärt nicht warum sie noch nicht mal angerufen hat um zu erfahren wie’s mir geht.“, grummelte Fox und rieb seinen Kopf genervt über das Kissen.

„Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass sie angerufen haben könnte während du schliefst?“, erwiderte Grey, sich am Rande der Lüge bewegend in der Hoffnung nicht hineinspringen zu müssen. Bisher hatte er es geschafft krasse Unwahrheiten zu umgehen, der Gedanke seines Bruders Vertrauen zu missbrauchen schreckte ihn unwahrscheinlich. Diese Taktik jedoch wurde schnell und schneller uneffektiv.

„Hat sie? Wann?“

Grey hätte Dr. Brewer dafür küssen können dass er genau in diesem Moment ins Zimmer kam. Er wich von Fox’ Bett zurück und erlaubte Dr. Brewer Zugang zu seinem Patienten, sein Herz klopfte und der Schweiß lief ihm den Rücken herunter.

*Sag ihm nichts, huh, Dana? Wie auch immer.*

„Sie sehen etwas besser aus, Mulder“, sagte Brewer fröhlich und blätterte seine Akte durch bevor seine Augen über der Maske zu lachen begannen. „Sieht so aus als ob Ihnen das neue Antibiotikum gut bekommt.“

„Yap. Anstatt mit dreiviertel tot zu fühlen, fühle ich mich nur noch halbtot.“, rasselte Mulder.

Brewer gluckste vergnügt. „Ich hab nicht gesagt, dass Sie fit für nen Marathon sind. Aber ich würde gerne wieder auf die Chemo zu sprechen kommen. Wir könnten gleich morgen früh anfangen, wenn Sie eine gute Nacht hatten.“

„Okay.“

„NEIN!“

Dieses Wort kam aus dem Nichts und explodierte mitten in der Luft. Mulder blinzelte seinen Bruder argwöhnisch an.

„Was meinst du mit nein? Wir haben darüber gesprochen, Scully sagte...“

„Sie hat ihre Meinung geändert.“, platzte Grey heraus und errötete unter den verwirrten Blicken von Mulder und Brewer. „Sie hat mir gesagt auf keinen Fall Chemo.“

Mulder zog eine Augenbraue hoch. „Hat sie. Und hat sie dir zufällig auch den Grund für den plötzlichen Sinneswandel mitgeteilt, als ihr beiden die Tiefen meines medizinischen Status besprochen habt?“

Nach so viel Wahrheit wie möglich suchend nickte Grey. „Sie hat eine Theorie darüber warum du so krank bist. Sie vermutet, dass die Chemikalien des Riesenpilzes mit dem ihr Kontakt hatte, deine Immunität geschädigt hat. Sie befürchtet, dass die Chemo, sprich eine weitere toxische Chemikalie, dich nur noch kranker machen könnte.“

Der Sarkasmus seines Bruders verschwand als er dieses Konzept analysierte. Brewer starrte die beiden nur mit offenem Mund an; offensichtlich knabberte er noch an dem Riesenpilz. Fox stützte sich auf seine Ellbogen und nagelte seinen Bruder mit seinem Blick fest.

„Bist du dir *sicher*? Scully sagte keine Chemo?“

„Absolut sicher. Ich musste ihr versprechen es nicht zuzulassen falls sie nicht hier sei.“

Zufrieden ließ Fox sich zurück in die Kissen fallen und hustete schwach. „Sie haben ihn gehört.“, sagte er zu Brewer. „Keine Chemo.“

Brewer schüttelte missbilligend den Kopf. „Ist Ihnen klar, was Sie da sagen? Die Chemo ist Ihre einzige Chance.“

Mulder stülpte stur seine Unterlippe vor. „Scully wird etwas herausfinden. Sie wird einen Weg finden.“

Brewer seufzte. „Okay. Falls Sie Ihre Meinung – wieder – ändern, lassen Sie es mich wissen. Ich komme morgen früh vorbei und schau wie es Ihnen geht.“

Mulder verhielt sich still bis der Arzt das Zimmer verlassen hatte, dann blitzte er Grey an. „Ich will wissen was hier gespielt wird. Jetzt sofort.“

Grey schluckte hart, sein Hirn arbeitete auf Hochtouren.

*Bitte erschieß mich jemand und erlöse mich aus diesem Elend.*

„Was meinst du?“ Wenn man sich im Zweifel befindet sollte man sich dumm stellen.

„Verdammt, tu mir das nicht an! Scully hatte *nicht* einfach so einen göttliche Eingebung über den Pilz und sie ist nicht im Labor und arbeitet an einem Serum. Da ist noch mehr was du mir nicht sagst –etwas großes – und ich will wissen, was es ist!“

Zu viele Gefühle, zu viel Belastung auf angeschlagenen und überforderten Lungen und Atemwegen. Der Hustenanfall war bei weitem der heftigste den Grey gesehen hatte. Sein Bruder beugte sich vor und hielt sich die Rippen in dem Versuch sie vor den heftigen Spasmen zu schützen, Blutstropfen befleckten sein Hemd und die Decke. Elena stürmte einen Augenblick später ins Zimmer, durch den Alarm des Herzmonitors aufgeschreckt. Grey stand hilflos dabei als sie die Atemmaske mit dem Vernebler wieder über seine Atemwege legte damit die dadurch verabreichten Medikamente zum Einsatz kamen. Als sie schließlich fertig war, sein Hemd und die Decke ausgetauscht hatte, war Fox irgendwo zwischen Schlaf und Bewusstlosigkeit.

Sanft wusch Elena sein Gesicht mit einem kühlen Tuch. „Das wärs, Mulder, es ist alles okay jetzt.“, sagte sie beruhigend. „Ruhen Sie sich etwas aus.“

Sie drehte sich um, packte Grey fest am Arm und zerrte ihn in die am weitest vom Bett entfernte Ecke. „Was war *das* denn?“, fragte sie gezielt. „Ich dachte, ich höre erhobene Stimmen und dann hat der Monitor verrückt gespielt. Ich denke nicht, dass ich Sie daran erinnern muss, dass er sich im Moment nicht erlauben kann sich aufzuregen.“

Grey zog den Kopf ein, gehörig zusammen gestaucht. „Tut mir Leid. Er hat sich nach Dana erkundigt, und sie hat darauf bestanden, dass er nicht erfährt, wo sie im Moment ist.“

Elena verzog das Gesicht. „Warum nicht? Vor zwei Tagen glaubte ich, ich würde sie niemals nach Hause oder zum Schlafen kriegen. Jetzt weicht sie ihm aus?“

„Sie ist einem Heilmittel auf der Spur.“, erklärte Grey, blickte sich unwohl über die Schulter und sprach gedämpft. „Es ist sehr riskant und könnte ihr Leben bedeuten. Sie wusste, dass er vor Sorge umkommen würde.“

Elena verdrehte entnervt die Augen. „Und das ist jetzt nicht der Fall? Es geht mich ja nichts an, Grey, aber nehmen Sie meinen Rat. Der Teufel den man kennt birgt weniger Schrecken als der den man nicht kennt. Noch so eine Episode und er riskierte eine permanente Schädigung seiner Atemwege.“ Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. „Ich würde es ihm sagen.“

Sie wartete nicht darauf, dass er ihr zustimmte, drückte nur seinen Arm und verschwand durch die Tür. Grey schlenderte langsam zurück zum Bett und rieb mit dem Finger über eine schmerzende Stelle über seinem linken Auge. Fox schlief, sah zerbrechlich und ausgelaugt aus. Sonst nicht nahe am Wasser gebaut fühlte Grey die verräterische Ansammlung von Flüssigkeit in seinen Augen zum zweiten Mal in ebenso vielen Tagen ansteigen. Als er sich im Stuhl niederließ und er die Ruhe des Raums auf sich wirken ließ, ergab er sich seinen Tränen.
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