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Familienbande V: Vermächtnisse

von Dawn

Kapitel 15

Zimmer 326
Mittwoch
09:43 Uhr


„Das war‘s soweit.“, schloss Grey leise. „Die Sachen, die sie mit mir gemacht haben, die Tests, sind weiterhin verschwommen. Ich weiß, dass sie mir jedes Mal was gespritzt haben und ich erinnere mich an Schmerzen...“ Er erschauerte, eine unwillkürliche Reaktion seiner Muskeln. „Aber das Gespräch mit Krycek ist kristallklar. Damals machte es keinen Sinn, aber jetzt...“

Scully betrachtete Mulders Gesicht, seine Augen leer, die Lippen zu einer flachen Linie zusammen gepresst. Er ließ seine Augenlider zufallen um ihrem mitfühlenden Blick zu entgehen.

„Noch ein Teil des Vermächtnisses meines Vaters“, sagte er bitter. „Es ist das Geschenk, das immer mehr gibt.“

„Er hat versucht deine Familie davor zu bewahren.“, stellte Scully fest und sah Grey an. „Wir wissen nur nicht, ob er erfolgreich war.“

„Wenn sie... Wenn ich diesen genetischen Faktor wie Fox habe, könnte ihn das retten?“, fragte Grey mit hoffnungsvollen Augen.

„Wir wissen nicht wie dieser angebliche genetische Faktor aussieht oder wo er zu finden ist.“, sagte sie. „Darüber hinaus besteht die realistische Chance, dass du ihn nicht besitzt, und die Erfolgschancen sind sehr mager.“ Sie sog ihre Unterlippe in ihren Mund während ihre Finger die Falten von Mulders Betttuch glätteten. „Ich habe tatsächlich eine meiner Blutproben zur Analyse gegeben in der Hoffnung, dass man Antikörper aus der Zeit wo ich mit dem Virus infiziert war isolieren könne. Bis jetzt gibt es aber noch nichts.“

Mulders Ausdruck wurde weicher. „Ich weiß deine Bemühungen zu schätzen, aber woher wissen wir, dass es dasselbe Virus ist? Sacks wurde komatös, mein Immunsystem wird zerstört und du solltest offensichtlich als menschlicher Brutkasten dienen. Das sind drei sehr verschiedene Reaktionen. Wie passt das alles zusammen?“

„Ich bin mir nicht sicher, aber ich hab ein paar Vermutungen. Sacks hätte gut und gerne auf dem Weg sein können, sich in einen Brutkasten für eine dieser Kreaturen, die du gesehen hast, zu verwandeln. Wir hatten nicht wirklich Zeit alle Effekte dieser Masse festzustellen.“ Sie rümpfte ihre Nase. „Falls du dich erinnerst bin ich selber auch in einem komatösen Zustand gewesen.“

„Erinnern? Ich hab noch immer Albträume davon.“, knurrte Mulder. „Aber *ich* bin nicht im Koma.“

„Vielleicht aufgrund dieser Resistenz von der Krycek sprach“, konterte Scully. „Sie könnte geschwächt, aber immer noch bedingt funktionstüchtig sein.“

„Und warum würde die Masse mein Immunsystem zerstören?“

„Denk mal nach, Mulder. Was ist die normale Reaktion des Körpers auf einen Eindringling?“

Mulder zog eine Grimasse. „Du meinst, der Virus zerstört das Immunsystem des Wirtes damit der Organismus gestieren kann?“

„Exakt. Aber in deinem Fall ist das Ganze verzögert – wohl aufgrund des russischen Impfstoffes, der genetischen Resistenz oder der Kombination aus beidem.“ Scully schüttelte den Kopf. „Ich wünschte nur ich wüsste, was den Rückgang ausgelöst hat. Warum jetzt?“

„Krycek sagte, dass sie *ihre Investition beobachten*“, sagte Grey. „Das würde darauf anspielen, dass die Erschaffer nicht genau wissen, was sie da erschaffen haben.“

Mulder schien tiefer in die Kissen zu sinken, das Gesicht blass und verzerrt. Als er die schmerzliche Reaktion seines Bruders sah bedauerte Grey sofort seine Wortwahl.

„Fox, es tut mir Leid. Ich meinte das nicht so wie es geklungen hat.“

„Entschuldige dich nicht für die Wahrheit“, erwiderte Mulder müde. „Das ist es doch, was ich bin. Sie haben mich mein ganzes Leben manipuliert, und jetzt finde ich heraus, dass sie sogar meine Empfängnis organisiert haben. Bis zu einem gewissen Maße seh ich sogar den Humor darin, dass ein unbekannter Faktor ihr kleines genetisches Experiment versaut hat. Old Smokey muss ziemlich angefressen sein.“

Er hustete, verzog das Gesicht und drückte seine Hände hart gegen seine Stirn. „Was kommt als nächstes, Scully?“, fragte er, und seine Worte begannen zu verschmelzen während seine Augen langsam zu fielen. „Ich kann spüren, dass es mir nicht besser gehen wird. Brewer muss irgendeinen Angriffsplan haben. Ist es Zeit für die Lobektomie mit der du mir immer drohst?“

Scully schaffte es nicht ein Lächeln aufzusetzen. „Die Masse ist inoperabel, Mulder. Brewer möchte gernen Chemotherapie ausprobieren.“

Mulders Gesicht zeigte keinerlei Reaktion. „Wann?“

„So bald wie möglich. Die Onkologin wird heute vorbei kommen um das zu besprechen.“

Mulder schluckte schwer. „Vertraust du ihm?“

„Brewer?“ Auf Mulders Nicken hin fuhr Scully fort. „Ja, ich mag ihn, Mulder, aber ich muss zugeben, dass deine überentwickelte Paranoia auf mich abgefärbt hat. Ich habe gestern mit den Schützen telefoniert und sie gebeten ihn zu überprüfen. Er ist sauber.“

„Wollte wissen wie du dich gefühlt hast, Scully. Jetzt werd ich’s wohl aus erster Hand erfahren.“, murmelte Mulder und wälzte sich unruhig hin und her auf der Suche nach einer bequemeren Position.

Scullys Herz verkrampfte sich als er ihren Krebs erwähnte. „Ich wollte nie dass du es weißt, Liebster“, antwortete sie und rieb mit ihren behandschuhten Fingern sanft über seinen Unterarm.

„Kopfweh“, seufzte Mulder unruhig, aber seine Augenlider flatterten.

„Möchtest du, dass ich dir was hole?“, fragte Scully mit leiser Stimme wobei ihre Finger mit dem Streicheln fortfuhren.

„Mmm... Aspirin ist im Bad hinter dem...“

Seine Worte endeten in einem unverständlichen Murmeln und verstummten dann. Scullys Lippen krümmten sich etwas trotzdem sie sich die Tränen verkneifen musste. Sie rutschte vom Bett und steckte Mulders Arm unter die Decke, streichelte seine Wange, die sie nicht küssen konnte. Als sie sich nach Grey umsah, war sie überrascht zu sehen, dass er fort war.

Als sie aus Mulders Zimmer raus war zog sie Kittel und Handschuhe aus und trat hinaus auf den Flur. Sie blickte sich um, aber ohne Grey entdecken zu können, was sie nur mehr verwirrte. Eine Hand auf ihrer Schulter sorgte dafür, dass sie den Atem, den sie unbewusst angehalten hatte, entweichen ließ, ein gequältes Lächeln auf den Lippen.

„Ich hab mich schon gefragt wo du... Oh, Elena! Tut mir Leid, ich dachte Sie wären jemand anderes.“

„Wie gehts unserem Patienten? Meine Schicht hat gerade begonnen und ich hab ihn noch nicht gesehen.“ Elenas interessierer Ausdruck zeugte von echter Sorge.

„Er hält sich wacker. Das neue Antibiotikum hält das Fieber niedrig, aber die Zahl seiner Leukos sinkt weiter.“ Scully kaute auf ihrer Lippe. „Dr. Brewer empfiehlt eine Chemotherapie für den Tumor.“

Elena zupfte an den Enden ihres Stethoskops. „Wie hat Mulder die Nachricht aufgenommen?“

Scully zuckte mti den Achseln. „Er hat sie akzeptiert. Mulder hat schon so einiges in seinem Leben wegstecken müssen. Er ist ein Meister darin die Dinge so zu nehmen wie sie sind.“

„Und was ist mit Ihnen? Nehmen Sie sie auch so wie sie sind?“

Scully stieß etwas Luft aus. „Ich versuche es. Vor ein paar Jahren wäre ich selber fast an Krebs gestorben. Das hier bringt das alles wieder zurück als ob es gestern gewesen wäre.“

Elena legte eine sympathisierende Hand auf ihren Arm. „Das tut mir Leid, das muss alles sehr schwer für Sie sein. Ich vermute, das ist der Grund weshalb Mr. McKenzie so niedergeschlagen aussah.“

„Grey? Haben Sie ihn gesehen?“

Elena zog die Augenbrauen hoch. „Nun ja. Er ist ungefähr zwei Minuten vor Ihnen aus Mulders Zimmer gekommen und sah sehr mitgenommen aus. Er wollte wissen, ob er hier irgendwo frische Luft schnappen kann also hab ich ihn auf die Terrasse auf der vierten Etage geschickt.“

Scully nickte und drückte Elenas Hand kurz bevor sie sie wegzog. „Danke. Ich schau besser mal nach ihm. Mulder schläft wie ein Baby aber er ist überfällig was Schmerzmedikamente betrifft und könnte daher wieder aufwachen.“

„Ich werfe ein Auge auf ihn“, versicherte Elena ihr.

Sie schlängelte sich durch Korridore gefüllt mit Schwestern, Patienten und medizinischer Ausrüstung. Scully funktionierte auf Autopilot während ihr Inneres durch miteinanader konkurrierenden Gedanken und Gefühlen zu sieden schien. Sie kam sich vor wie bis zum Zerreißen gestreckt, gefangen zwischen dem rein emotionalen Wunsch an Mulders Seite zu bleiben und dem intelektuellen Trieb Teil der Bemühungen ein Heilmittel zu finden zu sein, und ihren Rachegelüsten gegenüber dem rauchenden Teufel im Mittelpunkt dieses Albtraums. Im Mittelpunkt eines jeden Albtraums!

Scully verlangsamte ihr Tempo als sie auf die Terrasse hinaus trat und bemerkte erst jetzt dass ihr Mantel immer noch am Haken außerhalb von Mulders Zimmer hing. Sie vergrub ihre Hände in ihrer Jackentasche und zog die Schultern etwas hoch um sich gegen den kalten Wind zu schützen. Die einsame Figur, die an die Mauer dort gelehnt stand erinnerte sie so stark an Mulder dass sie irgendwo zwischen Kopf und Herz körperlichen Schmerz empfand.

„Hey“, sagte sie leise, stützte die Ellbogen auf den Beton und ahmte seine Haltung nach.

„Du hast mich aufgespürt, huh, Agent Scully?“, sagte Grey mit erzwungener Leichtigkeit.

„Ich bin sicher, dass Mulder dir gesagt hat, dass er mich nie lange sitzen lassen kann“, erwiderte Scully.

Grey produzierte eine Grimasse. „Autsch. Das berüchtigte Sitzen lassen. Hätte nie gedacht, dass ich mich dessen jemals schuldig machen würde.“

Scully beäugte ihn wohlgefällig. „Es ist dein erster Verstoß. Ich denke ich kann das übersehen wenn du mir ehrlich sagst, was an dir nagt. Abgesehen von dem Offensichtlichen natürlich.“

Grey rieb sich mit den Händen durch das Gesicht. „Dana...“

„Es ist Kate, nicht wahr?“

Abrupt ließ er die Hände fallen und durchbohrte sie mit einem scharfen Blick. „Was?“

„Schau mal, seit Brewer mit das CT Bild gezeigt hat habe ich Flashbacks zu meinem eigenen Krebs, und als ich heute morgen das Wort Chemotherapie gehört habe, ist es nur noch schlimmer geworden. Es ist nur natürlich, dass dich das alles hier nur an Kates Krankheit erinnert.“

Grey zuckte zusammen und drehte sich auf dem Absatz rum, so dass sie erneut seinen Rücken zu sehen bekam, eine Hand, weiß vor Anspannung, and die Wand gestützt, die andere zur Faust geballt an seiner Seite hängend. Vorsichtig legte Scully ihre Hand auf seinen Rücken, wo sie fühlen konnte wie die Muskeln zuckten. Langsam ging sie um ihn herum, ließ dabei ihre Finger über seine Schulter streichen und erschrak als sie sah wie sich seine Züge im Schmerz verzerrt hatten und die Tränen sein Gesicht herunter liefen.

Instinktiv legte sie ihm die Hand in den Nacken und zog sanft. Nach kurzem Sträuben ließ Grey es zu, dass sie seinen Kopf auf ihre Schulter zog und akzeptierte schweigend den Trost. Scully malte mit ihrem Daumen Kreise auf seinem Nacken, das unwirkliche Gefühl Mulders Bruder im Arm zu haben überschattet durch den Schock aufgrund seiner Schluchzer. Abrupt wurde ihr klar, dass sie in der ganzen Zeit, die sie Grey nun kannte, ihn am Rande der Tränen gesehen hatte, aber nicht, dass er tatsächlich weinte. Diese Erkenntnis machte seinen momentanen Zusammenbruch umso bedeutsamer – und zerriss ihr das Herz.

Er fing sich schnell wieder, zog sich aus Scullys Umarmung zurück und wischte sich die Tränen mit dem Ärmel aus dem Gesicht. Scully ließ ihn los und erlaubt ihm den Platz um sich zu sammeln und zu beruhigen. Zu diesem Zeitpunkt zitterten sie beide und so führte sie Grey wieder ins Gebäude, in ein kleines Wartezimmer um die Ecke. Er sah zu wie sie sich auf einem der Stühle nieder ließ zog es aber vor auf und ab zu gehen.

„Tut mir Leid, Dana“, sagte er rau. „Du hast genügend eigene Sorgen im Moment auch ohne dass ich vor dir zerbreche.“

„Entschuldige dich nicht dafür“, erwiderte sie leise. „Ich hoffe, du tust dasselbe für mich. Ohne Zweifel werde auch ich in den nächsten Tagen ein paar Mal die Fassung verlieren.“

Ein Mundwinkel von Grey zuckte etwas, gab dann aber auf. Als Scully weiterhin kommentarlos seinen Marathon beobachtete schmiss er sich in einen Stuhl und verknotete seine Hände zwischen seinen Knien.

„Ich glaube nicht, dass ich das nochmal durchstehen kann.“

Scully sagte nichts, schaute nur mitfühlend in sein entsetztes Gesicht. Die Tatsache, dass sie nicht antwortete, weder ermahnend noch überredend, schien Grey zu frustrieren.

„Hast du gehört was ich gesagt habe? Ich glaube nicht, dass ich das nochmal durchstehen kann, dass ich dem Kommenden die Stirn bieten kann! Ich liebe ihn. Gott, Dana, du kannst dir nicht vorstellen wie sehr ich ihn liebe aber ich glaube nicht, dass ich diesmal für ihn da sein kann. Nicht so wie ich es gerne können würde. Nicht so, wie er es von mir braucht.“

„Wegen Kate.“

„JA! Verstehst du das nicht? Ich seh ihn in diesem Krankenhausbett, wie schwach und blass und krank er ist und ich weiß, dass es noch viel schlimmer wird. Er wird eine Chemo bekommen damit es ihm besser geht aber es wird ihn lebendig auffressen bis nichts mehr da ist – keine Spur von Fox.“ Greys Stimme brach. „Anstelle des Bruders der mir beim Basketball den Arsch versohlt, der gefühlvolle Poesie schreibt wenn er zu viel Bier intus hat und zu einem Zehnjährigen wird jedes Mal wenn er ein Einkaufszentrum betritt, wird da diese... diese Hülle sein, die sich die Seele aus dem Leib kotzt, das Haar verliert und ihren eigenen Namen vergisst, ganz zu schweigen von dem was vor einer Stunde passiert ist.“

Grey kniff die Augen gegen eine neue Flut an Tränen zusammen und erschrak als Scully ihre Hand über seine legte. Ihr war nicht entgangen, dass er zum Schluss das weibliche Pronomen benutzt hatte und sie suchte nach einer Antwort.

„Du kannst es schaffen, Grey, wenn du es für die richtige Person tust.“

Er zog seine Hände aus den ihren. „Wie meinst du das?“

„Du magst Mulder anschauen, aber du siehst Kate. Falls du es nicht schaffst zu akzeptieren, dass dort in dem Bett dein Bruder liegt und nicht eine Reinkarnation deiner toten Frau, dann tust du gut daran, jetzt das Krankenhaus zu verlassen.“ Scully dämpfte ihre Stimme, entzog ihr die Härte, die sich hereingeschlichen hatte. „Mulder braucht deine Hoffnung. Wenn du ihm die nicht geben kannst, versteh ich das, aber ich werde nicht zulassen, dass du ihm die Hoffnung nimmst.“

Grey sah ihr ins Gesicht und nickte dann. „Tut mir Leid.“

Scully erhob sich und rollte ein paarmal ihre Schultern um die verkrampften Muskeln zu lockern. „Ich geh zurück. Ich möchte da sein wenn die Onkologin kommt. Kommst du mit?“

Er neigte den Kopf. „Ja. Geh schonmal vor, ich brauch noch ne Minute.“

Scully ging zwei Schritte und hielt dann inne. „Keine falsche Entscheidung, Grey. Ich hab nicht vor ihn zu verlieren, nicht jetzt. Er hat mehr als nur ein Wunder vollbracht um mich zu retten und ich denke ich bin ihm was schuldig. Und nur für die Akte: Ich muss mir nicht vorstellen wie viel. Ich weiß es.“

Als sie in den Aufzug trat war Grey noch damit beschäftigt ihre Unterhaltung revue passieren zu lassen um herauszufinden was ihre letzte Aussage veranlasst hatte. Scully sank gegen die Wand, starrte auf die Etagenanzeige, fragte sich ob Mulder noch schlief und wünschte sich verzweifelt eine Tasse Kaffee. So in Gedanken versunken verließ sie den Aufzug, ging um die Ecke und ein paar Schritte weiter als ein fürchterlicher Gestank nach Zigaretten sie abrupt stehen bleiben ließ.

Ihren Kopf übertrieben vorsichtig anhebend blickte Scully über ihre Schulter zurück um ihre Version des Leibhaftigen am anderen Ende des Flurs zu sehen. Als sie Blickkontakt aufnahm nickte er ihr zu, zog eine Packung Morleys aus der Tasche und klopfte darauf um eine zu entnehmen.

„Agent Scully.“

Wenn sie eine Zeichentrickfigur gewesen wäre, wäre ihr Gesicht feuermelderrot geworden während zwei Dampffontänen aus ihren Ohren austräten. Stattdessen spannte sich jeder Muskel in ihrem Körper wie ein Flitzebogen und sie biss die Zähne so fest zusammen, dass ihr Kiefer schmerzte. Einem Pfleger ausweichend, der eine leere Trage schob, stapfte sie den Flur hinüber und entfernte couragiert die Zigarette aus seinen nikotingelben Fingern.

„Rauchen ist hier verboten.“, zischte sie, zerbrach die Zigarette in zwei Hälften und stopfte sie ihm in die Tasche. „Warum suchen Sie sich nicht ein anderes Plätzchen um ihr widerliches Hobby auszuüben?“

Ungerührt, wie immer, lächelte er ernst. „Also wirklich, Agent Scully. Man sollte meinen dass Sie glücklich sein sollten mich zu sehen. Wer weiß, vielleicht hab ich die Antworten, die Sie suchen.“

„Sie haben nichts was ich brauche oder will, Sie Bastard! Grey hat sich erinnert!“

Ein Hauch von Zufriedenheit überkam sie als die reptilähnlichen Augen einen Augenblick ihren Besitzer verrieten und Überraschung und Enttäuschung preisgaben. Wieder verhüllt blickten sie Scully mit kühler Anerkennung an als der Raucher ruhig eine neue Zigarette aus der Schachtel nahm.

„Dann ist Ihnen auch klar, wie schwerwiegend Agent Mulders Zustand ist und Sie sollten die Hilfe, die ich bieten kann zu schätzen wissen.“

„Er hat mehr als genug Hilfe von Ihnen gehabt“, knurrte Scully. „Sie haben ihn bei jeder Gelegenheit manipuliert und betrogen. Glauben Sie ehrlich, dass ich Ihnen bei der Suche nach einem Heilmittel vertrauen werde? In Ihnen steckt kein Funken Wahrheit!“

Der Raucher reagierte nicht sofort sondern nutzt die Pause um sich die Zigarette anzuzünden und einen tiefen Zug zu nehmen. Er stieß den Rauch aus und schürzte seine Lippen.

„Sie missverstehen mich. Ich behaupte nur, dass ich die Antworten kenne, nicht, dass ich ein Heilmittel habe. Unterschätzen Sie nicht Ihre eigene Wichtigkeit in diesem großen Ablauf der Dinge. Die Wahrheit, Agent Scully, liegt in *Ihnen*.“
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