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Familienbande IV: Zerfetzte Herzen

von Dawn

Kapitel 5

Bailey, North Carolina
Mittwoch
19:12 Uhr


„Du versteckst dich. Sind wir *so* schlimm?“

Überrascht blickte Mulder in die lachenden brauen Augen von Kira. Grey war irgendwo mit seinem Schwager Rob, und als er Scully das letzte Mal gesehen hatte, war sie in eine entschieden technische Unterhaltung mit Shannon über resistente Bakterien vertieft gewesen. Auf sich allein gestellt und ein wenig von der ungestümen Masse überwältigt, hatte Mulder sich in die kleine Gartenlaube am Ende des zwei Morgen großen Gartens der McKenzies zurückgezogen.

„Es liegt eher daran, dass dein Bruder mich mit seinem Schuppen völlig erschöpft hat.“, antwortete er und bedeutete ihr Platz zu nehmen.

Kira verdrehte die Augen. „*Bitte.* Er hat schon von diesem Schuppen geredet, als Kate noch lebte. Frage mich was ihm endlich Feuer unterm Hintern gemacht hat.“

Mulder entschied sich seine Vermutungen *darüber* für sich zu behalten und sah zu wie Kira sich in den Gartenstuhl sinken ließ und ihr langes, lockiges, braunes Haar hinter ihre Schultern strich.

„Grey sagt, dass du es hasst Fox genannt zu werden. Das hier muss dein schlimmster Albtraum sein.“, bemerkte sie und ihr Grinsen entblößte zwei zusammenpassende Grübchen.

„Nicht mal annähernd.“, sagte Mulder kläglich. „Ich kann aber nichts dagegen tun, dass ich die Verrücktheit meiner Eltern nicht so begrüße, wie Grey.“

„Lass dich nicht von ihm hinters Licht führen. Er hat den Großteil seiner High School Zeit damit verbracht, sich über seinen Namen zu ärgern. Die meisten seiner Freunde nannten ihn „Mac“.“

„Ach wirklich? Das ist sehr interessant. Danke für die Information, Kira. Offensichtlich hätte ich schon früher mit dir reden sollen.“

„Hey, was für eine Schwester wäre ich denn, wenn ich nicht willens wäre alle seine kleinen schmutzigen Geheimnisse zu lüften?“ Kira lachte herzlich, und plötzlich fiel Mulder auf, wie hübsch sie war. Sie beruhigte sich ein wenig, doch ihre Augen funkelten noch immer. „Also, FBI, was? Grey hat ein bisschen über die X-Akten erklärt. Ziemlich interessantes Zeug.“

Mulder spürte wie er sich verspannte, doch er kämpfte dagegen an, als er aufrichtige Neugier in ihrem Gesicht erkannte. „Und eure Mutter hat mich trotzdem eingeladen? Die meisten Leute finden meine Job ein bisschen… beunruhigend.“

Kira grinste. „Ja? Tja, ich glaube die meisten Leuten haben auch nicht jeden schlechten B Horror und Science Fiction Movie, das der Menschheit bekannt ist, gesehen.“

„Du?“

„Ich.“

Mulder klatschte eine Hand auf seine Brust. „Ah, eine Frau nach meinen Geschmack!“ Er hob eine Augenbraue. „Wissen deine Schüler von deiner dunklen Seite?“

Sie stieß einen kleinen Luftstoß aus und kicherte. „Fox, ich unterrichte Achtklässler. Jeder über zwanzig ist für sie auf der dunklen Seite!“

Mulder unterbrach seine Antwort, als Claire auf die Laube zustürmte, ihr kleines Gesicht war vor Verzweiflung verzehrt und sie hielt einen Schläger und einen Softball umklammert.

„Mami! Patrick und Mandy spielen Baseball und sie wollen mich nicht mitspielen lassen!“

Kira warf Mulder einen entschuldigenden Blick zu, bevor sich die Hand ihrer Tochter nahm und sie sanft näher heran zog. Tränen standen in Claires braunen Augen und ihre Lippe bebte.

„Liebling, vielleicht sind sie schon mitten in einem Spiel.“, schlug Kira sanft vor. „Ich bin sicher, dass sie dich auch bald spielen lassen.“

„Das haben sie nicht gesagt.“, sagte Claire mit zitternder Stimme. „Sie sagen, ich kann nicht mitspielen, weil ich nicht gut bin. Ich kann den Ball nicht grade werfen und ich kann auch nicht schlagen. Sie sagen ich bin zu klein.“

Mulder unterdrückte vorsichtig ein Lächeln, er erinnerte sich lebhaft an zahllose Streits mit Samantha über das gleiche Thema. Da sie nie locker ließ, hatte seine Schwester ihn einfach solange auf Schritt und Tritt verfolgt, bis er nachgab oder es schaffte, sie abzuschütteln. Jetzt wo er darüber nachdachte, hatte er so die Technik verfeinert, die er ab und an bei Scully anwendete.

„Tut mir Leid, Süße. Glaub mir, ich weiß wie hart es ist die Jüngste zu sein.“, sympathisierte Kira.

„Ich werde *immer* die Jüngste sein und ich werde *immer* die Schlechteste sein.“, jammerte Claire. „Das ist nicht fair!“

„Das stimmt nicht, weißt du.“, sprach Mulder festlich. „Naja, der Teil mit der Jüngsten schon. Aber das heißt nicht, dass du nicht eines Tages genauso gut sein kannst, wie deine Cousinen und Cousins, du musst nur üben.“

Claire schaute finster. „Aber wie soll ich üben, wenn sie mich nicht spielen lassen?“

Mulder gab vor tief in Gedanken die Stirn zu runzeln. „Hmm. Ich verstehe was du meinst. Ich glaube, du wirst wohl jemand anderes finden müssen, der mit dir übt.“

Claire dachte darüber nach, dann ging ihr ein Licht auf. „Was ist mit dir, Onkel Fox? Weißt du etwas über Baseball?“

Für einen Moment war Mulder von der Art der Anrede überrascht, riss sich aber schnell wieder zusammen. „Ich? Also, ich glaube ich weiß ein oder zwei Dinge.“

„Würdest du mit mir spielen? Bitte?“

Ein Mensch hätte aus Stein sein müssen, um dieser Bitte zu widerstehen. Mulder überlegte, dass Kira in weiteren acht Jahren jede Menge zu tun haben würde. Als er aufstand, quietschte Claire vor Vergnügen, die Tränen waren vergessen. Kiras Augen wanderten vom glücklichen Gesicht ihrer Tochter zu Mulders.

„Danke.“

„Kein Problem.“

Mulder nahm den Ball, den Claire anbot, ging eine kurze Strecke zurück und wartete darauf, dass sie den Schläger schulterte. Als sie bereit war, warf er ihr den Ball vorsichtig zu. Claire, die ihre Zunge vor Konzentration aus ihrem Mundwinkel rausstreckte, schwang den Schläger wild und verfehlte den Ball. Kira verließ ihren Platz als Beobachter und joggte los um den Ball aufzusammeln und ihn um Mulder zurückzuwerfen.

„Okay, Claire, entspann dich einfach ein bisschen und versuch es nicht so sehr.“, drängte Mulder. „Lass den Ball einfach zu dir kommen.“

Als sie mit eifrigem Gesicht nickte, warf er den Ball erneut. Dieses Mal war Claire dichter dran, schwang aber immer noch zu früh. Bestimmtheit wurde sofort zu Frustration und Tränen traten ihr wieder in die Augen.

„Siehst du? Sie habe Recht! Ich kann es nicht.“, klagte sie.

Mulder fing den Ball, den Kira zurückwarf, aber statt einen neuen Wurfversuch zu starten, trottete er zu Claire. Er kniete sich vor das kleine Mädchen, sodass sie auf Augenhöhe waren.

„Gib nicht auf.“, mahnte er sanft. „Du kannst das, aber nicht wenn du aufgibst. Lass uns mal etwas anders probieren.“ Er sah zu Kira. „Denkst du, du kannst für paar Würfe übernehmen?“

„Wenn du nichts ausgefallenes erwartest.“

Wie er es vor noch nicht allzu langer Zeit mit Scully gemacht hatte, positionierte Mulder Claire vor ihm und klammerte ihre kleinen Hände auf dem Schläger mit seinen größeren.

„Okay, Claire, wir werden diesen Ball gemeinsam schlagen. Du wirst einen Schritt nach vorne machen und schwingen, und dabei wirst du ein eine Sache denken.“

„Was?“ Die Eifrigkeit war in die Stimme des kleinen Mädchens zurückgekehrt und Kira sah mit einem leicht sehnsüchtigen Lächeln zu.

„Hüften vor Händen. So.“

Er führte Claire durch die Bewegung, während eine Hälfte von ihm sich erinnerte wie sich Scully in dieser Nacht in seinen Armen angefühlt hatte. Wie sie gekichert hatte – Dana Scully hatte tatsächlich gekichert! Er war so kurz davor gewesen ihr alles zu sagen, sein Herz und seine Seele auszuschütten, egal mit welchen Folgen. Später, als er in seinem Apartment auf seiner Couch lag und ihn die Einsamkeit schmerzte hatte er sich weisgemacht, dass es so am Besten war. Dass eine Beziehung mit ihm für sie nur schmerzhaft sein würde. Dass sie ihn nicht so liebte, wie er sie liebte. Gott sei Dank hatte er falsch gelegen.

Mulder wurde plötzlich klar, dass er seine Gedanken hatte abschweifen lassen und ihn sowohl Claire als auch Kira in erwartungsvoll beobachteten.

„Also, woran denkst du?“, fragte er Claire.

„Hüften vor Händen.“, meldete sie sich zu Wort, sie war das bis zu den Grübchen das Spiegelbild ihrer Mutter.

Mulder nickte Kira zu und sie warf den Ball. Der Schläger traf mit einem befriedigenden Knall auf und Claire stieß einen Triumphschrei aus.

„Ich hab’s geschafft! Mami, ich hab’s geschafft!“

Kira fing den Ball und warf in noch mal und erneut traf das kleine Mädchen. Dieses Mal flog der Ball an ihrer Mutter vorbei, um einige hundert Meter weiter zu landen. Claire ließ den Schläger fallen und tanzte vor Freude.

„Gut gemacht, Baby.“, rief Kira über ihre Schulter, als sie losjoggte um den Ball wiederzuholen.

„Und du sagst, du könntest nicht schlagen. Sie werden dich Claire Sosa nennen müssen.“, witzelte Mulder, über den Enthusiasmus des Kindes lächelnd.

Zu seiner Überraschung, warf Claire ihre Arme in einer ungestümen Umarmung um seine Taille.
„Danke, Onkel Fox.“

„Sollte ich eifersüchtig sein, weil du einer anderen Frau Baseball beibringst, Mulder?“

Er drehte sich um, um Scully mit vor Vergnügen gekräuselten Lippen und verschränkten Armen hinter sich stehen zu sehen. Claire ließ ihn los und lächelte sie schüchtern an.

„Hast du gesehen wie ich getroffen habe?“

„Sicher hab ich das, und es sah sehr gut aus.“, versicherte Scully ihr. „Deine Großmutter schickt mich, ich soll euch sagen, dass das Abendessen fertig ist und ihr euch waschen sollt.“

„Alles klar! Ich verhungere!“, blubberte Claire und rannte auf das Haus zu.

Scully kicherte und Mulder legte einen Arm um ihre Schultern und drückte einen schnellen Kuss auf seine Lippen. „Du kannst jederzeit noch eine Stunde haben, Babe.“, murmelte er. „Ich kenne noch einige Techniken, die ich dir letztes Mal nicht gezeigt habe.“

Sie schürzte die Lippen und zog eine Augenbraue hoch. „Ich wette das tust du. Aber da Kira in unsere Richtung kommt und dieser ort nicht ideal ist schlage ich vor, dass du das erst später tust.

Mulder warf den Kopf zurück, lachte und erfreute sie mit dem zügellosen Geräusch. Als er Kira zögern sah, einen seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht, winkte er sie mit dem Arm heran und neigte seinen Kopf in Richtung Haus.

„Scully sagt, dass Essen sei fertig.“

Kira fiel mit ihnen in Gleichschritt als sie zum Haus zurückgingen. „Das erklärt alles. Ich hab mich gefragt warum Claire so schnell aufhören wollte zu spielen.“

Mulder bemerkte die leichte Zurückhaltung in ihren Worten, aber schob es darauf, dass Kira nur sehr wenig mit Scully geredet hatte. Sie gingen den Rest des Wegs in einer Stille, die in das Geschwätz von geordnetem Chaos überging, als sie die große Terrasse der Küche der McKenzies erreichten. Sie schlossen sich den anderen, die schon dabei waren ihre Teller mit gegrillten Hünchen, Kartoffelsalat, Wassermelone, Maiskolben und einer Reihe anderer Gerichte zu beladen, an. Die drei Kinder nahmen ihre Teller und kletterten in das kleine Spielhaus um zu essen, während die Erwachsenen sich um einen großen Gartentisch versammelten.

Mulder fand sich selbst zwischen Scully auf der einen und Kira auf der anderen Seite wieder, sein Bruder saß ihm gegenüber. Er hörte zu wie die anderen mit Leichtigkeit über Kinder, Heimwerken und Urlaube plauderten und kam sich etwas fehl am Platz vor. Er erinnert sich an Scullys Gerede von einem „normalen“ Leben und blickte hinunter, um zu sehen, dass sie ihn mit einem Mona Lisa Lächeln auf dem Gesicht ansah, und beugte sich runter um ihr etwas ins Ohr zu flüstern.

„Ich glaube nicht, dass wir noch in Kansas sind, Dorothy.“

Sie bewegte nur ihre Hand um seine leicht zu drücken, als das Gespräch plötzlich auch sie mit einbezog.

„Also, Fox, gibt es irgendetwas, das du über Grey wissen möchtest?“, fragte Shannon mit einem bösen Grinsen im Gesicht. „Du weißt schon, Dinge, die er nicht freiwillig zugeben würde?“ Obwohl sie genauso hübsch war, war Shannon das Gegenteil von Kira – glatte, blonde Haare und grüne Augen.

„Shannon.“, knurrte Grey warnend.

„Hmm. Also, Kira hat mich schon wissen lassen, dass er keineswegs immer so in seinen Namen verliebt war.“, sagte Mulder gedankenverloren und fixierte seinen Bruder mit einem unheilvollem Blick. „Was interessant ist, wenn man bedenkt, dass du mir zum gleichen Thema einen Vortrag gehalten hast.“

„Das ist noch gar nichts! Wir können noch viel interessantere Geschichten erzählen, nicht wahr Kira? Zum Beispiel wie er mit Jenny Pritchard im Auto rum gemacht hat und vergessen hat die Scheinwerfer auszuschalten und…“

„SHANNON!“

Grey lehnte sich bedrohlich über sie, als sie, wild lachend, versuchte ihn abzuwehren.

„Später.“, versprach Kira und zuckte zurück als ihr Bruder sich von Shannon ihr zuwandte.

Mrs. McKenzie verdrehte die Augen und schüttelte ihren Kopf. „Es ist gut, dass die Kinder nicht hier sind. Ehrlich, ihr drei werdet nie erwachsen werden.“

„Ich werde das Thema wechseln und versuchen meine Frau zu retten.“, sagte Rob trocken. „Dana und du müsst an einige ziemlich exotische Orte kommen. Wie weit weg wart ihr den schon bei den Ermittlungen?“

Mulder blickte zu Scully, sah dass sie ihm das Reden überlassen würde und antwortete. „Nun, die Wahrheit ist, dass die meisten unserer Fälle heimisch sind, obwohl wir viel reisen. Aber letztes Jahr sind wir in der Antarktis gelandet.“

Natürlich gab es darauf eine Reaktion. Greys Eltern blickten überrascht drein und Rob pfiff leise. „Wow. Ihr habt gerade meine Erwartungen übertroffen.“

„Was für ein Fall hat euch denn bis dort hin verschlagen.“, fragte Shannon, stütze das Kinn auf einen Hand und lehnte sich fasziniert vor.

Es tat ihm ein wenig Leid, dass er diese sehr dunklen Zeiten erwähnt hatte und Mulder rutschte unruhig in seinem Stuhl hin und her. „Ähm, ich glaube man könnte sagen, es war eine Rettungsaktion.“

„Bin ich nur begriffsstutzig oder sprichst du absichtlich in Rätseln?“, fragte Kira trocken.

Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen und entspannte sich ein bisschen. Scully hatte anscheinend Mitleid mit ihm, das sie sich nun auch zu Wort meldete.

„Was er verheimlicht, ist, dass er *mich* gerettet hat. Ich wurde entführt und dorthin verschleppt. Mulder kam mir nach.“

Greys Vater runzelte die Stirn. „Das mit der Entführung verstehe ich. Aber warum die Antarktis?“

„Ich glaube, es gibt eine Menge berufliches über das Fox und Dana nicht reden dürfen“, warf Grey zur Hilfe kommend ein. „Einzelheiten, die vertraulich sind.“

„Dann schlage ich vor, dass wir aufhören sie darüber auszuquetschen.“, sagte seine Mutter und lächelte beide warm an. „Ich habe so lange darauf gewartet, dass Fox endlich mal zu einem Besuch herkommt, dass ich nicht zulassen werde, dass der Rest von euch ihn mit Fragen verscheucht. Will jemand noch mehr? Fox? Du siehst so aus als würden dir ein paar Pfunde mehr gut tun.“

„Oh Gott, jetzt pass auf.“, murmelte Kira in sein Ohr. „Wenn Mom anfängt sich um deine Gesundheit zu sorgen, weißt du, dass sie dich offiziell adoptiert hat.“

Mulder konnte nicht anders als in ihr sanftes Lachen einzustimmen. Als er zurück blickte, bemerkte er, dass Scully ihn mit einem unidentifizierbaren Blick beobachtete.

„Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt.

Sie nickte, doch ihr Blick, der Kira folgte als sie aufstand um ihren Teller wegzuräumen, war immer noch grüblerisch. Er nahm ihren sowie seinen Teller vom Tisch, trug sie in die Küche und kam zurück um Greys Mutter zu helfen, als sie damit begann die Teller mit den Essensresten hineinzubringen.

„Fox, sei nicht albern, ich schaffe das schon.“, protestierte sie. „Geh und entspann dich.“

„Ich bin entspannt, Mrs. McKenzie. Und das ist das Mindeste, was ich tun kann, nachdem sie uns ein so grandioses Essen serviert haben.“, antwortete er, während er ein Tablett trug auf dem sich einst Hühnerbrüste befunden hatten.

Er wurde erneut aus dem Gleichgewicht gebracht, als sie sich umdrehte um ihre Hand auf seine Wange zu legen. „Danke, und nenn mich Linda, Fox. Deine Mutter hat dich gut erzogen, sie muss sehr stolz auf dich gewesen sein.“

Er konnte sich nicht schnell genug zusammenreißen – sie musste etwas in seinen Augen bemerkt haben. Nachdem sie den Teller aus seinem Griff gelöst und ihn auf den Tresen gestellt hatten, nahm sie seine Hand in ihre.

„Fox, Bill und Teena waren unsere besten Freunde. Ich habe sie sehr gemocht und ich hätte alles für sie getan. Grey zu nehmen war das Wunderbarste und zugleich das Schrecklichste, was ich je getan habe. Ich werde Teenas Augen, als ich ihn aus ihren Armen nahm, nie vergessen. Und ich werde auch nie vergessen, wie ich nach deiner Geburt in ihr Krankenhauszimmer ging und sah, wie du diese Arme wieder fülltest. Was auch immer geschehen ist, auf welche Art auch immer sie dich im Stich gelassen haben, zweifle nie daran, dass sie und Bill dich sehr, sehr geliebt haben.“

Impulsiv blinzelte Mulder und lehnte sich nach vorn um einen schnellen Kuss auf ihre Wange zu drücken, wobei er sich selbst überraschte. „Danke.“

Sie drückte seine Hand, bevor sie sie losließ. „Jetzt geh und hab Spaß. Ich kann das hier zu Ende machen.

Er war auf seinem Weg zurück nach draußen, als ein Geräusch seine Aufmerksamkeit erregte und er folgte ihm in den nächsten Raum. Rob saß auf der Couch im Wohnzimmer, der Fernseher lief und er hielt die Fernbedienung umklammert. Schuldig blickte er auf.

„Shannon wird sauer sein, wenn ich fernsehen, also schau ich nur wie’s steht.“

Alles andere hörte er nicht mehr. Er erinnerte sich nicht auf den Boden gesunken zu sein oder das Rob hinauslief um Scully zu holen. Alles was er sah, war das Gesicht des kleinen Mädchens. Alles was er hörte war die ernste Stimme des Nachrichtensprechers.

„…achtjährige Samantha Thomas wurde heute Morgen um sieben Uhr dreißig in ihrem Haus in Rockville als vermisst gemeldet. Das Vorgehen passt zu dem, des Mannes, der als „Paper Hearts“ Mörder bekannt ist und die Polizei hat eine landesweite Fahndung eingeleitet…“

Er bemerkte nicht, dass er seinen Kopf auf seine Knie gelegt hatte, bis er spürte wie Scullys sanfte Hand durch sein Haar strich und sich warm auf seine Schulter legte. Er blickte auf und sah die Sorge und die Verwirrung in ihrem warmen Blick.

„Mulder? Was ist los?“

Ihre Augen folgten seinen zum Bildschirm und er sah wie Verständnis und Kummer ihre Augen durchfluteten.

„Er hat es wieder getan Scully. Oh, Gott, er hat es wieder getan.“
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